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Flammender Himmel

Titel: Flammender Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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Gedanken. Sie sah die dunkle, viereckige Form, die im Drahtnetz hing, und sprang rasch auf die Füße, angezogen von der Welt, für die sie sich entschieden hatte, der Welt, die sie liebte. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und spähte über Hawks Arm.
    »Die ist groß genug«, rief sie freudig. »Schau bloß mal, wie herrlich!«
    Hawk zog angesichts von Angels Begeisterung die Brauen hoch. Die schwarzäugige Krabbe hockte im Korb und winkte bedrohlich mit ihren mächtigen Zangen.
    »Sieht eher teuflisch aus, finde ich«, meinte er.
    »Je härter die Schale, desto süßer das Fleisch.«
    »Den Spruch hab’ ich aber ein wenig anders in Erinnerung.«
    »Neue Welt, neue Weisheiten«, erwiderte Angel unbekümmert.
    Sie schüttelte die Falle kräftig. Dann packte sie die verwirrte Krabbe und lief den Strand hinauf.
    Hawk rollte das gelbe Seil zusammen, klemmte sich die Falle unter den Arm und folgte ihr. Er fragte sich, wie ein so zartes und sanftes Wesen wie Angel in einer Welt voller Klauen und Zähne überleben konnte.
    Doch dann mußte er an die energische Art denken, mit der sie den häßlichen Krebs gepackt hatte. Hawks Mundwinkel kräuselten sich.
    Vielleicht sollte die Frage eher lauten, wie Krallen und Zähne in der Welt eines Engels überlebten.

21. Kapitel
    Hawk watete von der Jacht an den Strand zurück. Angel erwartete ihn dort auf einer alten Decke. Sie hatte sich auf dem Bauch ausgestreckt, das Kinn in die Hände gestützt, und beobachtete eine riesige Hummel, die von Blume zu Blume flog.
    »Tun dir die Blumen leid?« fragte Hawk.
    »Hmmmm?« murmelte Angel. »Warum sollten sie mir leid tun?«
    »Die Hummel fliegt von Blüte zu Blüte, trinkt den Nektar und fliegt ohne einen Gedanken zu verschwenden weiter.«
    »Das ist der Standpunkt der Hummel.« Angels Lippen verzogen sich zu einem kleinen, versteckten Lächeln.
    Hawk sah ihr Lächeln, als sie anmutig herumrollte und sich aufsetzte, um die Cola, die er für sie mitgebracht hatte, entgegenzunehmen. Er öffnete die Dose und reichte sie ihr.
    »Was für einen Standpunkt sollte es sonst noch geben?« fragte er und machte sein Bier auf.
    »Den der Blume.«
    »Und der wäre?« fragte er, entzückt von ihrem unwiderstehlichen Lächeln.
    »Die Blume bekommt Hummel über Hummel.«
    Hawks Mundwinkel zuckten unter seinem nachtschwarzen Schnurrbart. Weiße Zähne blitzten auf, und dann hörte Angel das leise, rauhe Lachen eines Mannes.
    Sie starrte ihn reglos und vollkommen fasziniert an. Eine geradezu erstaunliche Veränderung war mit ihm vorgegangen. Die harten Linien seines Gesichts hatten sich geglättet und ließen ihn auf einmal viel jünger erscheinen, viel offener, ein Gesicht, das sowohl Erfahrung als auch Wärme ausdrückte. Sie hatte ihn immer schon für attraktiv gehalten; doch wenn er lachte, war er schöner als ein griechischer Gott.
    Dann wandte er sich ihr voll zu und lächelte ihr ins Gesicht. Sie fühlte sich, als ob sie nach Jahren der Dunkelheit auf einmal das Licht der Sonne erblickt hätte. Ihre blaugrünen Augen saugten gierig jede Nuance von Hawks veränderter Erscheinung in sich auf.
    »Hummel über Hummel über Hummel«, wiederholte er. Er schüttelte lächelnd den Kopf. »Angel, du bist wirklich ... etwas ganz Besonderes.«
    »Du auch. Und wenn du lachst«, fügte sie leise hinzu, »dann bist du einfach unglaublich.«
    Die Überraschung veränderte Hawks Züge ein weiteres Mal. Seine Augen, die zuvor vor Freude gestrahlt hatten, funkelten mit einemmal wie ein braunes Feuer, als er erkannte, daß Angel wie immer die Wahrheit gesagt hatte. Egal, wie intensiv er in ihren Augen forschte, er sah nur Freude darin. Keine dunklen Schatten oder gar Angst oder Unbehagen.
    »Dann muß ich wohl öfter lachen«, sagte er leise.
    »Ja«, meinte Angel und sah ihn offen an. »Das wäre ... wunderbar.«
    Er streckte seine schlanke, gebräunte Hand nach ihr aus. Mit den Fingerspitzen folgte er langsam der Kurve ihrer Augenbrauen, zuerst der einen, dann der anderen. Dann strich er zart über die gerade Linie ihrer Nase und über die Einbuchtung unter einem ihrer hohen Wangenknochen. Er sehnte sich danach, seinen Mund auf den ihren senken und ganz langsam und vorsichtig von ihren Lippen und von der Wärme ihrer Haut kosten zu können.
    Statt dessen lächelte er Angel an und spürte plötzlich, wie ihr Lächeln in ihn eindrang, wie es alles, was es berührte, veränderte, erstrahlen ließ wie die Sonne eines ihrer Glasbilder. Langsam, ganz langsam zog er

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