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Flammender Diamant

Titel: Flammender Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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Erin.
    »Auf eine gewisse Weise ja. Warum?«
    »Hätte ihm das Bild gefallen, Diamanten als so eine Art Erbrochenes der Erde zu sehen?«
    Cole sah Erin so genau an, daß sie sich fühlte, als wäre sie gerade von einem Suchscheinwerfer erfaßt worden. »Ja«, sagte er. »Fällt dir dazu noch mehr ein?«
    Sie zögerte. »Du wirst mich für verrückt halten, aber diese Felsen da sehen in meinen Augen schon etwas wie schwarze Schwäne aus.«
    Erin deutete auf das Foto, in dem Bridget McQueen auf der windigen Anhöhe stand. Einen Augenblick lang blieb Cole völlig regungslos. Dann nahm er das Foto und die Lupe.
    »Nein«, sagte sie. »Nicht so. Leg die Lupe weg und betrachte es so, daß das Bild etwas unscharf wird.«
    »Als wenn ich betrunken wäre?« fragte er trocken.
    »Zum Beispiel. Abe scheint doch die meiste Zeit angetrunken verbracht zu haben.«
    Nach kurzem Warten meinte Cole: »Könnte sein, daß das Schwäne sind. Aber das könnte man wahrscheinlich über jeden Höhenzug sagen, auf dem große Stücke schwarzen Kalksteins liegen.«
    »Aber das hier ist nicht irgendein Höhenzug. Das ist der, auf dem Bridget McQueen stand und den Mann anlächelte, den sie später heiraten würde, während Abe im Hintergrund stand und glaubte, sie gehöre ihm.«
    »McQueen... Königin. Königin der Lügen.« Cole runzelte die Stirn. »Das würde passen. Aber damals konnte Abe Diamanten noch nicht von Quarz unterscheiden.«
    »Würdest du sagen, daß er besessen war von meiner Großmutter?«
    »Wahrscheinlich. Und sei es nur der Rache wegen. Ein Mann, der so betrogen worden ist, will Blut sehen.«
    Erin betrachtete das Bild und sah plötzlich Lai, die makellose Lai mit dem katzenhaften Körper. Rache konnte leicht die Folge betrogener Liebe werden. Erin blickte auf und wollte fragen, ob es eher Rachegelüste und Haß waren, die Cole mit Lai verbanden, als Liebe. Aber das wäre die Art von persönlicher Frage gewesen, die Erin für unzulässig erklärt hatte.
    »Wäre es nicht möglich«, sagte sie, den Blick ganz auf die Fotos konzentriert, »daß Abe noch oft wieder dorthin zurückgegangen ist, wie zu einer Art perversem Heiligtum?«
    »Das ist mehr als nur möglich. Es hätte ihm ähnlich gesehen, immer wieder hinzugehen, sich zu betrinken, sich zu erinnern und die Tage in Wut zu verbringen, bis er zu erschöpft war, um sich noch über irgendwas aufzuregen.«
    Erin mußte sich bemühen, nicht zu fragen, ob Cole wohl auch so einen Platz hatte.
    »Wie viele Geschwister hat dein Vater?« fragte Cole abwesend.
    Sie blinzelte. »Keine. Er ist ein Einzelkind.«
    »Wenn wir recht haben in bezug auf Bridget und Abe, weißt du, was das bedeutet?« Noch bevor Erin etwas sagen konnte, zitierte Cole aus den Versen, die zu den Diamanten gehörten: »>Dann komm in mein Land / Enkel des Verrats / Blut von meinem Blut... < Du bist Abes Enkelin, nicht seine Großnichte! Du bist der Sprößling des Verrats<.«
    »Nett«, sagte sie, offensichtlich das Gegenteil meinend. »Das wollte ich immer schon: einen verrückten Vorfahren.«
    Cole lächelte schief. »Keine Sorge. Falls es irgendwelche schlechten Gene gegeben hat, dein Vater hat sie auch nicht bekommen. Klarer als er kann man kaum sein.«
    Erin fing an, noch mal die Verse durchzusuchen. »>Find es, wenn du kannst / Wenn du zu gehen wagst / Wo schwarze Schwäne ziehn / Über eines toten Meeres Knochen.. .< Nun, das ist ganz klar. Aber den nächsten Teil verstehe ich nicht.«
    »Soll ich es dir noch mal erklären?« bot er ihr an.
    »Verzichte«, sagte sie schnell. »Ich denke, meine Kenntnisse in australischem Sex-Slang sind ausreichend.«
    »Du hast mich gefragt.«
    Erin verzog das Gesicht. »Auf jeden Fall muß ich zugeben, daß der Mann eine Schwäche für Doppeldeutigkeit hatte. Zum Beispiel der Titel. Den kann man verstehen als Kommentar zu dem Gedicht selbst, zur Entstehung von Diamanten und zu Diamanten überhaupt. Nicht schön, aber nicht dumm.«
    Cole wartete und sah Erin dabei an. Ihre langen, schlanken Finger wanderten über die Verse, aber ihre Augen sahen nicht darauf. Er spürte die gleiche volle Konzentration in ihr, die sie sonst aufs Fotografieren beschränkte - oder aufs Lieben.
    »Bist du sicher, daß es keine Höhlen auf Abes Gelände gibt ?« fragte sie schließlich.
    »Keine, die ich kenne.«
    Erin seufzte. »Na ja, aber die Idee war gut.«
    »Welche?«
    »Wenn es in den Knochen des toten Meeres Höhlen oder Durchgänge gäbe und man hätte Abes verquere Einstellung zum

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