Flammendes Begehren
gefühllosen Lächeln.
»Bitte …«
»Eine Schandtat sollte mit einer anderen bestraft werden, meint Ihr nicht?«
Vor lauter Furcht fiel Elizabeth das Atmen schwer. »I-Ihr versteht nicht.«
»Ich verstehe nur zu gut. Die einzige Person auf Erden, die ich wie meinen Bruder liebe und der mein unbegrenztes Vertrauen gehört, liegt ohnmächtig in ihrem Bett und ringt Euretwegen mit dem Tode«, knurrte er. »Habt Ihr auch nur einen Augenblick über die möglichen Konsequenzen Eures Tuns nachgedacht? Dass der Trunk für den einen oder anderen zu stark sein könnte?«
»Nennt Ihr mich eine Mörderin?«
»Wenn Dominic stirbt, macht Euch das zu einer Mörderin.«
»Wie könnt Ihr es wagen, mich eines solchen Vergehens zu bezichtigen? Ausgerechnet Ihr, der hilflose Kinder abschlachten lässt!«
»Ich bringe keine Kinder um.« Er antwortete so ruhig und abgeklärt, dass sie ihm beinahe geglaubt hätte.
»Ihr habt Jeremy getötet, schon vergessen?«, widersprach sie mit scharfer Stimme.
»Jeremy?« Erkenntnis glomm in seinen verjüngten Augen auf. Er lächelte. »Der Junge auf Wode Castle. Er ist nicht gestorben.«
Elizabeth hielt den Atem an. »Sagtet Ihr nicht …«
»Viscon hat ihn auf dem Rückweg von Eurem Gemach abgefangen, ihn aber nicht umgebracht. Wir haben ihn in einem Vorratsschrank eingesperrt, damit er niemanden warnen konnte.«
Ihr Magen schmerzte. Lebte Jeremy? Obschon sie hoffte, dass Geoffrey die Wahrheit sprach, schmälerte Misstrauen ihre Freude. »Ich glaube Euch kein Wort!«, zischte sie.
»Glaubt, was Ihr wollt, ich sage die Wahrheit.« Er ließ von ihrem Kinn ab, und sein Gesicht verfinsterte sich. »Sagt mir, Mylady, ist Euch denn gar nicht in den Sinn gekommen, dass ich Euch, selbst wenn Euch die Flucht gelungen wäre, zur Strecke gebracht hätte? Ich würde Euch überall finden und Euch für Eure Unverfrorenheit bezahlen lassen.«
»Nein.«
»Doch«, murmelte er, »und ich werde hier und jetzt damit beginnen.«
Der verbissene Ausdruck in den Augen und sein mahlender Kiefer erfüllten Elizabeth mit Furcht. Das Gefühl peitschte durch sie hindurch wie ein Wintersturm und drohte auch die letzten Mutreserven mit sich zu reißen, sie in bodenlose Hoffnungslosigkeit zu stürzen. »W-was habt Ihr vor?«
Geoffrey ließ von ihrem Arm ab. »Entblößt Euch!«
»Den Teufel werde ich tun!«
Geoffrey schien mit einer ablehnenden Antwort gerechnet zu haben. Er lächelte.
Die Klinge eines Dolches blitzte im Sonnenschein auf.
Elizabeth stieß einen Schrei aus, schlug die Hände vors Gesicht und wartete auf den spitzen Schmerz, mit dem sich die Klinge in ihre Haut bohren würde. Als sie stattdessen kalten glatten Stahl an ihrem Hals spürte, versteifte sie sich.
»Wann werdet Ihr endlich begreifen, dass Ihr gegen mich nicht ankommt?«, raunte Geoffrey ihr zu und fuhr mit der eisigen Messerspitze über ihre Haut, ihre Halsschlagader und ihr Schlüsselbein, ehe er sie am Kragen ihres Gewandes ansetzte und es mit einer schnellen Bewegung bis zur Taille hinab aufschlitzte.
Bestürzt sah Elizabeth an sich hinunter. Ein sauberer, präziser Schnitt, ohne dass das Messer Spuren auf ihrer Haut hinterlassen hatte, die im Kontrast zu der grünen Wolle an Schnee erinnerte.
Panik legte sich wie eine eiserne Hand um ihr Herz. Sie packte die Kanten des Gewandes und versuchte, ihre entblößte Haut zu verdecken – ohne Erfolg.
Mit einem erstickten Schrei auf den Lippen lief sie zur Tür.
Sie sollte jedoch nicht weit kommen. Blitzschnell packte Geoffrey sie, schlang ihr den Arm um die Hüfte und schleuderte sie auf das mit Kissen überdeckte Bett. Kaum war Elizabeth auf dem Rücken gelandet, drehte sie sich um. Als sie auf der anderen Seite des Bettes wieder hinunterspringen wollte, schoss seine Hand nach vorn und packte sie beim Knöchel. Wie eine Katze, die mit einer Maus spielte, riss er sie nach hinten.
Vor lauter Furcht wurde Elizabeth schwarz vor Augen. Wie wild griff sie um sich, versuchte, mit dem freien Bein nach ihm zu treten … und traf seinen Bauch. Geoffrey grunzte und lockerte seine Hand ein wenig. Mit einem zweiten, zielsicheren Tritt konnte sie sich befreien. Keuchend machte sie einen Satz in Richtung Bettkante.
Wieder war er schneller.
Geoffrey packte sie am Handgelenk. Erneut versuchte Elizabeth, sich zu befreien, doch Geoffrey war viel zu stark und viel zu entschlossen, als dass er sie ein weiteres Mal entwischen lassen würde. Er baute sich vor ihr auf und zwang sie zurück auf
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