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Flammender Himmel

Titel: Flammender Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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weg.
    Dieser schmerzliche Gedanke schnitt durch Angel hindurch wie ein Glasschneider durch eine Glasscheibe. Zuerst war es nur der Gedanke selbst, der wie ein Druck auf ihrem Herzen lastete, und dann breitete sich allmählich eine tiefe Traurigkeit in ihr aus. Zu denken, daß Hawk Vancouver Island verließ, ohne einen Lachs gefangen zu haben, ohne die rauhe Schönheit der Insel kennengelernt zu haben, ohne gelächelt zu haben ...
    »Angel?« fragte er, der sich über die neuerlichen Schatten wunderte, die ihre blaugrünen Augen ausfüllten. »Kann ich irgendwas tun?«
    Sie blinzelte und richtete den Blick dann auf Hawk. Er sah, daß ihre Wimpern sehr lang und erstaunlich dunkel waren, dicht und schwarz, auch ohne Mascara. Plötzlich senkten sich ihre Lider und verbargen ihre Augen vor seinem forschenden, alles durchdringenden Blick.
    »Übernehmen Sie das Ruder«, sagte sie gepreßt. »Drehen Sie nach Backbord bei und fahren Sie ganz langsam.«
    Als sie fühlte, wie sich die Bewegungen des Bootes veränderten, ließ sie die Angelschnur langsam abrollen.
    »Wie tief gehen Sie?« rief Hawk aus der Kajüte.
    »Ist irgendwas auf dem Echolotanzeiger zu sehen?«
    Stille, dann: »Da ist was in vier Faden Tiefe. Bewegt sich ziemlich schnell.«
    »Dann lasse ich die eine Schnur zirka acht Meter runter und die andere zehn.«
    Das Bleigewicht zog die Angelschnur rasch nach unten. Als genug Leine von der Rolle gelaufen war, ließ Angel die Schnur einrasten und steckte den Griff in eine Halterung an der Reling. Einen Moment lang beobachtete sie die Angelspitze. Sie bewegte sich sanft und rhythmisch, in Übereinstimmung mit den Bewegungen des Bootes, das langsam über die rastlose Wasseroberfläche glitt.
    Innerhalb weniger Augenblicke hatte Angel auch die zweite Angelrute an der Reling festgemacht. Dann hielt sie kurz inne und zuckte mit den Schultern.
    Wer nicht wagt, der nicht gewinnt, und ich bin’s verdammt noch mal leid, dauernd zu warten.
    Sie griff sich eine der langen, flexiblen Angelruten, wühlte kurz in der Kiste mit dem Angelzeug und tauchte mit einer Fliege wieder auf, die größer war als ihre Handfläche. Sie ließ die Angel im Bootsheck ins Wasser und gab Leine, bis die dicke, blasse Fliege zirka zehn Meter hinter dem Boot auf den Wellen tanzte.
    Obwohl es noch Wochen dauern würde, bis die Lachse näher an die Wasseroberfläche kamen, gab es ja immer noch so etwas wie Glück.
    »Ich übernehme«, sagte Angel, als sie das Ruderhaus betrat.
    Hawk glitt aus dem Fahrersitz. Wieder konnte sie die Mischung aus Seife und frischem Aftershave, aus Körperwärme und aus Mann riechen, einen Duft, den sie mittlerweile untrennbar mit Hawk verband.
    Als sie sich umdrehte, um auf den Sitz zu schlüpfen, streifte sie Hawk. Der Kontakt dauerte nur eine Sekunde, dennoch spürte sie eine heiße Woge der Erregung. Unwillkürlich hielt sie den Atem an und verharrte, wie um die Empfindungen, die sie durchtosten, noch ein wenig länger auszukosten.
    »Beobachten Sie die Rutenspitzen«, sagte Angel mit leiser, beinahe heiserer Stimme. »Gewöhnen Sie sich an ihre Bewegungen. Dann sehen Sie sofort, wenn sich etwas verändert, wenn wir auf ein Seetangfeld stoßen oder ein Lachs anbeißt oder...«
    Ihre Stimme verklang, als sie Hawk anblickte. Ihre Augen waren so grün und rastlos wie das Meer.
    »Haben Sie verstanden?« fragte sie rauh.
    Hawks Mund veränderte sich, die harten Linien wurden auf einmal weich, versprachen eine Sinnlichkeit, die sich in den heißen braunen Tiefen seiner Augen widerspiegelte.
    »Ja«, murmelte er. »Ich habe verstanden.«
    Und das hatte er.
    Was er meinte, waren jedoch nicht die Bewegungen von Fischen und Wasser. Es war der Hunger, der Angels Augen in ein rauchiges Grün tauchte, es war ihr Puls, der heftig unter der zarten Haut ihres Halses schlug.
    Die Jagd war fast vorbei. Die letzten Haken waren geschlagen, die letzten panischen Fluchtversuche getan. Schon bald würde sie erschöpft und nach Atem ringend in seinen Armen liegen.
    Hawk wandte sich ab und ging hinaus zum offenen Bootsheck, wo er den langsamen Tanz der Rutenspitzen auf dem Wasser und das Schimmern der Wellen im Licht der untergehenden Sonne beobachtete.
    Doch es war ein ganz anderer Tanz, den er in Gedanken vor sich sah, es war der langsame Rhythmus zweier Körper beim Liebesspiel, der sinnliche Schimmer von Schweiß auf glatter Haut und die flüssigen, rhythmischen Wogen der Ekstase.

Bald.
    Hawk stand, die Beine leicht gespreizt, um das

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