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Flammender Himmel

Titel: Flammender Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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waren die beiden Leinen schon bis zum Zerreißen gespannt.
    Die starke Strömung trieb die beiden Boote auseinander, aber die dünnen, erstaunlich reißfesten Angelschnüre, deren Haken sich verfangen hatten, hielten die beiden Fahrzeuge zusammen.
    Der Mann in dem blauen Boot fummelte eine Zeitlang an der summenden Leine herum, doch sie war viel zu stark gespannt, als daß er etwas hätte ausrichten können.
    Schließlich zuckte er mit den Schultern, zog ein Messer aus seiner Tasche und durchschnitt die Leine direkt über seinem Haken.
    Gelähmt vor Entsetzen sah Angel, wie sich das Messer der Schnur näherte. Sie wußte, daß die Leine wie ein Gummiband zurückschnappen würde und der tödliche Stahlhaken mit ihr, ein Geschoß, das auf Hawk, der die Rute in der Hand hielt, abzielte.
    Für Warnungen oder Erklärungen war es zu spät. Angel sprang aus dem Ruderhaus, machte zwei lange Sätze und warf sich über Hawks Kopf, um seine Augen vor dem nadelspitzen Stahlhaken zu schützen, der über die weite Wasserfläche auf sie zugeschossen kam.
    »Was zum Teufel -!« rief Hawk, der Angel automatisch packte und festhielt.
    »Der Haken keuchte sie, während sie sein Gesicht an ihre Brüste drückte.
    Dann raubte ihr der Schmerz den Atem.
    Hawk war sofort klar, was passiert war. Ihr Griff lockerte sich, und sie ließ ihn los, doch er hielt sie weiterhin fest, während er einen Blick über ihre Schulter warf.
    Ein Teil des Stahlhakens war in ihrem Sweatshirt vergraben. Der Rest steckte in ihrem Fleisch, direkt neben ihrem Schulterblatt. Er sah, wie sich ein dicker, hellroter Blutstropfen auf ihrem weichen grünen Sweatshirt ausbreitete.
    Mit einem wüsten Fluch zog er ein Taschenmesser aus seiner Jeans. Er wickelte sich die Angelschnur einmal um den Finger und durchschnitt sie, ohne auch nur den kleinsten Zug auf den Haken auszuüben, der in Angels Rücken steckte.
    Sobald sie frei war, wollte sie zurück ans Ruder eilen.
    »Sie rühren sich nicht«, sagte Hawk barsch und hielt sie am Arm fest.
    »Aber wir treiben ab.«
    »Ich kümmere mich schon darum.«
    Er drückte Angel sanft auf einen der Sitze im Heck des Bootes. Dann handelte er blitzschnell.
    Anstatt die Leinen langwierig einzuholen, durchschnitt er sie mit einer raschen Bewegung. Einen Moment später war er auch schon im Ruderhaus verschwunden und erweckte den Motor zu röhrendem Leben.
    Innerhalb von Minuten hatte er die Jacht an einen geschützten Ankerplatz an der nordöstlichen Seite der Deepwater Bay gesteuert. Bei jedem anderen wäre diese Geschwindigkeit höchst leichtsinnig gewesen. Bei Hawk jedoch wirkte das Manöver so sicher wie der elegante Sturzflug eines Raubvogels.
    Mit ein paar langen Schritten war er im Heck und ließ den Anker fallen.
    »Alles in Ordnung?« fragte er, als er Angels leicht zusammengepreßte Lippen sah.
    Sie zuckte mit den Schultern und stieß ein unfreiwilliges Keuchen aus, da sich durch ihre gedankenlose Bewegung der scharfe Haken noch tiefer in ihr Fleisch gebohrt hatte.
    »Ich werd’s überleben«, sagte sie und holte zitternd Atem.
    Hawk murmelte einen wüsten Fluch.
    »Es sind doch bloß Schmerzen«, sagte Angel leise.
    Sie schloß sekundenlang die Augen und versuchte bewußt, sich zu entspannen. Sie hatte gelernt, daß Schmerzen nur schlimmer wurden, wenn man gegen sie ankämpfte. Wenn man den Schmerz dagegen akzeptierte, konnte man auch die eigene Reaktion darauf besser kontrollieren. Sobald Angel diese Lektion einmal gelernt hatte, hatte sie auch den Mut gefunden, ohne Schmerzmittel zu leben und ohne Stock zu gehen.
    Als sie ihre Augen wieder öffnete, waren sie vollkommen klar und furchtlos.
    »Lassen Sie uns nachsehen, wie schlimm es ist«, sagte sie ruhig.
    Hawks Augen verengten sich.
    »Oder macht es Ihnen was aus?« fragte sie, als sie seinen Blick sah. »Wenn es Ihnen was ausmacht, kann ich ja Carlson von der Black Moon holen lassen.«
    Angel blickte zu dem Trawler hinüber, der ein paar hundert Meter von ihnen entfernt vor Anker lag.
    Hawk starrte in ihr gelassenes Gesicht und konnte kaum glauben, daß sie so ruhig war. Wenn er das Blut auf ihrem Sweatshirt nicht gesehen hätte, er hätte nicht geglaubt, daß ein Stahlhaken in ihrem Fleisch steckte.
    Grimmig mußte Hawk zugeben, daß Angel eine Schauspielerin war, die ihresgleichen suchte.
    »Hab’ schon schlimmere Verletzungen gesehen«, erwiderte Hawk barsch.
    Er folgte ihr in die Kajüte und schaltete sämtliche Lichter an. Als er sich zu ihr umdrehte, saß sie

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