Flammendes Begehren
Gesicht war aschfahl. Seine Kinnlade hing leblos herab. Gott sei dank atmete er noch.
Geoffrey senkte den Kopf und kniff die Augen zusammen. In seinem Innern braute sich ein Sturm aus Wut, Schuldgefühlen und bodenloser Furcht zusammen. Wie oft war er im Krankenhaus von Akkon aufgewacht und hatte Dominic an seinem Bett sitzen sehen? Ohne ihn hätte er die schwere Zeit nicht überstanden.
Dominic war die einzige Person, in deren Hände er sein Leben legen würde. Er würde nicht zulassen, dass Dominic starb! Es mochte ihm nicht vergönnt gewesen sein, seinen Vater und seinen Bruder zu retten, doch bei seinem Freund würde er erfolgreich sein.
Er kam in den Stand und gab den Soldaten ein Zeichen, die auf seine Befehle warteten. »Bringt ihn in sein Gemach, und sorgt dafür, dass er es behaglich hat!«
Mildred wehrte sich gegen die Wachen, die sie fest im Griff hatten. »Lady Elizabeth und ich wollten weder ihm noch sonst jemandem schaden, das müsst Ihr mir glauben!«
Ein angestrengtes Lächeln legte sich auf Geoffreys Lippen. »Fortan bist du verantwortlich für sein Leben und das deiner Herrin.«
Besorgnis huschte über das faltige Antlitz der Kammerfrau. »Ich werde tun, worum Ihr mich bittet. Bitte, Mylady hat …«
Geoffrey mahlte mit dem Kiefer. Wütende Pfeile surrten in seinem Innern. Er lenkte den Blick auf die hölzerne Stiege, die in die oberen Geschosse und zu seinem Gemach führte, und setzte sich in Bewegung.
*
Die Stille in Geoffreys Gemach drückte auf Elizabeth’ Gemüt. Die Arme um den Oberkörper geschlungen, lief sie vor dem Kamin auf und ab.
Er würde jeden Moment durch die Tür kommen und ihr eine wie auch immer geartete Strafe zumessen.
Als Elizabeth’ Blick auf den Tisch zwischen den beiden Stühlen vor dem Kamin fiel, blieb sie stehen. Fort waren der Wein und die süßen Leckerbissen, die ihr seinerzeit zum Verhängnis geworden waren, genau wie die Leinentischdecke. Heute spiegelte sich in der zerschrammten Oberfläche einzig der Schein des Feuers wider.
Elizabeth war sich sicher, heute de Lanceaus rauhe Seite zu spüren zu bekommen. Sie nahm die Schultern zurück und setzte sich wieder in Bewegung. Sie durfte jetzt nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern würde die Folter, die er sich für sie ausgedacht hatte, mit Anstand und Würde überstehen.
Das Holz knackte. Elizabeth zuckte zusammen – einmal und dann gleich noch einmal, als die Tür gegen die Wand geworfen wurde und Geoffreys Silhouette im Türrahmen erschien. Als die Tür ins Schloss fiel, hüllten ihn tiefe Schatten ein.
Ihre zitternden Beine weigerten sich, sich zu bewegen. Wie angewurzelt stand sie da, als er auf sie zugeschritten kam. Näher und näher. Mit einem wütenden Funkeln in den Augen blieb er dicht vor ihr stehen.
Sein Schweigen war schlimmer als tausend Peitschenhiebe. Als er nach einer halben Ewigkeit das Wort ergriff, tat er es mit kalter, gefährlicher und unheildrohender Stimme. »Was habt Ihr in das Bier gegeben?«
Trotz des beklemmenden Gefühls in ihrer Brust tat Elizabeth einen Atemzug.
»Antwortet mir!« Er packte sie, seine Finger gruben sich in ihre Haut.
»Kräuter«, sie keuchte, »Kamille, Baldrian, Eisenhut.«
»
Eisenhut
? Aus dem Garten?«
Sie nickte verängstigt.
»Der ist giftig.« Er klang gleichermaßen ungläubig wie auch entsetzt. »Ihr wolltet Dominic
umbringen?
« Sein Blick verschärfte sich. »Oder galt Euer Anschlag mir?«
Sie schüttelte den Kopf. »Wir wollten niemandem Schaden zufügen.«
»Aber warum habt Ihr dann das Bier vergiftet?«
Zittrig perlten die Worte von ihren Lippen. »Das war kein Gift. Mildred und ich haben einen Schlaftrunk gebraut und ihn in die Krüge gegeben. Wir …«
»Ihr wolltet fliehen.«
»Mehr wollten wir nicht, das schwöre ich!«
Sein Blick tastete ihr Gesicht ab, tat es derart unbarmherzig, dass es ihr den Atem verschlug. »Was führt Ihr noch im Schilde?«
»Nichts.«
»Ihr
lügt!
«, brüllte er.
Elizabeth war, als würde sein Atem ihre Wangen versengen.
Sie wand sich, wollte, dass er von ihr abließ. »Nein, tue ich nicht.«
Mit seiner freien Hand umfing er ihr Kinn, so dass ihr nichts anderes übrigblieb, als ihn anzusehen. »Wenn ich mit Euch fertig bin, werde ich alles bis ins Detail aus Euch herausgeholt haben!«
Elizabeth lief es eiskalt den Rücken hinunter. »Ihr werdet mich hier bestrafen?« Ihr Blick glitt an ihm vorbei zu der Bettstätte, die im Sonnenlicht badete.
Sein Mund verzog sich zu einem
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