Flammender Himmel
über seiner Badehose. Er tauchte den Lappen erneut ins heiße Wasser, wrang ihn vorsichtig aus und legte ihn mit einer Behutsamkeit auf die Wunde, die ihm allmählich zur zweiten Natur wurde, wann immer er Angel anfaßte.
»Gut so?« fragte er leise.
Angel nickte, und Sonnenflecken tanzten auf ihrem Haar.
Er setzte sich wieder auf die Bettkante und musterte sie mit traurigen, nachdenklichen Augen. Jedes Mal, wenn er den Waschlappen auswusch, schienen ihn die zwei entzündeten Wunden zu verhöhnen.
Noch keiner hatte sich bisher die Mühe gemacht, Hawk vor irgendwelchem Schaden zu bewahren. Angels Selbstlosigkeit hatte ihn ebensosehr erschüttert wie die Erkenntnis, daß sie noch unschuldig gewesen war.
Und jetzt begehrte er sie, wie er noch nie zuvor eine Frau begehrt hatte. Aber noch stärker als sein Begehren war sein brennendes Bedürfnis, sie nicht noch einmal zu verletzen. Man hatte ihr schon zu oft weh getan. Sie hatte schon viel zuviel verloren.
Viel zu viele schlimme Erinnerungen versteckten sich hinter ihren wunderschönen Augen.
»Du hättest den Haken in mein Fleisch dringen lassen sollen.«
Hawk wurde sich erst bewußt, daß er laut gedacht hatte, als Angels meergrüne Augen sich öffneten.
»Das konnte ich nicht«, erwiderte sie schlicht.
»Warum nicht? Die meisten hätten’s getan.«
Angel suchte nach einer Antwort. Am Ende konnte sie nur mit der Schulter zucken.
»Ich konnte einfach nicht. Ich wußte, was passieren würde. Du nicht. Wie hättest du dich vor etwas schützen sollen, das du nicht voraussehen konntest?«
»So ist nun mal das Leben«, sagte Hawk bitter. Dann, in viel weicherem Ton: »Ich wünschte, ich hätte dich schon vor langer Zeit kennengelernt. Bevor -«
Er brach abrupt ab. Dann wusch er den Lappen erneut aus und legte ihn sanft auf die Wunde.
»Bevor was?« fragte Angel.
Sie blickte Hawk unter dichten schwarzen Wimpern an und fragte sich, welch böse Erinnerungen seine Züge in eine so kalte, harte Maske verwandelt haben mochten.
»Wer war sie, Hawk?«
»Es war mehr als nur eine.«
Seine Stimme klang so höhnisch wie früher, und sein Mund wirkte ebenso kalt, aber seine Hände blieben sanft. Dann veränderte sich seine Miene, nahm einen verächtlichen Ausdruck an.
»Nun, das stimmt nicht ganz«, sagte er. »Im Grunde war’s wirklich nur eine. Die erste. Sie hat mir alles beigebracht, was eine Frau einen Mann lehren kann.«
»Außer Liebe.«
»So was hatte sie nicht in sich.«
Angel schloß die Augen, als ihr ganz plötzlich die Tränen kamen. Sie konnte es nicht länger ertragen, sein hartes Gesicht mit den schmalen, zu Schlitzen verengten Augen zu betrachten, deren Blick auf schmerzvolle Erinnerungen aus der Vergangenheit gerichtet war. Wieder meinte sie, den Hunger und die Sehnsucht in ihm zu spüren, spürte sie mit einer fast unerträglichen Intensität.
Wer war die Frau ?
Was hat sie ihm angetan, das ihn hassen statt lieben gelehrt hat?
Als Angel ihre Augen wieder öffnete, war Hawk verschwunden.
Bevor sie nach ihm rufen konnte, tauchte er schon wieder aus der Kajüte auf, eine frische Schüssel mit heißem Wasser in den Händen. Er setzte sich wieder zu ihr. Dann beugte er sich über sie und tastete mit unendlicher Vorsicht ihre Wundränder ab.
Sie schnappte scharf nach Luft.
»Tut’s weh?« fragte er und nahm seine Hand weg.
Angel schüttelte den Kopf. Keinesfalls konnte sie zugeben, daß sie nicht vor Schmerzen gekeucht hatte ...
Hawks zärtliche Berührungen drangen bis in ihr Innerstes, bis in ihre Seele, wuschen die Schmerzen ebenso fort wie das heiße Wasser die Entzündung. Wieder fühlte sie den Lappen auf ihrem Rücken, fühlte seine heilende, wohltuende Wärme. Mit einem zitternden Seufzer entspannte sich Angel und überließ sich Hawks überraschend sanften Händen.
Er sah und fühlte, wie Angel sich unter seiner Berührung entspannte. Das Bewußtsein, ihr auch etwas Gutes tun zu können, machte seine Gewissensqualen und seine Sehnsucht ein wenig erträglicher.
Und das wiederum ließ ihn erkennen, daß seine Besessenheit von ihr weit über bloßen sexuellen Hunger hinausging.
Er mußte wissen, ob er zu mehr als nur Zerstörung fähig war. Er mußte einfach glauben können, daß sein Zusammensein mit Angel nicht bloß eine andere Art von Verletzung für sie bedeutete, eine tiefergehende Verwundung, die sie am Ende genauso vergiften würde, wie er vor langer Zeit vergiftet worden war.
Hawk konnte die Vergangenheit nicht ungeschehen
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