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Flammender Himmel

Titel: Flammender Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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die
    Muscheln essen«, erklärte sie. »Denn dann haben sie den Sand größtenteils ausgeschieden. Aber ich hatte seit dem letzten Sommer keine Bouillabaisse mehr und kann’s nicht abwarten. Macht dir das was aus?«
    Hawks Züge glätteten sich. Beinahe lächelte er.
    »Nein«, sagte er, »das macht mir nichts aus.«
    Überrascht von dem weichen Ton in seiner Stimme blickte Angel auf. Hawk war dicht neben ihr, sein Bein berührte fast das ihre, während er den Sand durchkämmte.
    Rasch senkte sie den Blick aufs Wasser. Seine Nähe machte sie nervös. Nicht daß er etwas dafür konnte. Der Strand war wirklich schmal, und er folgte ja bloß ihrer Führung, während er den kalten Sand nach Leckerbissen durchbuddelte.
    Aber sie wünschte, seine überwältigende Männlichkeit würde nicht derart unwiderstehlich auf sie wirken.
    »Ich hab’ gar nicht gefragt«, sagte Angel einen Moment später, als ihr plötzlich etwas in den Sinn kam. »Magst du Muscheln überhaupt?«
    »Das werde ich heute abend herausfinden.«
    Eine Zeitlang herrschte Stille, unterbrochen nur vom leisen Kratzen der Harken über Sand und Felsen. Hawk legte seine beiseite und fuhr prüfend durch den Sand, den er umgegraben hatte. Seine geschickten Finger lernten rasch zwischen der rauhen, harten Oberfläche von Steinen und den sanft gerundeten, leicht gerippten Muschelschalen zu unterscheiden.
    »Teufel noch eins«, murmelte Hawk, als er eine Handvoll Muscheln ausgrub. »Du bist wirklich eine verdammt gute Lehrerin, Angel.«
    Sie hob den Kopf und schenkte ihm ein scheues Lächeln.
    »Muschelsuchen lernt sich rasch«, sagte sie.
    Danach gruben Hawk und Angel in stummer Eintracht vor sich hin. Es war ein Moment, der sie an die Zeit erinnerte, bevor sich der Angelhaken in ihren Rücken gebohrt hatte. Sie war sich seiner Gegenwart bewußt, natürlich war sie das, aber sie fürchtete sich nicht vor ihm.
    Angel war sich ihrer Rückenwunde ebenfalls bewußt. Heute schmerzte sie mehr als gestern und vorgestern. Sie hatte eigentlich vorgehabt, Derry die Wunde zu zeigen, aber jedesmal, wenn sie daran dachte, war er gerade in eine seiner ellenlangen Formeln vertieft gewesen. Sie hatte versucht, die Wunde selbst zu versorgen, mußte aber schließlich aufgeben. Nur ein Gummimensch kam an diese Stelle selbst ran.
    Nach einer Weile kamen sie an eine Stelle, die nur aus Felsengestein bestand und an der keine Muscheln zu finden waren. Angel stand auf und streckte sich. Sie zuckte zusammen, als ihr bei dieser unbedachten Bewegung ein stechender Schmerz ins Schulterblatt fuhr. Automatisch verdrängte sie die Schmerzen, so wie damals, als sie sich zwingen mußte, wieder gehen zu lernen.
    Carlson hatte es ihr unmißverständlich klargemacht: Was du nicht ändern kannst, mußt du ertragen.
    »Das sollte reichen«, sagte Angel und ergriff den Eimer. »Zwanzig für dich und zwanzig für mich.«
    »Und was ist, wenn ich keine Muscheln mag?« fragte er eher amüsiert als besorgt.
    Sie leckte sich genüßlich die Lippen.
    »Dann lasse ich mir schon was einfallen«, versprach sie.
    Eine von Hawks Augenbrauen hob sich in stummem Zweifel.
    »Sie sind nicht sehr groß«, meinte Angel vernünftig.
    Seine starke, schlanke Männerhand schloß sich um den Henkel des Eimers und nahm ihn ihr ab. Unter ihren aufmerksamen blaugrünen Augen spülte er die Muscheln ab, schrubbte sie mit einer groben Bürste und spülte sie erneut ab. Er füllte den Muscheleimer wieder mit Salzwasser auf und wandte sich Angel zu.
    »Und was jetzt?« fragte er.
    »Stell den Eimer in den Schatten und laß der Natur ihren Lauf. Wir«, sagte sie triumphierend, »gehen jetzt Krebse fangen.«
    Angel ging zu dem Grasstreifen und holte die Falle sowie ein Stück Speck. Damit kehrte sie zu Hawk zurück.
    »Das hier ist ein bißchen schwieriger als Muschelsuchen«, sagte sie.
    »Die Krebse sind wohl schneller, wie?« bemerkte Hawk trocken.
    Sie lächelte. »Viel schneller.«
    Dann ging sie zu einem weit in die Bucht hinausragenden Felsen voran. Dort, wo sie stehenblieben, fiel die Felsklippe in tiefgrünes Wasser ab. Energisch verdrahtete Angel das Speckstück auf dem Boden der Falle und senkte den Metallkorb ins Wasser. Die Falle selbst bestand aus einer Reihe unterschiedlich großer, konzentrischer Metallringe, die sich zu einem einfachen Trichter formten.
    »Und jetzt«, sagte Angel, »kriegen die Krebse Wind von dem Speck und kommen angekrabbelt.«
    »Das Ding da hat gar keinen Deckel«, bedeutete Hawk. »Was hält

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