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Flammendes Eis

Flammendes Eis

Titel: Flammendes Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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hinsichtlich des Motels zwiespältige Gefühle. Einerseits wirkte es im Hafen wie ein Fremdkörper, andererseits brachte es den Anwohnern vielleicht neue Jobs; nicht jeder hier wollte als Fischer arbeiten.
    Allerdings gefiel ihm gar nicht, mit welchen Mitteln man das Projekt durchgesetzt hatte. Er konnte es zwar nicht beweisen, war jedoch überzeugt davon, dass im Rathaus einiges an Schmiergeld geflossen war.
    Der Eigentümer stammte von hier und hieß Jack Shrager. Er war ein gewissenloser Immobilienhai, der entlang des Flusses, der in den Hafen mündete, eine Eigentumswohnung neben der anderen errichtete und dadurch der stillen Schönheit des Orts weiteren Schaden zufügte. Shrager beschäftigte keine Einheimischen, sondern vorzugsweise Ausländer, die länger und billiger arbeiteten.
    Der Empfangschef, ein junger schlanker Jamaikaner, hob erschrocken den Kopf, als der Chief in die Lobby stürmte und rief: »Alle Mann raus hier! Das ist ein Notfall!«
    »Was gibt’s, Mann?«
    »Hier ist irgendwo eine Bombe versteckt.«
    Der Portier schluckte vernehmlich. Dann ging er zur Schalttafel der Telefonanlage und fing an, die einzelnen Zimmer zu verständigen.
    »Sie haben zehn Minuten«, betonte Howes. »Draußen warten Busse. Alle müssen das Gebäude verlassen, auch Sie. Falls jemand sich weigert, sagen Sie ihm, dass die Polizei ihn verhaften wird.«
    Der Chief lief in den nächstbesten Flur und hämmerte an die Türen. »Polizei! Sie müssen das Motel unverzüglich räumen. Es bleiben noch zehn Minuten«, brüllte er in die verschlafenen Gesichter, die sich aus den Zimmern reckten. »Es hat eine Bombendrohung gegeben. Fangen Sie gar nicht erst an, Ihre Sachen zu packen.«
    Er wiederholte die Aufforderung, bis er heiser war. Die Gänge füllten sich mit Leuten in Bademänteln und Schlafanzügen; manche hatten sich in ihre Bettdecken gewickelt. Aus einem der Zimmer trat mit finsterer Miene ein dunkelhäutiger Mann.
    »Was, zum Teufel, ist hier los?«, rief Jack Shrager.
    Howes atmete tief durch. »Es hat eine Bombendrohung gegeben, Jack. Sie müssen hier raus.«
    Eine junge blonde Frau streckte ihren Kopf zur Zimmertür hinaus. »Was gibt’s denn, Schatz?«
    »Im Motel ist eine Bombe«, sagte der Chief nun ein wenig konkreter.
    Die Frau wurde blass und kam auf den Flur. Sie trug einen seidenen Bademantel. Shrager wollte sie zurückhalten, aber sie riss sich los.
    »Ich bleibe nicht«, sagte sie.
    »Und ich gehe nicht«, sagte Shrager, kehrte in sein Zimmer zurück und knallte die Tür hinter sich zu.
    Howes schüttelte betrübt den Kopf. Dann nahm er die Frau beim Arm und reihte sich mit ihr in die Schlange ein, die zum Ausgang drängte. Die Busse hatten sich fast vollständig gefüllt.
    »In fünf Minuten verschwindet ihr von hier«, rief der Chief den Fahrern zu. »Fahrt ganz nach oben auf den Hügel.«
    Er setzte sich in seinen Wagen und fuhr zum Pier. Der Deputy stritt sich mit dreien der Fischer. Howes begriff, was dort vor sich ging, und kurbelte das Fenster herunter. »Schwingt eure Hintern in die Autos, und begebt euch zum oberen Ende der Hill Street, oder ich nehme euch fest«, rief er.
    »Was ist denn bloß los, Charlie?«
    »Hör mal, Buck, du kennst mich doch«, fuhr Howes mit leiserer Stimme fort. »Mach einfach, was ich sage. Ich erklär’s dir später.«
    Der Fischer nickte. Dann stiegen er und die anderen in ihre Pickups. Howes wies seinen Deputy an, den Männern zu folgen, und überprüfte ein letztes Mal den Pier, wo er einen älteren Obdachlosen aufgriff, der die Abfalltonnen nach Dosen und Flaschen durchwühlte. Dann fuhr er noch einmal die Main Street entlang, konnte niemanden mehr entdecken und machte sich ebenfalls zum Ende der Hill Street auf den Weg.
    Einige der Leute, die dort zitternd in der kühlen Morgenluft standen, schrien ihn wütend an. Howes ignorierte die Beschimpfungen, stieg aus seinem Wagen und ging ein Stück den Hügel hinunter, der steil zum Hafen hin abfiel. Jetzt, da sein Adrenalinspiegel wieder sank, wurden ihm die Knie weich.
    Nichts.
Er sah auf die Uhr. Fünf Minuten vergingen. Mit sich nahmen sie seine Träume von einem friedlichen Ruhestand und seiner Polizeipension. Ich bin tot, dachte er. Trotz der Kühle glitzerten Schweißtropfen auf seiner Stirn.
    Dann sah er, wie das Meer sich am Horizont plötzlich aufwölbte, und vernahm ein Geräusch wie fernen Donner. Die Leute hörten auf zu rufen. Vor der Hafeneinfahrt ragte etwas Dunkles auf, und die kleine Bucht leerte sich

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