Flammendes Begehren
Furcht in Euren Augen.«
Elizabeth war, als donnerte ihr Herz so laut, dass es selbst das Heulen des Windes übertönte. Sie durfte nicht preisgeben, dass sie von seinen geheimen Plänen wusste. Sie spielte mit einer Haarsträhne und sagte: »Ich bin müde und wünsche Euch eine gute Nacht.«
Ehe sie jedoch davonspringen konnte, hatte Sedgewick sie schroff am Arm gepackt. »Ihr seid eine vorzügliche Lügnerin, meine Liebe. Ich kann nur beten, dass Ihr eine ebenso vorzügliche Liebhaberin seid, wenn ich zwischen Euren Schenkeln wühle.«
Dort, wo der Baron Elizabeth berührte, schmerzte ihre Haut. Ehe sie wusste, was sie tat, hörte sie sich sagen: »Ich werde Euch niemals heiraten – niemals, hört Ihr?«
»Eure Loyalität de Lanceau gegenüber ist rührend. Welch eine Schande, dass er nicht mehr lange zu leben hat!«
»Mörder!« Als er den Druck auf ihrem Handgelenk um ein Vielfaches erhöhte, musste Elizabeth nach Luft schnappen. Sie versuchte, sich von ihm loszureißen, doch vergebens.
»Habt Ihr also doch gelauscht. Was habt Ihr gehört? Raus mit der Sprache!«
Elizabeth lag eine Lüge auf der Zungenspitze, doch sie spürte, dass er ihr nicht glauben würde. Sie hatte sich verraten, indem sie ihn einen Mörder geschimpft hatte. Jetzt blieb ihr nur übrig, ihn dazu zu bewegen, seinen Plan in aller Gänze vor ihr offenzulegen, damit sie ihn vereiteln konnte, sobald er sie freiließ. »Ich habe genug gehört, um Euch zu hassen.«
»So wie ich de Lanceau dafür hasse, dass er Euch mir weggenommen hat. Es war vorgesehen, dass er durch Aldwins Pfeil stirbt, aber das Gift wird seinen Dienst tun, dessen könnt Ihr sicher sein.« Die Spucke, die sich in seinem Mundwinkel gesammelt hatte, glitzerte im Mondschein. »Ich hoffe, de Lanceau stirbt genauso qualvoll wie sein Vater.«
»Wie grausam!«
Sedgewick lachte. »Selbiges sagte der Knappe, als ich vorgeschlagen habe, dass er de Lanceau erschießt.«
»Ihr?«
Der Baron studierte ihr Gesicht. »Erschreckt Euch das? Ihr dachtet, es wäre Aldwins Idee gewesen, auf de Lanceau zu schießen? Es war ein Kinderspiel, ihn von meinem Vorschlag zu überzeugen. Nachdem ich in seiner Gegenwart Veroniques Worte über Eure Schändung wiederholt und einige pikante Details hinzugefügt habe, die meiner Phantasie entsprungen sind, hat er mich geradezu angefleht, es tun zu dürfen.«
»Aldwin ist ein ehrbarer Mann!«, keifte Elizabeth. »Er würde sich für so etwas Hinterhältiges nie hergeben.«
»Auch nicht, wenn es darum geht, eine geschändete Maid zu rächen?«, spöttelte Sedgewick. »Aldwin, dieser Narr, faselt ständig von Ritterlichkeit dem holden Geschlecht gegenüber. Es kommt eben nur darauf an, wie man so etwas vorträgt, welche Worte man wählt, um es wie einen heroischen Akt aussehen zu lassen. Aldwin ist ein impulsiver, ehrgeiziger Jüngling, wie gemacht für meine Zwecke.«
»Weshalb trachtet Ihr Geoffrey eigentlich so verbissen nach dem Leben? Er hat Euch nichts getan.«
»Er hat Euch berührt«, murmelte der Baron, »das reicht doch! Trotzdem ahnte ich, dass alles auf ein Duell zwischen ihm und Eurem Vater hinauslaufen würde. Ich wusste, dass de Lanceau der aussichtsreichere Kämpfer war, konnte aber nicht riskieren, dass er seine Ansprüche auf Wode Castle verlauten lässt und womöglich durchsetzt.« Lüstern und schadenfroh wanderte der Blick des Barons über ihr Gewand. »Diese Ländereien werden mir gehören – durch Euch.«
Elizabeth erschauderte. »Indem Ihr meinen Vater umbringt?«
Er hielt seine Wurstfinger in die Luft. »Nicht
ich
werde die Tat vollbringen.«
»Feigling! Ihr lasst andere die Drecksarbeit für Euch erledigen!« Abermals versuchte sie, sich seinem Griff zu entwinden – wieder umsonst.
Mondlicht und Schatten wechselten sich ab, verliehen seinem breiten Gesicht etwas Dämonisches. »Ich tue lediglich, was nötig ist, um an mein Ziel zu gelangen. Besser, Ihr akzeptiert es. Ihr werdet meine Frau werden, Elizabeth. Wenn Euer Vater kurz nach der Vermählung von Gott zu sich gerufen wird, fallen mir sämtliche Ländereien zu. Dann werde
ich
über Moydenshire herrschen.«
»Euer Plan wird nicht aufgehen, Baron«, entgegnete sie zähnefletschend. »Das Gesetz besagt, dass lediglich der älteste Sohn erben kann.«
Sedgewick zuckte mit den Schultern. »Hier und da ein wenig Bestechungsgeld und wenn nötig ein Mord, und schon ist alles geregelt.«
Elizabeth zitterte. Mit welcher Nonchalance er sprach! Hatte er kein schlechtes
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