Flammende Versuchung
kletterte aus dem Bett und ging nackt zur Waschschüssel, wo er einen frischen Waschlappen auswrang. Deirdre ließ sich den sehr attraktiven Anblick nicht entgehen. Sie mochte wund sein, aber sie war nicht tot!
»Ich hätte nicht zulassen dürfen, dass ich deinetwegen meine Selbstbeherrschung verlor«, sagte er steif, als er zurückkehrte. »Das war schwieriger als nötig.«
Sie konnte sich ein ungläubiges Lachen nicht verkneifen. »Das war schwierig? Warst du dabei?« Sie errötete. »Ich glaube, ich habe die Raben im Tower mit meinem Jaulen erschreckt.« Dann biss sie sich auf die Unterlippe. »Meinst du, die Dienerschaft hat mich gehört?«
Er grunzte. »Nein. Sie werden ausgesprochen gut dafür bezahlt, dass sie so etwas nicht hören.« Er streckte die Hand aus, um sie zu säubern, aber sie nahm ihm das Tuch ab, da sie plötzlich wieder schüchtern war. Doch er wandte sich nicht ab, sondern legte sich neben sie.
Es war ja auch sein Bett.
Deirdre wusch sich rasch die Schenkel ab, aber es gab nicht viel, was sie gegen den Flecken auf der Tagesdecke tun konnte. Sie schaute auf, um zu sehen, ob Calder es bemerkt hatte. Aber er schlief fest, nackt und arglos, die Anstrengung der letzten Wochen deutlich auf seinem schönen Gesicht zu sehen.
Sie hatte ihn verrückt gemacht, das wusste sie. Ein Großteil davon war unbeabsichtigt geschehen. Ein Teil beruhte auf Gegenseitigkeit. Doch das hielt sie nicht davon ab, dass ihr leidtat, was sie ihm zugemutet hatte.
Sie warf das benutzte Tuch unters Bett – was ein kindisches Verhalten war, aber sie konnte es nicht ertragen, es weiter in Sichtweite zu haben – und rollte sich neben ihrem Mann zusammen und beobachtete seinen Schlaf.
Sein Liebesspiel hatte einen Hauch Bitterkeit enthalten – oder war es Hoffnungslosigkeit? Sie hatte ihn so fest gehalten, doch jetzt fragte sie sich, ob er ihre Arme um seinen Körper überhaupt gespürt hatte.
Sie würde ihn vor seiner eigenen Finsternis beschützen, wenn sie es konnte – würde all die Jahre voller Einsamkeit und Bedauern von ihm reißen und durch Freude und Zufriedenheit ersetzen.
Doch wie sollte sie es ihn wissen lassen? Dieser Mann hatte alle Lügen gehört, die eine Frau erzählen konnte, und er hatte sie geglaubt – einst. Wie sollte sie ihn dazu bringen, ihr jetzt zu vertrauen, wenn sie die ganze Zeit über nichts anderes gemacht hatte, als ihn abzuweisen, seit sie als seine Frau in sein Haus zurückgekehrt war?
Er hatte ihren Stolz gekränkt. Er hatte ihre Erwartungen zerstört, als wären sie nichts weiter als ein Kartenhaus.
Er hatte Befehle gebellt und Ultimaten gestellt, ohne sie ein einziges Mal nach ihrer Meinung zu fragen. Da hatte sie sofort gewusst, dass er nicht die leiseste Ahnung hatte, was für eine Frau hinter dem perfekten Gesicht, in dem modischen Kleid steckte. Sie liebte ihn, seit sie sechzehn war. Er wusste nicht einmal, wer sie war.
Sie strich ihm das dunkle Haar aus der stolzen Stirn, während er schlief. »Du dummer Mann«, flüsterte sie. »Ehrlich, ich weiß nicht, warum ich dich so sehr liebe.«
Er liebte sie nicht. Wie konnte man auch einen Fremden lieben?
Ihr erster Fehler, so wollte es ihr scheinen, war gewesen, überhaupt um seine Hand anzuhalten. Sie hatte es völlig falsch gemacht, dabei hatte sie geglaubt, so schlau zu sein, indem sie ihn in seinem schwächsten Augenblick angesprochen und die Gründe angeboten hatte, die ihn am ehesten überzeugen würden.
Sie hatte sich verhalten wie Tessa – nur schlimmer, denn Tessas Motive waren immer klar, immer echt. Tessa wollte, was am besten für Tessa war – im materiellsten Sinne.
Sie, Deirdre, war auf einen größeren Fang ausgewesen. Sie hatte eine herzlose Vereinigung vorgeschlagen – eine Lüge, denn jedes Wort hatte sie mit der Hoffnung vorgebracht, sein Herz zu gewinnen. Jetzt hatte sie keinerlei Hoffnung mehr, dass er die Wahrheit erkennen könnte.
Was sollte sie jetzt also tun? Sie konnte die Zeiger der Uhr nicht zurückdrehen. Sie konnte schlechterdings in das Haus am Primrose Square zurückkehren, ihre Mädchenkleider tragen und ihn mit den üblichen Mitteln für
sich gewinnen, das uralte Ritual der Werbung. Ein Mann musste nicht um seine eigene Frau werben!
Es sei denn …
Sie rollte sich auf den Rücken und betrachtete eingehend den Himmel über dem Bett. Schatten von den verglimmenden Kohlen verwandelten den riesigen Raum in eine urzeitliche Höhle ohne Ecken oder gerade Linien.
Sie hatte ihren Ehemann nicht
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