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Flammendes Eis

Flammendes Eis

Titel: Flammendes Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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glauben, die Zarin und ihre Töchter seien nach Perm gebracht worden und dort geblieben, bis auch diese Stadt von den Weißen angegriffen wurde. Laut Zeugenaussagen haben die Kommunisten die Familie zusammen mit zahllosen Reichtümern und Goldbarren auf die Reise geschickt; während einer Zugfahrt nach Moskau verliert sich dann die Spur in den offiziellen Unterlagen. Alles Weitere haben die Sowjets stets unter Verschluss gehalten. Es hätte Lenins Nimbus geschadet, falls je herausgekommen wäre, dass er mit den Deutschen über das Schicksal der Romanows verhandelt hat.«
    »Was ist aus dem Zarenschatz geworden?«
    »Nur ein Bruchteil davon ist wieder aufgetaucht.«
    »Hat Ihr Großvater die Erkenntnisse seines Agenten dem König gemeldet?«
    »Er hat in seinem Bericht geschrieben, dass die Mutter und die Mädchen vermutlich noch am Leben seien, und um Hilfe bei der Ausarbeitung eines Rettungsplans gebeten. König Georg zog es vor, seine Hände trotz aller Verwandtschaft in Unschuld zu waschen. Man darf nicht vergessen, dass auch der verhasste deutsche Kaiser ein Cousin der beiden war. In adligen Kreisen hatte Familientreue eben gewisse Grenzen. Der König fürchtete, die britische Linke könnte aufbegehren, falls er den Frauen Asyl gewährte. Die Zarin war eine gebürtige Deutsche, und Deutschland war der Feind.«
    »Demnach wurde kein Versuch unternommen, sie zu retten.«
    »Ein paar Engländer schmiedeten einen entsprechenden Plan, aber er wurde nie ausgeführt, weil die Familie verlegt wurde. Es gab ein paar Versuche seitens der Kosaken, unterstützt durch einige Deutsche, die eine Wiedereinsetzung des russischen Herrschergeschlechts wollten. Womöglich machte der deutsche Kaiser sich Vorwürfe, weil er zur Entlastung der Ostfront Lenin gegen den Zar unterstützt hatte. Am interessantesten klang die Absicht, die Familie zu entführen, durch die von Deutschland besetzte Ukraine zu schleusen und an Bord eines neutralen Schiffs über das Schwarze Meer zu verfrachten.«
    »Woran ist das gescheitert?«
    »Das
ist
es nicht.«
    »Sie wurden gerettet?«
    »Ja, aber nicht von den Deutschen. Die Kosaken trauten Deutschland nicht. Irgendwo unterwegs, wahrscheinlich während dieser Fahrt nach Moskau, gelang es einer unerschrockenen Kosakentruppe, die beim Schutz der Familie zuvor schon einmal versagt hatte, die Frauen zu entführen und sich zum Schwarzen Meer durchzukämpfen.«
    Zavala nahm das Manuskript. »Major Jakelew?«
    Dodson lächelte. »Dieser Kosakenoffizier muss ein überaus einfallsreicher und entschlossener Mann gewesen sein. Jakelew lässt den Leser im Unklaren darüber, auf welche Weise die Frauen in seine Obhut gelangt sind. Das sollte erst nach der Flucht aus Russland enthüllt werden. Die Veröffentlichung der Aufzeichnungen war für den Zeitpunkt vorgesehen, an dem die Romanows auf der europäischen Bühne auftauchen würden. Das Manuskript wurde auf verschlungenen Wegen nach Westen geschickt und hätte ihnen die sofortige Sympathie der ganzen Welt gesichert. Es fiel in die Hände meines Großvaters, und da die Familie nie wieder von sich hören ließ, behielt er es in Ermangelung einer besseren Idee.«
    »Wissen Sie vielleicht, wer das Schiff versenkt haben könnte?«
    »An diesem Punkt wird es heikel«, sagte Dodson stirnrunzelnd. Vor allem, wenn man berücksichtigt, was Sie über die Ursache des Untergangs gesagt haben.« Er atmete tief durch.
    »Laut den Aufzeichnungen meines Großvaters sollte die Familie heimlich in die Türkei gebracht werden, wo bereits ein deutsches U-Boot wartete, um sie aus dem Land zu schmuggeln.
    Die Türkei und Deutschland waren Verbündete. Großbritannien wurde von dem Plan in Kenntnis gesetzt und willigte ein, das U-Boot auf dem Weg nach Europa nicht anzugreifen.«
    »Wie großzügig von den Briten.«
    Dodson lachte laut auf. »Oh, das damals war ein ziemlich gerissener Haufen. Die vermeintliche Großzügigkeit basierte auf der Annahme, dass die Bolschewiki die Familie rechtzeitig einfangen würden.«
    »Reichlich gewagt.«
    »Nicht wirklich. England hat Lenin und seinen Halsabschneidern
mitgeteilt
, dass die Familie an Bord der
Odessa Star
fliehen wollte.«
    »Ihr Großvater
wusste
davon?«
    »Er hat sich energisch dagegen ausgesprochen, wurde jedoch überstimmt.«
    »Von wem?«
    »Von König Georg.«
    Zavalas Augen verengten sich. »Jetzt begreife ich, warum Sie nicht wollten, dass dies an die Öffentlichkeit gelangt. Manchen Leuten dürfte es gar nicht gefallen, dass der

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