Flammendes Begehren
auseinanderhalten, die am Fuße der Treppe postiert waren und sich die Zeit mit einer Würfelpartie vertrieben. Aus ihrem rauhen Gespräch schloss sie, dass die Burg über einen Brunnen verfügte, die Wachtürme Tag und Nacht besetzt waren und sie der Meinung waren, dass es nicht annähernd genügend Pferde für alle gab. Wie eine beflissene Elevin prägt Elizabeth sich jedes noch so kleine Detail ein.
Als sie den letzten Knoten machte, war das Feuer heruntergebrannt. Sie unterdrückte ein Gähnen, hielt die Tunika in die untergehende Sonne und schüttelte das Kleidungsstück aus, wobei die Stickereien im Schein des Feuers kurz aufblitzten – wie ein Fisch, der für den Bruchteil einer Sekunde aus dem Wasser sprang.
»Exzellente Arbeit, Mylady!« Erholt von ihrem Schlaf, lächelte die Kammerfrau ihr zu.
»War gar nicht so einfach, aber ich habe es geschafft.« Elizabeth betrachtete die winzigen Stiche ein letztes Mal und erfreute sich daran, dass von dem Riss kaum noch etwas zu sehen war.
Mit glänzenden Augen näherte Elena sich dem Kamin. »Mylady, die Tunika sieht aus wie neu. Wie kann ich mich für Eure Hilfe erkenntlich zu zeigen?«
Elizabeth bedeckte den Mund mit der Hand, um ein weiteres Gähnen einzufangen. Bei dem Gedanken an den Handel wegen des heißen Bades, den sie am Morgen mit Dominic geschlossen hatte, unterdrückte sie ein enttäuschtes Seufzen. De Lanceau, der Schuft, hatte nie vorgehabt, sein Versprechen zu halten.
Elizabeth veränderte ihre Position, so sehr schmerzte ihr Allerwertester von dem langen Sitzen. Mit einem wehmütigen Lachen sagte sie: »Ein heißes Bad wäre jetzt wunderbar!«
Elena nickte. »Ich werde mich darum kümmern.«
Elizabeth wäre fast aus dem Sessel gerutscht. »Was hast du gerade gesagt?«
»Mylord hat mich gebeten, alles vorzubereiten, sobald Ihr mich darum bittet.«
»Hat er das?« Nach ihrer erhitzten Debatte wegen der Satteldecke hätte sie nicht erwartet, dass er sein Wort hielt.
»Lord de Lanceau ist ein ehrenwerter Mensch. Er würde niemals ein Versprechen brechen, schon gar nicht einer Dame gegenüber.«
»Wie galant von ihm!«, murmelte Elizabeth und warf einen flüchtigen Blick zu Mildred, die eine Augenbraue hob.
»Ich werde veranlassen, dass Ihr das Bad in Eurem Gemach nehmt, Mylady«, sagte Elena. »Sobald alles vorbereitet ist, stoße ich mit Handtüchern und Seife zu Euch, um Euch beim Waschen behilflich zu sein.« Sie machte einen Knicks und eilte murmelnd davon, während sie an der Hand abzählte, was sie noch alles zu erledigen hatte.
Als Elizabeth polternde Schritte vernahm, die sich ihr näherten, erhob sie sich. Die Wachen waren gekommen, um sie und Mildred auf ihre Gemächer zu begleiten.
Nachdem sie die Nadel in dem verbleibenden Garn festgesteckt hatte, legte sie beides neben die zusammengefaltete Tunika. Sie drehte sich um und umarmte Mildred. »Wir sehen uns gewiss bald wieder.«
Just als sie sich wegdrehen wollte, griff die Kammerfrau nach ihrer Hand. »Ich freue mich für Euch, dass er Euch das Bad erlaubt. In der breiten Brust des Rüpels scheint doch ein Herz zu schlagen.«
Elizabeth legte die Stirn in Falten. »Wir werden sehen.«
Ein Lächeln umspielte Mildreds Lippen. »Das werden wir!«
*
Um ein Haar wäre Geoffrey im Treppenhaus mit Elena zusammengeprallt. Die Magd war mit gesenktem Kopf, die Hand über die Steinmauer gleitend, nach unten gehastet.
»Mylord.« Sie machte einen unbeholfenen Knicks.
»Ihr seid ja vollkommen außer Atem.« Mit zusammengekniffenen Augen beäugte er sie durch die rauchgeschwängerte Luft und wünschte, er könnte ihren Gesichtsausdruck sehen. »Ist alles in Ordnung?«
»Ich bereite das Bad für Mylady vor.«
»Ist sie mit der Tunika fertig?«
Elenas Schopf hüpfte auf und ab. »Das Ergebnis dürfte Euch erfreuen.«
Er trat beiseite und bedeutete der Magd, an ihm vorbeizugehen. Ihre Schritte verklangen, als er zwei Stufen auf einmal nehmend weiterlief.
Ohne seinen Schritt zu verlangsamen, durchmaß Geoffrey die große Halle und steuerte auf die leeren Sessel am Kamin zu. Das Kleidungsstück lag ordentlich zusammengefaltet auf dem Beistelltisch.
Als er es in die Höhe hielt, um es näher zu betrachten, zupfte ein Lächeln an seinen Lippen. Er war sich insgeheim sicher gewesen, dass sie gute Arbeit abliefern würde. Er schluckte kräftig gegen den Kloß in seinem Hals an und ließ die Tunika auf den Tisch gleiten.
Sein Blick glitt zu der Satteldecke, die auf die Seite geschoben
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