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Flammender Himmel

Titel: Flammender Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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bewußt, so wie sie’s in den schrecklichen Monaten nach Grants Tod gelernt hatte, schuf Angel vor ihrem geistigen Auge das Bild von etwas so überirdisch Schönem, wie sie es noch nie in ihrem Leben gesehen hatte ...
    Eine einzelne, perfekte Rose, die sich im jungfräulichen, kühlen Licht eines Sommermorgens öffnet. Ihre purpurnen Blütenblätter schimmern von Tautropfen, ruhig, feierlich, unberührt, ein Wunder, das den langen, harten Winter und den darauf folgenden, ungewissen Frühling in perfekter Schönheit überstanden hat.
    Eine einfache Rose.
    Siegreich, gelassen, schön.
    Ruhe breitete sich sichtbar in Angel aus, während die Rose vor ihrem geistigen Auge Gestalt annahm. Gelassen und selbst-bewußt, Körper und Geist in erneuter Harmonie, legte sie die Hände ans Ruder der schnittigen Jacht.
    Hawk beobachtete fasziniert die Veränderung, die in Angel vorging. Scharf und abschätzend folgte er mit zusammengekniffenen Augen jeder ihrer Bewegungen. Er fühlte, daß sie sich vor ihm zurückgezogen hatte.
    Nein, nicht zurückgezogen, dachte er. Sie hat lediglich einen Ort der Ruhe in sich selbst gefunden.
    Einen Ort, wo ich nicht an sie herankomme.
    Angel erhöhte allmählich die Umdrehungszahl der beiden Dieselmotoren. Sie beobachtete sorgfältig die Leuchtanzeigen. Die Motoren waren wundervoll ausbalanciert, liefen in exakter Synchronität, ein Meisterwerk der Technik.
    Mit einem anerkennenden Nicken drosselte sie die Motoren wieder, legte den ersten Gang ein und brachte das Boot unter Hawks genauer und schließlich anerkennender Aufsicht auf Touren. Das Boot reagierte auf jede kleinste Handbewegung, durchpflügte mit seinem schnittigen Bug das tiefgrüne Meerwasser, eine schäumende Gischtwelle hinter sich herziehend.
    Angel schaltete das Sonargerät ein und beobachtete wachsam die Anzeige, während sie in der Meerenge kreuzte. Neugierig musterte Hawk den kleinen grünen Bildschirm.
    »Haben Sie schon mal mit einem Echolot Fische aufgestöbert?« fragte Angel.
    »Nein.«
    Sie deutete auf den unteren Teil des Bildschirms und dann auf die Tiefenanzeige daneben.
    »Im Moment«, sagte Angel, »liegt die Tiefe bei ungefähr zwanzig Faden. Nichts ist zwischen uns und dem Meeresboden, außer - Moment mal!«
    Ohne die Augen von der Echolotanzeige abzuwenden, drosselte sie die Motoren, wendete das Boot und fuhr zurück.
    »Da«, sagte sie und deutete auf eine schimmernde Ansammlung von beweglichen Linien in zirka zehn Faden Tiefe. »Ein Fischschwarm. Wahrscheinlich Heringe.«
    »Woher wissen Sie das?«
    Angel zuckte leicht mit den Schultern, eine anmutige Bewegung, die Hawk nicht entging.
    »Erfahrung«, erwiderte sie einfach. »Heringe sind ziellose, aber dichte Schwärmer. Sehen Sie, wie rasch sich die Linien bewegen?«
    Hawk beobachtete zwar den Bildschirm, doch der Großteil seiner Aufmerksamkeit wurde von den schlanken Händen, die so rasch gelernt hatten, mit dem mächtigen Motorboot umzugehen, gefangengenommen. Was immer Angel auch sein mochte, sie besaß das SeIbstbewußtsein und Reaktionsvermögen eines Rennfahrers.
    »Und wie sehen Lachse auf dem Schirm aus?« fragte Hawk mit tiefer, vibrierender Stimme.
    Er beugte sich vor, als ob er den Bildschirm genauer ansehen wolle, aber es war das Mädchen, das all seine Sinne ausfüllte. Seine Nasenflügel blähten sich unfreiwillig, während er ihren zarten Duft einsog, den Duft, den er mittlerweile untrennbar mit Angel verband - eine Mischung aus Sonne und Wind und verborgenen Wiesenblumen.
    »Lachse sind weniger deutlich zu erkennen, außer Sie stoßen auf einen wirklich großen Schwarm.«
    Angel schloß eine Sekunde lang die Augen und nahm die Wärme, die von Hawks Körper ausging, in sich auf. Auf einmal konnte sie nicht mehr richtig denken. Grimmig riß sie sich zusammen.
    »Lachse schwimmen selten am Meeresboden«, sagte sie. »Wenn Sie dort einen Schwarm entdecken, dann handelt es sich um Kabeljau, nicht um Lachs.«
    Warum muß er unbedingt so dicht bei mir stehen? fragte sie sich verzweifelt. Ich kann ja kaum Luft holen, ohne ihn einzuatmen.
    Sie fühlte sich von seinem Körper bedrängt, und ihre Ruhe schwand mit jedem Atemzug, mit dem sie seinen männlichen Duft in sich aufnahm.
    »Sind Sie kurzsichtig?« fragte Angel in leicht ersticktem Ton.
    »Kurzsichtig?« Er klang überrascht.
    »Na, wie die Leute, die nichts sehen können, außer wenn sie direkt draufhocken«, erklärte sie trocken.
    Hawk warf ihr einen Blick von der Seite zu. Sein Gesicht war

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