Flammende Versuchung
uns eine Arche bauen.«
Es war nicht wirklich lustig, aber Deirdre lachte hilflos in ihr Taschentuch. Irgendwie erleichtert, aber immer noch am Boden zerstört, gelang es ihr, Sophie anzugrinsen. »Schrecklich. Du wirst dich damit abfinden müssen, dass es dieses Mal reicht, dass du guten Willens warst.«
Sophie lächelte, was ihren schmalen Gesichtszügen einen selten gesehenen Glanz verlieh. »Gern geschehen.« Dann stand sie auf und strich sich die Röcke glatt. »Und jetzt ist es an der Zeit, dass du von deinem hübschen Hintern aufstehst. Du musst Pläne schmieden.«
»Pläne?«
Sophie verschränkte die Arme. »Willst du mir etwa sagen, dass du einfach so aufgeben willst? Hast du denn gar nichts aus den Geschichten gelernt, die ich für euch übersetzt habe? Es kann am Ende keine große Belohnung geben, wenn vorher nicht eine schwierige Probe bestanden wurde. Und das hier ist deine. Du musst dich vor Brookhaven beweisen und ihn zurückgewinnen.«
»Mich vor ihm beweisen?«
Sophie streckte die Hand aus und zog Deirdre am Ohr wie einen säumigen Schüler. »Plapper mir nicht alles nach. Wir müssen erstmal herausfinden, wo du dich so furchtbar falsch verhalten hast.«
Deirdre rieb sich das Ohr und zog eine Grimasse. »Jedenfalls habe ich ihn nicht am Ohr gezogen.«
Sophie grunzte. »Vielleicht hättest du das tun sollen. Männer sind ja manchmal so schwer von Begriff.«
Deirdre kniff die Augen zusammen. »Seit wann ist dir denn das andere Geschlecht so vertraut?«
»Ich begreife recht schnell, anders als andere, die ich nennen könnte. Also, hast du dich ihm hingegeben?«
Deirdre wurde rot und wandte den Blick ab. »Sophie!«
»Oh, bitte.« Sophie winkte ab. »Ich bin auf dem Land groß geworden, Dee. Ich weiß, wie man sich paart. Es ist nur der gesellschaftliche Aspekt des Ganzen, mit dem ich nichts anzufangen weiß.«
Deirdre räusperte sich. »Äh … ja, ich habe mich ihm hingegeben.«
»Hat er dich gewollt?«
Das war wohl eine viel zu schwache Beschreibung für den dunklen Hunger, der von ihm Besitz ergriffen hatte. Lust war zu einfach, und Liebe – nun, war Liebe, außer ihrer eigenen, jemals mit im Spiel gewesen? »Es war … kompliziert. Ja, er hat mich gewollt. Zumindest zeitweise.«
Sophies Augen leuchteten auf. »Ah! Das ist ausgezeichnet. Mit Ambivalenz lässt sich arbeiten!«
Deirdre lachte, auch wenn sie zugleich die Stirn runzelte. »Wovon redest du da, du verrücktes Ding?«
Obwohl sie schier stundenlang darüber diskutierten, fiel Sophie nichts Besseres ein, als Deirdre – nämlich Calder dazu zu bringen, richtig um sie zu werben, in gewisser Hinsicht also, noch einmal von vorne anzufangen.
Die Unterhaltung wandte sich anderen Dingen zu, und dann war da der plötzliche und heftige Hunger nach Süßem …
Sophie schüttelte den Kopf und steckte sich ein weiteres
Stück Karamell in den Mund. »Früher habe ich immer gedacht, wie unfair das alles doch ist«, sagte sie mit vollem Mund. »Schließlich habe ich dieselbe Anzahl an Augen und Ohren und Gliedern wie du. Ich habe blaue Augen – naja, blaugraue zumindest – und helles Haar. Und doch ist der Gesamteindruck so viel anders …« Sie zuckte die Achseln. »Ich hatte immer gedacht, dass für dich alles viel leichter wäre.« Sie verdrehte die Augen. »Außer Tessa, natürlich.«
Deirdre gluckste. »Oh, ja, bitte. Lass Tessa aus dem Spiel. Wo ist meine geliebte Stiefmutter überhaupt?«
Sophie holte tief und zufrieden Luft. »Weg.« Als Deirdre sie erschrocken ansah, fing sie an zu lachen. »Oh, ich habe sie nicht um die Ecke gebracht oder irgendsowas, auch wenn mir der Gedanke ein-, zweimal oder tausendmal gekommen ist.« Sie beugte sich verschwörerisch grinsend vor. »Lady Tessa hat einen Liebhaber.«
Deirdre zuckte nur die Schultern. »Ich kann mir gar nicht erklären, warum sie so lange dafür gebraucht hat. Sie hat eigentlich immer einen.«
Sophies Pupillen weiteten sich. »Dann war sie schon so, als du noch klein warst?«
»Sie war so innerhalb eines Monats, nachdem mein Vater gestorben war.« Alter Zorn regte sich in ihr und legte sich wieder. »Aber das ist egal. Tessa ist so unmoralisch wie eine Katze. Man kann nur hoffen, dass zuerst ihr Aussehen schwindet und dann erst ihre Kondition nachlässt.«
Sophie rollte sich auf den Rücken und starrte an die Decke. »Tessa ist so schön … fast so schön wie du.«
Deirdre zog eine Augenbraue hoch. »Danke. Die meisten Leute sagen es andersherum.«
»Bis sie
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