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Flammendes Eis

Flammendes Eis

Titel: Flammendes Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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Stürme dieser unheiligen Gewässer untergegangen ist.«
    »Nicht ganz. Sie wurde durch Geschützfeuer versenkt.«
    Dodson war völlig verblüfft, fast als hätte Zavala ihm soeben den Eistee ins Gesicht geschüttet. Er benötigte einen Moment, um sich zu fassen. »Entschuldigen Sie mich. Ich hole Ihnen etwas zu lesen.« Er verschwand im Haus und kehrte mit einem dicken Manuskript zurück. »Ich muss ins Dorf, um einige Setzlinge für meinen Garten abzuholen. Unterdessen sollten Sie sich hiermit beschäftigen. Nach meiner Rückkehr können wir darüber reden. Jenna wird Ihnen gern mehr Tee oder auch etwas Stärkeres bringen, falls Sie wünschen. Läuten Sie einfach diese kleine Glocke.«
    Als Dodsons alter Transporter die Auffahrt entlangholperte, schaute Zavala ihm hinterher. Es überraschte ihn, dass der Lord die Papiere einem völlig Fremden überließ. Andererseits sah Jenna kräftig genug aus, um ihn zurückzuhalten, falls er mit dem Manuskript auch nur einen Schritt in Richtung seines Mietwagens machen sollte. Er löste das breite schwarze Band, mit dem die linierten blassgelben Seiten zusammengehalten wurden, und blätterte in den Aufzeichnungen. Die Buchstaben waren anmutig geschwungen und ließen auf einen geübten Schreiber schließen, waren aber mit dickem Federstrich ausgeführt und deutlich nach vorn geneigt, als habe der Betreffende sich in großer Eile befunden. Dem Text war eine englische Übersetzung beigefügt.
    Die erste Seite enthielt nur einen kurzen Absatz:
»Dies ist das Tagebuch von Major Peter Jakelew, Kommandant der Kaiserlichen Kosakengarde des Zaren. Ich schwöre zu Gott und bei meinem Eid als Offizier, dass alle meine Angaben der Wahrheit entsprechen.«
Zavala blätterte um.
    »Odessa, 1918.
    Während ich hier in meinem bescheidenen Quartier sitze und mit erfrorenen Fingern diese Zeilen zu Papier bringe, muss ich an die großen Entbehrungen der letzten Wochen denken. Durch Verrat der Bolschewiken, durch entsetzliche Kälte und durch Hunger sind mir von meiner
sontia
, der einst hundertköpfigen Schar loyaler Kosaken, nur noch eine Hand voll tapferer Männer geblieben. Doch die Geschichte dieser todesmutigen Helden wird in Blut geschrieben werden, denn sie sind die Retter Mütterchen Russlands und die Hüter der Flamme Peters des Großen. Unsere eigene Not ist nichts im Vergleich zu dem Leid der gnädigen Herrin und ihrer vier Töchter, die dank Gottes Gnade in unsere Obhut gegeben wurden. Gott schütze den Zar! Innerhalb der nächsten Stunden werden wir unser Heimatland für immer verlassen und gen Konstantinopel in See stechen. Dies ist das Ende einer Geschichte und zugleich ein neuer Anfang…«
    Zavala war völlig in die Lektüre vertieft. Der Major neigte zwar zu schwülstigen Floskeln, hatte aber eine dermaßen fesselnde Geschichte zu erzählen, dass Joe sich aus der sonnigen englischen Landschaft mitten in den rauen russischen Winter versetzt fühlte. Schneestürme heulten über die Steppen, in dunklen Wäldern lauerte der Tod, und sogar in der unscheinbarsten Hütte drohte Verrat. Zavala erschauderte beinahe vor Kälte, als er von dem Elend las, das Jakelew und seine Männer erdulden mussten, während sie durch das gefährliche und erbarmungslose Land zum Schwarzen Meer reisten. Ein Schatten fiel auf die Seiten. Joe blickte auf und sah Dodson vor sich stehen. Der Lord lächelte amüsiert.
    »Faszinierend, nicht wahr?«
    Zavala rieb sich die Augen und sah auf die Uhr. Es waren zwei Stunden vergangen. »Das ist
unglaublich
. Was hat das alles zu bedeuten?«
    Dodson nahm die kleine Glocke und läutete. »Zeit für den Tee.«
    Die Haushälterin brachte ihnen eine dampfende Kanne und ein Tablett mit Gurkensandwiches und Gebäck. Dodson schenkte ihnen beiden ein, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und legte die Fingerspitzen aneinander.
    »1917 war mein Großvater unter König Georg Staatssekretär im Außenministerium. In ihrer Jugend hatten er und der König gemeinsam so manches Fass geleert und mehr als einem Weiberrock nachgestellt. Er kannte alle gekrönten Häupter Europas, darunter auch Zar Nikolaus, den Cousin Georgs. Im Gegensatz zu seinen hünenhaften Vorfahren war Nikolaus ein kleiner, schmächtiger Mann und auch sonst nicht sonderlich begünstigt. Mein Großvater sagte immer, Nick sei kein schlechter Kerl, aber leider ein bisschen dämlich gewesen.«
    »Diese Beschreibung könnte auch heute noch auf die Hälfte aller Staatsoberhäupter zutreffen.«
    »Ich bin geneigt, Ihnen

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