Flammender Diamant
»Herrgott... noch mal.«
Schließlich schaltete Faulkner das Gerät ab und zog eine Lupe aus der Kostümjacke. Sie betrachtete jeden Stein und wandte sich dann an Windsor.
»Alle bis auf eine Ausnahme sind vom ersten Wasser, D, 0+, River, hochfeines Weiß, Blanc Exceptionnel, wie immer du es nennen willst«, sagte sie. »Es sind die perfektesten Steine, die ich je zu sehen das Glück hatte.«
»Scheiße«, murmelte Windsor.
»Die Farben könnten vielleicht bestrahlt sein«, fuhr Faulkner fort, »aber ich bezweifle es. Bestrahlung läßt sich zu leicht nachweisen. Man verwendet sie, um Einschlüsse oder unschöne Formen zu schönen, aber diese Kleinen hier haben keine erwähnenswerten Probleme, schon erst recht nicht welche, die man verstecken müßte. Ich wette gern, und hier wette ich, daß es sich um sogenannte >Schönheiten< handelt.«
Windsor murmelte etwas und fragte dann: »Wie dramatisch ist es?«
»Könnte kaum schlimmer sein. Neben diesen Steinen wirken andere Diamanten wie Glasperlen.«
»Das verstehe ich nicht«, sagte Erin.
Faulkner legte alle Diamanten bis auf den grünen zur Seite. »Nehmen wir eine durchschnittliche Diamantenmine. Nur zwanzig Prozent der Ware, die dort gefunden wird, hat Edel-
Steinqualität. Und davon wieder wird weniger als ein Prozent nach dem Schliff noch über ein Karat haben. In anderen Worten: Weniger als zwei Zehntel von einem Prozent der Ausbeute einer Diamantenmine ist schließlich größer als ein Karat Edelsteinware. Und von denen ist wiederum nur ein verflucht kleiner Prozentsatz D lupenrein.«
Erin blinzelte und sah die Diamanten an. Sie waren viel größer als ein Karat.
»Ich bin zu alt, um noch hundertprozentige Aussagen zu den Farben zu machen«, fuhr Faulkner fort, »aber ich verwette meinen Lieblingssohn, daß alle bis auf einen von diesen weißen Steinen D sind. D oder nicht, die Biester sind lupenrein. Seltene Diamanten. Sehr, sehr selten.«
Windsor ächzte.
»Ja«, sagte Faulkner. »Aber das ist noch nicht das Schlimmste. Wenn es um >Schönheiten< geht, müssen wir ein neues Wort für selten erfinden. Das macht dieses Häufchen Steine so gefährlich: Wenn sie einfach nur groß und lupenrein wären, würde ConMin euch immer noch mit Steinen aus Namibia schlagen können. Aber solche wie die hier gibt es in Namibia nicht. Die gibt es nirgendwo. Dieses Grün hier ist absolut einzigartig. «
Nach einem Moment des Schweigens wandte sich Faulkner von den schönen, gefährlichen Steinen ab und blickte Windsor an. »Wir hätten ein paar Soldaten zur Sicherheit mitbringen sollen. Das hier ist schlimmer als alles, was wir erwartet hatten. Und«, - sie lächelte kalt - »auch besser. Ich habe schon so lange darauf gewartet, van Luik endlich dranzukriegen.«
»Sind Sie die Diamantenexpertin vom CIA?« fragte Erin.
Faulkner zögerte und zuckte dann die Schultern. »Matt sagt, daß man Ihnen trauen kann. Hoffentlich hat er recht. Im Augenblick bin ich Regierungsberaterin bei der größten amerikanischen Juwelenhandelsfirma. Dieser Job macht es erforderlich, daß ich mit einer Gesellschaft zusammenarbeite, die in Amerika nicht direkt auftreten kann, weil Monopole bei uns illegal sind.«
Erin spürte, wie sich der Boden unter ihren Füßen bewegte, als sie wieder in die Welt ihres Vaters gezogen wurde, die der internationalen Machtpolitik. Die Welt, die Erin beinah zerstört hatte.
»Haben Sie schon Expertisen dafür anfertigen lassen?« fragte Faulkner mit einer Geste zu den Diamanten.
Erin schüttelte den Kopf.
»Gut«, sagte Faulkner. »Die Welt der Diamanten ist verkabelt wie ein Stromnetz. Ob man mit diesen Steinen in Santa Monica zur GIA geht oder zu irgendeinem kleinen Prüfer in der Hill Street, man würde damit einen Aufruhr auslösen, der schon in ein paar Stunden auch London und Antwerpen erreicht hätte. ConMin setzt Computer ein, um über jeden wichtigen Rohdiamanten der Welt informiert zu sein, selbst diejenigen, die ihnen nicht selbst gehören. Und glauben Sie mir, dies sind wichtige Rohdiamanten.«
»Warum interessiert das den CIA?« fragte Erin direkt.
»Diamanten sind ein wichtiges Zahlungsmittel in den Wirtschaftsbilanzen von einem Dutzend Nationen. Sie wären überrascht, was Länder alles für amerikanische Dollar oder japanische Yen tun, besonders Länder, deren Ideologien auf den Ideen von Karl Marx aufbauen. Als mein Vorgänger gegangen ist, hat er mir erklärt, daß die Welt sich auf einem Angelpunkt aus Diamanten dreht«, sagte
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