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Flammender Diamant

Titel: Flammender Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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»Was passiert dann mit den Filmen?«
    »Nichts, wenn ich vorsichtig bin. Die Emulsion ist selbst bei dieser Hitze stabil. Nur direkte Sonneneinstrahlung kann schwierig werden. Die Tasche, in der ich Filme transportiere, wenn ich arbeite, ist isoliert.«
    »Wie viele Filme hast du seit der Abfahrt schon belichtet?«
    »Nicht viele.«
    Er lächelte ein wenig. »Wie viele sind nicht viele?«
    »Weniger als ich möchte. Wenn ich wirklich an der Arbeit bin, kann ich alle fünf Minuten einen neuen Film einlegen.«
    »Kein Wunder, daß die Kühlbox so groß ist«, sagte er. »Das müssen an die zehn Kilo Filme sein.«
    »Dafür trägst du zehn Kilo Munition.«
    »Wenn sie mir ausgeht, werde ich deinen Film nehmen.«
    »Ich wünschte, ich könnte dasselbe über deine Munition sagen. Wie lange werden wir hier draußen bleiben?«
    »Bis die Regenzeit anfängt.«
    »Und das bedeutet?«
    »Bis es regnet.«
    »Vielen Dank. Ich versuche, sparsam mit den Filmen umzugehen, aber bei der Arbeit vergesse ich alles. Jedes Motiv, das mir begegnet, ist so neu. Ich habe immer Angst, daß ich es vielleicht nie wieder zu sehen bekomme.«
    Cole berührte sanft Erins Wange. »Wenn ich beim Schürfen bin, geht es mir genauso. Jedes Fleckchen Erde birgt einen Schatz, der nur darauf wartet, gefunden zu werden.«
    Noch bevor Erin auf die kleine Zärtlichkeit reagieren konnte, war Cole schon wieder völlig auf das immer schwieriger werdende Gelände konzentriert. Erin biß sich auf die Lippen und versuchte, nicht darauf zu achten, daß ihr Herz schneller schlug nur wegen einer so einfachen Sache wie der flüchtigen Berührung seiner Fingerspitzen. Sie sah sich draußen um.
    »Sieh mal - Känguruhs!« sagte sie plötzlich.
    Cole schaute kurz nach rechts. »Gibt's nicht.«
    »Was? Natürlich sind das Känguruhs. Kein anderes Tier hopst so.«
    »Nein«, sagte er. »Du kannst jeden Australier fragen. Sie sind entweder Kängas oder Ruhs. Ich persönlich würde die da drüben für Ruhs halten. Kängas gibt's eher weiter westlich.«
    Erin kicherte und spürte, wie ein wachsendes Gefühl von Gemeinsamkeit sie mehr und mehr in seinen Bann zog, immer wenn sie gerade nicht aufpaßte und spontan auf ihn reagierte. Er schien ähnlich auf sie zu reagieren - ohne Berechnung.
    Du bist verrückt, Erin Shane Windsor, sagte sie sich.
    Es ertönte kein Widerspruch.
    Zehn Minuten später blieb der Rover in einem kleinen Stück Schatten unter einem vorstehenden Felsen stehen. Cole stieg aus, überprüfte den Behälter mit der Bremsflüssigkeit und schraubte ihn wieder zu.
    »Schwierigkeiten?« fragte sie.
    »Wir verlieren etwas Flüssigkeit, aber nicht so viel, daß wir uns Sorgen machen müßten. Wir haben noch eine ganze Menge in Reserve.«
    Cole wischte sich mit dem Handrücken die Stirn ab und setzte den Hut dann wieder auf, wobei er den Himmel betrachtete. Durch Hitze und Feuchtigkeit schimmerte dieser in einer besonderen Mischung von Silbergrau, die es nur in den Tropen gibt. Er wandte seine Aufmerksamkeit dem trockenen Bachbett zu, das sich neben der Straße durch die Erde gefressen hatte. Jetzt war nicht eine Spur von Wasser zu ahnen. Das hatte er auch nicht erwartet.
    »Ich werde mir die Wände des Wassergrabens hier mal genauer ansehen. Wenn du versprichst, nicht mit Fotografieren anzufangen, kannst du im Schatten des Rovers bleiben. Sonst kommst du mit mir.«
    »Warum?«
    »Ich habe keine Lust, dich nachher eine halbe Stunde suchen zu müssen«, sagte er trocken. »In dieser Gegend könntest du dich leicht verirren.«
    »Ich komme mit dir. Meine Kamera auch.«
    Während Cole den tief eingeschnittenen Rand des Wassergrabens untersuchte, ließ Erin die Winkel, Schatten und die Dichte der Landschaft auf sich wirken. Langsam wurde sie von einer eigentümlichen Erregung durchdrungen, die sie bisher erst einmal in ihrem Leben erfahren hatte; als sie begonnen hatte, die Arktis als das zu akzeptieren, was sie war, ohne sie ändern zu wollen.
    Sobald Erin aufhörte, nach vertrauten Linien und Farben zu suchen, begann die durchdringende, geheimnisvolle Schönheit des Kimberley sie zu erfüllen. Die wilde Hitze des Tages fand einen Ausgleich in der Nacht, die sich, von Städten unbeeinträchtigt, von Horizont zu Horizont erstreckte. Die spärliche Vegetation fand einen Ausgleich in der lebendigen Eleganz der eigenartig geformten Eukalyptusbäume und dem fließenden Flüstern des Wüstengrases. Die geringe Anzahl der Tiere fand einen Ausgleich in ihren verblüffenden

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