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Flammender Himmel

Titel: Flammender Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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hätte.
    Bei Dunkelheit jedoch und wenn auch noch Flut herrschte, wäre das, als ob man ein Rennauto mit einem gebrochenen Handgelenk steuern würde.
    Hawk hatte das einmal gemacht, als er noch jünger war und keinen Pfifferling auf sein Leben gegeben hatte. Nun, das war nicht gerade eine Erfahrung, die er ein zweites Mal riskieren wollte.
    Angel jedoch schien die Situation voll im Griff zu haben. Sie erinnerte Hawk an sich selbst, wenn er Rennen fuhr. Hellwach und konzentriert, die Hände fest, aber nicht verkrampft am Ruder, suchte sie mit raschem, sicherem Blick den besten Kurs heraus. Er lehnte sich zurück und sah ihr genüßlich zu. Er war höchst zufrieden mit seiner Führerin, die ihn sicher durch die Schönheiten und Gefahren der Meerenge lenkte.
    Angel wurde es unter Hawks intensivem Blick schließlich zu unbehaglich. Sie warf ihm einen Seitenblick zu und fragte sich, was wohl hinter diesem harten, männlichen Gesicht vorging.
    »Stimmt was nicht?« fragte sie.
    »Nein. Du bist wirklich gut«, sagte Hawk überzeugt. »Einem solchen Geschick und einer derartigen Sicherheit, wie du sie an den Tag legst, zuzusehen, ist das reinste Vergnügen.«
    Angel riß erstaunt die Augen auf. »Danke.«
    »Hat Grant dir das beigebracht?«
    Schwarze Wimpern schlossen sich einen Moment lang über blaugrünen Augen.
    Dann antwortete sie deutlich: »Ja.«
    Angel wartete, aber er drang nicht weiter in sie.

19. Kapitel
    Hawk schlüpfte lautlos aus der dreieckigen Koje, die den Bug der Jacht fast ganz ausfüllte. Bis auf den schwarzgrauen Fleck des Lüftungsschlitzes war es stockfinster in der Kajüte. Leise öffnete er die Tür zum Ruderhaus. Auf seinen weichen Lederschuhen schlich er lautlos über den Läufer.
    Die Kabine hinter dem Ruderhaus war leer.
    Wie Hawk vermutet hatte, hatte Angel beschlossen, draußen im Heck der Jacht zu schlafen - so weit von ihm entfernt wie möglich, ohne gleich auf den Felsen, die die Needle Bay umsäumten, ihr Lager aufzuschlagen. Die eingebauten Sitze sowie die Motorabdeckung bildeten ein in etwa doppelbettgroßes Nachtlager. Die Sitz- und Abdeckpolster machten daraus ein einigermaßen weiches Bett.
    Weich, aber ziemlich kalt. Jetzt um diese Zeit, kurz vor der Morgendämmerung, war die Luft eisig. Angel hatte sich so tief in ihren Schlafsack gekuschelt, daß nur noch ein hellblondes Haarbüschel hervorlugte.
    Hawk trat zu ihr und berührte ganz sanft ihr Haar. Er achtete darauf, sie nicht zu wecken. Ihr Haar fühlte sich kühl, ja fast kalt an, aber dennoch seltsam lebendig. Es schimmerte im düsteren Licht des erwachenden Morgens wie eine Perle.
    Er mußte daran denken, wie ihr Haar ausgesehen hatte, als er sie vor ein paar Tagen auf die schwarze Decke in der Bugkabine gebettet hatte. Ihre Haut hatte geschimmerte wie Elfenbein. Er hatte es damals kaum abwarten können, in sie einzutauchen wie in einen warmen Pool.
    Sie war so schön gewesen und er so grausam.
    Auf Hawks Zügen spiegelte sich tiefe Traurigkeit, als er eine von Angels Locken nahm und um seinen Finger wickelte. Er wußte so wenig über sie und doch so viel.
    Sie hatte ihm gegeben, was sie noch keinem anderen Mann gegeben hatte. Und er hatte ihr Geschenk angenommen, ohne es zu schätzen zu wissen, ohne ihr auch nur das Geringste zurückzugeben, außer Schmerzen. Und dann hatte er gewütet, weil sie seine Welt zerstört hatte, weil sie all seine Ansichten über das Leben, die Liebe und die Frauen auf den Kopf gestellt hatte.
    Er hatte damals geglaubt, daß Angel wüßte, was sie ihm angetan, ja, daß sie es absichtlich getan hatte.
    Heute war Hawk jedoch klar, daß Angel das Ausmaß seines Zynismus ebensowenig hatte erahnen können wie er das Ausmaß ihrer Unschuld.
    Aber jetzt war das alles anders.
    Angel hatte ihm gezeigt, daß es tatsächlich Frauen gab, die nicht falsch und berechnend waren.
    Und er hatte ihr gezeigt, daß es Männer gab, die nicht lieben konnten. Ihre Augen verdunkelten sich, wenn sie ihn ansah. Sie wich ihm aus, wann immer sie konnte, machte Umwege, um nicht in seine Nähe zu kommen. Die einzige Möglichkeit, sie zu berühren, war mit Fragen - Fragen, die sich in ihr Herz krallten und ihr Höllenqualen bereiteten.
    Und dennoch mußte Hawk fragen, mußte alles wissen. Noch nie in seinem Leben hatte ihn etwas so sehr beeindruckt wie die Wahrheiten aus ihrem zarten Mund.
    So sanft, wie er Angels samtige, hellblonde Locke ergriffen hatte, ließ er sie wieder los. Sein Finger fühlte sich auf einmal kalt an; ihm

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