Flammendes Eis
von Instrumenten und kleinen Bildschirmen. »Das sind unsere Augen«, sagte er und wies auf eine Reihe von Monitoren. »Hier haben wir die Bugansicht. Die Kamera sitzt an der Vorderseite des Turms.«
Der Kapitän nahm die beleuchtete Schalttafel in Augenschein, sprach sich kurz mit dem Steuermann ab, funkte dann das Versorgungsschiff an und meldete Tauchbereitschaft. Er gab den Befehl, auf dreißig Meter Tiefe zu gehen. Die Pumpen begannen zu summen, und Wasser strömte in die Ballasttanks.
Als das Boot unter die Wellen sank, hörte es sofort auf zu schaukeln. Der auf den Bildschirmen gut erkennbare Bug verschwand in einer Wolke aus Gischt, wurde dann wieder sichtbar und hob sich dunkel vor dem blauen Wasser ab. Die Besatzung prüfte die einzelnen Systeme, und der Kapitän überzeugte sich von der Funktionsfähigkeit des UQC, eines drahtlosen Unterwassertelefons, mit dessen Hilfe das U-Boot und das Versorgungsschiff miteinander kommunizierten. Die Stimme vom Schiff klang gedehnt und irgendwie metallisch, aber die Worte waren klar und deutlich zu verstehen.
Nachdem man dem Kapitän die Einsatzbereitschaft aller Systeme gemeldet hatte, gab er den nächsten Befehl: »Tauchen,
tauchen!
«
Man spürte die Bewegung kaum. Das Wasser auf den Monitorbildern verfärbte sich von blau nach schwarz, weil das Sonnenlicht verblasste, und Logan ließ die Außenscheinwerfer einschalten. Der Abstieg ging praktisch lautlos vonstatten, während der Steuermann mit einem Joystick die Tiefenruder bediente und der Kapitän aufmerksam den Abstand bis zum Meeresboden im Auge behielt. Fünfzehn Meter über dem Grund gab Logan Anweisung, die Tiefe zu halten.
Der Steuermann wandte sich an Pulaski. »Wir befinden uns jetzt in unmittelbarer Nähe der zuvor ermittelten Stelle und setzen nun das Horizontalsonar ein. Das erforderliche Suchmuster haben wir in den Computer eingegeben. Das Boot wird selbsttätig die Strecke abfahren, während wir uns zurücklehnen und die Aussicht genießen. Auf diese Weise wird die Besatzung weniger beansprucht.«
»Unglaublich«, sagte Pulaski. »Ich bin überrascht, dass dieses bemerkenswerte Boot die Funde nicht auch noch analysiert, einen entsprechenden Bericht verfasst und unsere Schlussfolgerungen gegen die Kritik der eifersüchtigen Kollegen verteidigt.«
»Daran arbeiten wir noch«, sagte Logan mit unbewegter Miene.
Pulaski schüttelte mit gespieltem Entsetzen den Kopf. »Ich sollte mir eine andere Beschäftigung suchen. Wenn das so weitergeht, werden Meeresarchäologen entweder aussterben oder einfach nur auf irgendwelche Bildschirme starren.«
»Auch dafür können Sie ruhig dem Kalten Krieg die Schuld geben.«
Pulaski sah sich staunend um. »Ich hätte mir niemals träumen lassen, dass ich meine wissenschaftliche Arbeit irgendwann einmal an Bord eines U-Boots betreiben würde, das man entworfen hat, um die Sowjetunion auszuspionieren.«
»Das
konnten
Sie auch gar nicht. Die
NR-I
war so geheim wie nur möglich. Am verblüffendsten finde ich, dass sogar die neunzig Millionen Dollar Kosten erfolgreich verschleiert wurden. Meiner Meinung nach hat man das Geld gut angelegt.
Und nachdem die Navy mittlerweile die zivile Nutzung gestattet, steht uns ein hervorragendes Forschungsinstrument zur Verfügung.«
»Stimmt es, dass die
NR-I
nach der Explosion der Raumfähre
Challenger
eingesetzt wurde?«, fragte Pulaski.
»Sie hat einige wichtige Teile aus dem Wasser geholt, so dass die NASA die Fehlerquelle ermitteln und die Technik der Fähre sicherer machen konnte«, erläuterte Logan. »Außerdem wurden mit ihrer Hilfe eine versunkene F-14 und eine vermisste Luft-Luft-Rakete Typ Phoenix geborgen, die niemand sonst in die Finger bekommen sollte. Manche der früheren Einsätze im Zusammenhang mit den Russen unterliegen auch heute noch der Geheimhaltung.«
»Was können Sie mir über den Greifarm erzählen?«
»Er funktioniert wie ein menschlicher Arm, kann aber in allen Gelenken rotieren. Darüber hinaus besitzt das Boot zwei ausfahrbare Vollgummiräder im Kiel. Es ist zwar nicht gerade eine Harley-Davidson, aber wir können uns damit direkt über dem Meeresgrund bewegen. Wenn die
NR-I
Bodenkontakt hat, kann der Arm einen Radius von knapp drei Metern abdecken.«
»Faszinierend«, sagte Pulaski. »Und welches Gewicht kann er heben?«
»Maximal neunzig Kilo.«
»Gibt es Schneidwerkzeuge?«
»Die Greifklauen können mühelos Taue oder Kabel durchtrennen. Falls das nicht reicht, setzen wir einen
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