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Flammender Himmel

Titel: Flammender Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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Angelschnur hing.
    »Meine Augen sind ausgezeichnet«, sagte Hawk.
    »Dann können Sie ja sehen, daß meine Stirn zu hoch ist, daß meine Backenknochen zu sehr hervortreten, daß meine Haare zu dick, ich selbst zu dünn und meine Haut viel zu blaß ist.«
    Angel tippte den Haken vorsichtig mit der Fingerspitze an. Noch nicht ganz so, wie er sein sollte - rasiermesserscharf.
    »Andererseits jedoch«, fuhr sie fort, »ist meine Augenfarbe okay, und alles andere funktioniert so gut, wie man’s sich nur wünschen kann. Was meinen Verstand betrifft, kann ich auch nicht klagen - meistens jedenfalls nicht«, fügte sie trocken hinzu.
    Während sie sprach, holte sie einen kleinen Wetzstein aus der Box und begann den Spinnerhaken damit zu schärfen.
    Hawk sah ihr fasziniert zu, fasziniert nicht nur von ihren Worten, sondern auch von der uneitlen, natürlichen Art, mit der sie sich selbst beschrieb.
    Was Angel von sich sagt, stimmt rein faktisch, mußte Hawk zugeben. Sie ist nicht auf herkömmliche Art schön.
    Sie ist einfach faszinierend.
    Wie ein Kaleidoskop verändert sie sich mit jedem Atemzug, immer anders, funkelnd, facettenreich wie ein Diamant.
    Hawk war erstaunt. Er war sicher, daß sie wissen mußte, wie ungewöhnlich sie war, aber sie hatte geklungen, als wäre sie absolut überzeugt von ihrem Mangel an Anziehungskraft auf Männer.
    »Sie sind eine ganz erstaunliche Schauspielerin«, murmelte er.
    Er meinte dieses zweideutige Kompliment vollkommen aufrichtig. »Die beste, der ich je begegnet bin.«
    Angel blickte überrascht auf.
    Der Angelhaken verrutschte und stach sie in den Daumen. Sie zuckte zurück und blickte stirnrunzelnd auf den leuchtendroten Blutstropfen, der sich langsam auf ihrem Daumen bildete.
    »Was meinen Sie damit?« fragte sie.
    Hawk schüttelte bewundernd den Kopf.
    »Genau das, was ich gesagt habe, Angel.«
    Er ergriff ihre Hand und zog sie an seinen Mund. Dann saugte er sanft an ihrem Daumen.
    »Aber dein Blut ist echt«, murmelte er, fuhr noch einmal sanft mit der Zunge darüber und gab ihre Hand dann frei.
    Hawk tat das alles mit einer einzigen, raschen und flüssigen Bewegung, nahm ihre Hand und ließ sie wieder los, bevor Angel überhaupt begriff, was mit ihr geschah.
    Ihr Körper reagierte schneller. Sie konnte immer noch das sanfte Kitzeln seiner Zunge, den raschen Druck und die Wärme seines Mundes spüren. Auf einmal fiel ihr das Atmen schwer.
    Hawk nahm ihr die Angelrute aus der Hand, als ob nichts geschehen wäre.
    »Ich glaube, der Haken ist jetzt scharf genug, meinen Sie nicht?« fragte er leise.
    »Ja«, sagte sie und senkte den Blick.
    Sie ging rasch zurück ins Ruderhaus und blickte prüfend auf das Sonar. Sie waren langsam von den Klippen weggetrieben, und der Meeresboden war nun längst nicht mehr so tief. An dieser Stelle lag er nurmehr gut zwanzig Meter unter ihnen. Mit einem raschen Blick auf die Küstenlinie versuchte sie abzuschätzen, wie weit sie von dem Felsenriff, das sich am unteren Ende der winzigen Bucht auftürmte, noch entfernt sein mochten.
    Geistesabwesend saugte Angel an ihrem verletzten Daumen. Als sie merkte, daß ihre Haut noch nach Hawk schmeckte, beschleunigte sich ihr Puls. Sie holte mehrmals tief Atem und rief sich wieder ihre perfekte Rose ins Gedächtnis. Nur so hatte sie sich gegen ihre Schmerzen wappnen können, nur so hatte sie’s geschafft, wieder gehen, wieder leben zu lernen.
    Stirnrunzelnd starrte sie auf ihren Daumen. Erst jetzt wurde ihr klar, daß ihre Rose blutrot war, die Farbe des Lebens.
    Angel ließ diese Erkenntnis langsam auf sich wirken, nahm sie in sich auf wie Licht, das jeden Ort erleuchtet, auf den es fällt. Als sie schließlich wieder zum Bootsheck zurückkehrte, atmete sie gleichmäßig und entspannt.
    »Haben Sie je mit einem Blinker Kabeljau gefischt?« fragte sie Hawk und nahm ihm die Angel aus der Hand.
    »Nein. Ist das denn schwer?«
    »Für Sie? Wohl kaum. Sie sind sehr geschickt.«
    »Noch ein Kompliment? Sie verdrehen mir ja den Kopf.«
    Angel warf Hawk einen kühlen Seitenblick zu.
    »Bloß eine Feststellung«, sagte sie sachlich. »Und es braucht schon einen Bulldozer, um Ihnen den Kopf zu verdrehen.«
    Hawks linker Mundwinkel zuckte nach oben.
    Fast ein Lächeln. Oder eher das, was einem Lächeln am nächsten kommt, dachte Angel.
    Vielleicht ist das ja alles , wozu er fähig ist.
    Ein trauriger Gedanke.
    »Sind Sie schon mal mit einer Schnurrolle umgegangen?« fragte sie und wich den durchdringenden braunen Augen

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