Flammendes Begehren
Mylord.«
Nachdem Bertrands Schritte verklungen waren, nahm Arthur wieder Platz. Trotz der Tatsache, dass er am Vorabend zu tief in den Becher gesehen hatte, stand ihm der Sinn nach Wein, damit dieser seine angeschlagenen Nerven beruhigte und die Schmerzen linderte, die seinen Körper heimgesucht hatten.
Gerade als Dominic den Tisch umrundet hatte, kehrte Bertrand zurück.
»Was gibt es noch?«, rief Arthur ihm zu.
Bertrand blieb stehen und verneigte sich. »Ein Bote aus Tillenham, Mylord. Er sagt, es sei dringend.«
»Tillenham?« Das Pochen in Arthurs Kopf wurde stärker. »Schickt ihn herein!«
*
Elizabeth schreckte aus dem Schlaf hoch und setzte sich ruckartig auf. Ihre Unterschenkel prallten gegen die harten Rückenstreben des Stuhls. Mit einem Stöhnen bemerkte sie, dass sie über der Arbeit an der Satteldecke am Feuer in Geoffreys Gemach eingeschlafen war.
Hin- und hergerissen zwischen der Arbeit an der Satteldecke, die fast beendet war, und den Gewändern für die Waisenkinder, war sie mit sich übereingekommen, Geoffreys Auftrag den Vorzug zu geben. Die Entscheidung war ihr nicht leichtgefallen, doch tief in ihrem Herzen hatte sie gespürt, dass ihre Mutter ihr zugestimmt hätte.
Mit jedem Stich, dem Liebe innewohnte und mit dem sie den Falken zu neuem Leben erweckte, wünschte sie sich, Geoffrey möge wieder genesen. Sie träumte davon, dass er sich mit eigenen Augen davon überzeugen konnte, dass die Decke in altem Glanz erstrahlte. Sie hoffte inständig, dass er von dem Ergebnis angetan wäre.
Ein heiserer Schrei zerriss die Stille. Geoffreys rauher hektischer Atem hallte im Gemach wieder. »Nein!«
Sie sprang auf die Füße. Kam er wieder zu Bewusstsein?
Hastig legte sie die Decke auf einen Stuhl, ehe sie an seine Seite eilte. Mit geschlossenen Augen warf er den Kopf von einer Seite auf die andere.
»Vater«, stöhnte er.
»Geoffrey?« Sie griff nach seiner Hand.
»Er ist im Fieberwahn.« Mildred zog einen Flakon aus ihrem Korb. »Hebt seinen Kopf an. Wir müssen ihm abermals etwas von dem Elixier verabreichen.«
Elizabeth hatte große Mühe, ihn dazu zu bewegen, den Mund zu öffnen, so stark wehrte er sich dagegen. Es dauerte ein wenig, bis es Mildred gelang, ihm von dem Heilwasser einzuflößen, woraufhin er um sich schlug, sich aufbäumte, mit einem erstickten Schluchzen in sich zusammenfiel und in einen unruhigen Schlaf glitt.
»Wird er es schaffen?«, erkundigte sich Elizabeth.
»Ich weiß es nicht.« Die Kammerfrau tauchte ein Leinentuch in kaltes Wasser und wischte ihm damit den Schweiß von der Stirn. »Er kämpft, Mylady, aber ich weiß nicht, ob das reicht.«
Von neuer Hoffnung angespornt, kehrte Elizabeth auf ihren Stuhl zurück und nahm das Sticken wieder auf. Als wenige Herzschläge später jedoch ihr Vater das Gemach betrat, ohne vorher anzuklopfen, wurde ihr eiskalt ums Herz. Es war das erste Mal, dass er diesen Raum betrat, seitdem Geoffrey hier lag. Er hatte es nicht einmal für nötig befunden, seinem erklärten Erzfeind einen Anstandsbesuch abzustatten.
Er wirkte müde, grimmig und aufgewühlt. Ein schweres Geheimnis schien ihm auf dem Herzen zu lasten. Er trug eine einfache Holzschatulle bei sich, auf deren Deckel Kratzer zu erkennen waren, die augenscheinlich von einem Dolch stammten.
Woher hatte er diese Schatulle? Elizabeth hatte sie noch nie zuvor gesehen.
Zu ihrem Erstaunen trat Dominic hinter ihrem Vater ein. Als er die Tür schloss, legte sie die Satteldecke beiseite und erhob sich. Dominic verneigte sich, ehe er mit gramgebeuteltem Gesicht auf das Bett zusteuerte.
»Vater?« Elizabeth wandte den Blick von Geoffreys schlafendem Körper ab.
»Ein Bote ist unlängst eingetroffen«, antwortete er. »Der Earl of Druentwode ist tot.«
»Oh, Geoffrey!« Elizabeth dachte daran, wie er reagieren würde, wenn er davon erfuhr. Was, wenn die Neuigkeit seinen Heilungsprozess ins Stocken brachte?
»Ja,
Geoffrey
.« Die Stimme ihres Vaters klang irgendwie eigenartig – irgendwie gezwungen. Als sie ihm einen verdutzten Blick zuwarf, drückte er ihr die Schachtel in die Hand. »Was ist das?«, fragte sie.
»Öffne sie und sieh selbst.«
Elizabeth stellte die Schatulle ans Bettende. Die Messerspuren auf dem Deckel ergaben Buchstaben, die aussahen, als wären sie von junger Hand geschnitzt worden.
G-e-o-f-f-r-e-y.
Ich verließ die fröhliche Runde in der großen Halle, um eine Truhe zu holen, die ich hergestellt hatte, während der Zimmermann des Earls mich
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