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Flammender Diamant

Titel: Flammender Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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auf und schaute sehnsüchtig zu den kleinen Schattenflächen zwischen den Bäumen hinüber.
    »Wir machen ein paar Kilometer weiter eine Pause«, sagte Cole. »Auf der offiziellen Karte ist nicht viel zu sehen, aber das Gelände hebt sich auf mehr als dreihundert Meter. Es gibt da eine Schlucht, die ich mir ansehen will. Sie liegt an einem Übergang zwischen Sand- und Kalkstein.«
    »Gibt es da auch diesen - wie hieß das Ding noch gleich - mit den Höhlen?«
    Cole lächelte über Erins Eifer. »Karst. Nein, der ist noch weiter landeinwärts.«
    »Keine Höhlen, hmm?«
    »Nicht daß ich wüßte. Aber ich habe mir die Gegend noch nie genauer angesehen. Als ich das letzte Mal bei Dog Vier war, bin ich von einer anderen Seite hergekommen.«
    Erin sah ihn neugierig an. »Wann warst du das letzte Mal auf dem Kimberley?«
    »Schon eine Weile her.«
    »Warum?«
    »Ich bin Prospektor.«
    »Hast du je etwas gefunden?«
    »Ich bin zufrieden«, sagte er und teilte seine Aufmerksamkeit zwischen der immer rauheren Piste und einem Teil der Kimberley-Landschaft, der ihm neu war.
    »Auch Diamanten?« fragte Erin.
    »Ein paar.« »Gold?«
    »Hier und da.«
    Erins Lippen wurden schmal. »Weißt du, daß du jedesmal, wenn das Thema du und das Kimberley aufkommt, entweder das Thema wechselst oder nichts mehr sagst?«
    »Also hör mal, ich habe alle Hände voll zu tun damit, zu fahren und gleichzeitig zu raten, welche Gesteinsschichten hier wohl unter uns sind. Gibt es etwas, das du wirklich über mich und das Kimberley wissen willst, oder hast du nur Lust auf ein kleines Schwätzchen?«
    Erin zog sein Hemd unter sich hervor und wischte sich mit dem Rand den Schweiß vom Gesicht. »Wie bist du an Abes Diamanten und das Testament gekommen?«
    »Kommt das Mißtrauen gegen mich nicht etwas spät?«
    »Besser spät als -«
    »- nie«, unterbrach Cole sie sarkastisch. Er schloß seine Hände fester um das Lenkrad und dachte an Onkel Lis dünnen Hals. »Jeder, der mal einen Claim in Westaustralien hatte, ist irgendwann auf Abes Station gewesen. Er war das Interessanteste, was das Kimberley zu bieten hatte. Schürfer, Gelehrter, Spion. Was du auch willst, er hatte alles schon einmal gemacht. «
    »Spion?« fragte sie ungläubig.
    »Muß wohl in der Familie liegen.«
    Erin ließ sich nicht ablenken. »Wenn du das weißt, mußt du ihn doch sehr gut gekannt haben.«
    »Ist das eine Anschuldigung oder eine Frage?«
    »Such's dir aus.«
    Gespannte Stille, dann antwortete Cole: »Wir haben einmal eine besonders frühe Regenzeit zusammen durchgestanden oder besser gesagt durchgesessen.«
    »Warum hast du mir das nicht schon eher erzählt?«
    »Du hast nicht danach gefragt.« Cole sah Erin kurz und ein-dringlich an. »Abe ist tot. Was immer wir getan oder nicht getan haben, hat nichts mit meiner Tätigkeit jetzt zu tun. Nichts, was ich in der Vergangenheit gemacht habe, betrifft uns jetzt noch. Also, anstatt Mißtrauen gegen den einzigen Mann auf dem Kimberley zu hegen, der auf deiner Seite ist, mach dir lieber Sorgen um den neuesten Mitspieler in unserem Spiel - Jason Street.«
    »Machst du dir Sorgen seinetwegen?«
    »Ich wäre verrückt, wenn ich es nicht täte.«
    »Haben wir deswegen die Station verlassen?«
    »Unter anderem.« Cole zuckte mit den Schultern. »Aber mehr als einen oder zwei Tage gewinnen wir nicht dadurch. Street kennt das Kimberley besser als jeder andere lebende Weiße. Die Aborigines verehren ihn fast genauso wie Abe. Aus Angst, nicht aus Liebe.«
    Erin sah über das leere Land hinaus. »Nun ja, hier gibt es eine Menge Gelände, in dem wir verschwinden können.«
    »Es gibt aber nur ein paar Wasserstellen. Street kennt sie alle. Und was er nicht weiß, werden ihm die Aborigines sagen. Über kurz oder lang wird er uns finden. Wahrscheinlich sogar sehr bald.«
    »Warum sind wir dann hier draußen in diesem verdammten Ofen?«
    »Hier ist jeder, dem wir begegnen, ein Feind. Auf der Station konnte ich nicht sicher sein. Und jedes Zögern kann sich als tödlich erweisen.« Er wandte sich Erin zu. »Du könntest innerhalb von vierzehn Stunden im Flugzeug sitzen. Willst du immer noch Diamanten suchen gehen?«
    »Was denkst du denn?«
    »Ich denke, die Kühlbox mit dem Film steht in der Sonne.«
    Erin sah ihn erstaunt an und drehte sich nach hinten um. Das reflektierende Tuch, das sie über die Kühlbox gelegt hatte, war heruntergerutscht. Sie zog es wieder zurecht.
    »Das Eis wird irgendwann doch schmelzen«, sagte Cole schließlich.

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