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Flammender Diamant

Titel: Flammender Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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er zu, wie Erin vorsichtig die letzten Tropfen aus der Kühltasche in die Öffnung der großen Feldflasche goß. Als sie sie zugeschraubt und ihm gegeben hatte, war er erstaunt über das Gewicht.
    »Fast drei Liter«, sagte er. »Gut.«
    Er sagte nichts dazu, was für ein geringer Anteil einer Tages-
    ration das nur war. Er hängte einfach die Feldflasche gegenüber der anderen großen Feldflasche an seinen gewobenen Gürtel. Auch in jener waren etwa drei Liter Wasser.
    »Nimm deine Feldflasche und den Gürtel ab«, sagte Cole und streckte seine Hand aus.
    »Ich kann sie schon tragen.«
    »Runter damit.«
    »Cole -«
    »Nein«, unterbrach er sie knapp. »Ich bin dreimal so kräftig wie du. Gib sie her.«
    Erin sah an seinem harten, grauen Blick, daß jedes Argument zwecklos sein würde. Nicht nur das, sie würde auch unnötige Energie damit verschwenden. Sie gab Cole die Feldflasche und ließ den Gürtel fallen. Automatisch ging sie zum Rover zurück und zog ihre Kameratasche heraus. Aber fast im selben Moment bemerkte sie, was sie da tat, und ließ den Gurt aus der Hand gleiten. Als sie sich Cole wieder zuwandte, waren ihre Hände leer.
    »Tut mir leid«, sagte Cole und berührte kurz Erins Wange.
    »Das war nur die Macht der Gewohnheit. Da wir die Kamera weder essen noch trinken noch damit töten können, brauchen wir sie ja nicht, oder?«
    »Nein. Wing wird dir aber alle Sachen ersetzen.«
    Sie nickte. Aber selbst wenn sie überlebte und man ihr die ganze Ausrüstung erstattete, konnte doch niemand den schon belichteten Film ersetzen. Erin verdrängte den Gedanken, denn es nützte nichts, darüber nachzudenken.
    Cole sah auf seinen Kompaß und ging mit ruhigem, gleichmäßigem Schritt voraus das Bachbett entlang. Erin folgte ihm, versuchte, sich nicht um den Schweiß zu kümmern, der ihren Körper hinunterrann, und die Hitze, die in Schwaden vom Boden aufstieg. Sie wanderten ein paar Kilometer aufwärts, dann bog Cole ab und hielt auf ein schwarzsamtenes Fleckchen
    Schatten zu, das am Hang eines der Kalksteinhügel lag. Es war mehr eine Nische als eine Höhle und bot einen guten Überblick über das Bachbett hinunter. Verblichene, einfache Felszeichnungen waren in den rauhen Kalkstein gekratzt. Rußspuren von Lagerfeuern zeichneten die Wände.
    »Aborigines«, sagte Cole, als er sich umsah. »Hier muß während der Regenzeit ein Stamm gewohnt haben.«
    Erin vergaß die Hitze und dachte daran, daß sie hier hätte fotografieren können, wenn ihre Kamera verfügbar gewesen wäre.
    »Hier kann man uns aus der Luft nicht ausmachen. Bis es dunkel wird, sind wir so sicher«, sagte Cole. Als er sich von den Zeichnungen abwandte, sah er Erins sehnsüchtigen Blick. »Vielleicht fühlst du dich wohler, wenn ich dir sage, daß es im Outback Tausende solcher Orte gibt. Du wirst bestimmt noch einmal Gelegenheit bekommen, ein altes Aborigine-Lager zu fotografieren.«
    Sie nickte und dachte daran, ob Cole wohl selber glaubte, was er da sagte - daß sie überleben würden, nicht sterben. Aber sie fragte nicht. Dadurch würden sich ihre Überlebenschancen auch nicht verbessern.
    »Seltsames Gefühl, diese Zeichnungen anzusehen.«
    »Das ist heiliger Boden hier. Jedes bißchen Landschaft, das auch nur eine Spur anders ist, ist den Aborigines heilig. Jede Wasserstelle, jeder ungewöhnlich geformte Felsen, einfach alles, was nicht flach und steinig ist und mit Gras oder mageren Eukalyptusbäumen bewachsen.« Cole ließ den Rucksack fallen und schüttelte sich. »Aber wir brauchen uns keine Gedanken über ungebetene Gäste zu machen. Dieser Ort hier ist nicht mehr benutzt worden, seit die Weißen nach >Down Under< gekommen sind.«
    »Woher weißt du das?«
    »Keine kaputten Flaschen oder Bierdosen.« Cole deutete auf den Rucksack. »Nimm den als Kopfkissen. Schlaf, wenn du kannst. Wir haben einen langen Nachtmarsch vor uns.«
    »Die ganze Nacht? Hast du wirklich so viel Angst davor, daß wir entdeckt werden?«
    »Wir brauchen weniger Wasser, wenn wir nachts laufen und tags schlafen.«
    Erin fragte, was sie eigentlich nicht hatte fragen wollen: »Wie lange werden wir bis zur Gibb Road brauchen?«
    »Vier Tage, wenn wir Glück haben. Eher sechs. Auf dem letzten Stück wird das Land verflucht rauh, und dann werden wir schon viel schwächer sein.«
    »Und wieviel Zeit haben wir?«
    »Wenn wir nur das Wasser aus den Feldflaschen haben, sind wir bis morgen um diese Zeit ohne Vorrat. Am Tag darauf können wir schon nur noch schwankend

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