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Flammendes Eis

Flammendes Eis

Titel: Flammendes Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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einfach nichts abschlagen.
    »Ja, indirekt.«
    »Ich
wusste
es. Es ist höchste Zeit, dass dieser Drecksack zur Rechenschaft gezogen wird.«
    »Genau das ist meine Absicht«, sagte Austin.
    »Dann will ich dabei mitmachen.«
    »Sie bekommen Ihre Story. Ich gebe Ihnen mein Wort.«
    »Ich rede hier nicht von einer Story. Hören Sie, Kurt«, sagte sie mit mühsam unterdrückter Wut. »Ich bin keine Unschuld vom Lande, deren aufregendstes Erlebnis es war, wegen unerlaubten Rauchens aus einem Einkaufszentrum geworfen zu werden. Ich bin in einer üblen Gegend aufgewachsen, und hätte ich nicht eine so starke Mutter gehabt, würde ich jetzt womöglich für zehn bis zwanzig Jahre in Soledad einsitzen. Ich will Ihnen helfen.«
    »Sie haben mir doch schon an Bord geholfen.«
    »Das reicht mir nicht. Es ist klar, dass Sie diesen Scheißkerl an die Wand nageln wollen. Okay, ich will auch einen Hammer.«
    Austin nahm sich fest vor, niemals einen Streit mit Kaela anzufangen.
    »Einverstanden, aber heute Abend befinden wir uns auf russischem Gebiet, und Sie halten sich im Hintergrund. Ich möchte nicht, dass Sie und Mickey in Gefahr geraten. Was das Schiff anbetrifft, arbeite ich allein. Verstanden?«
    Kaela nickte. »Sie haben ausreichend Gelegenheit, während wir die Interviews führen.« Sie nahm seinen Arm und führte ihn zur Tür des Salons. »Aber zuerst fordere ich den Drink ein, den Sie mir seit unserem ersten Treffen versprochen haben.«
    Sie reihten sich in die Menge ein, die in den riesigen Salon drängte. Einen Moment lang vergaß Austin, dass er sich an Bord eines Schiffs aufhielt, denn sie schienen hundert Jahre in der Zeit zurückgereist zu sein. Der Salon sah aus, als habe ein Kasino-Architekt aus Las Vegas einen Thronsaal entworfen und dabei eine seltsame Mischung aus westlicher Zivilisation und östlicher Barbarei zustande gebracht. Ihre Füße versanken in einem dicken, kaiserlich purpurfarbenen Teppich, der groß genug war, um mehrere Einfamilienhäuser zu bedecken. Von der gewölbten, mit Amoretten und Nymphen übersäten Decke hingen Kristallleuchter herab. An jeder Wand ragte eine Reihe massiver Säulen auf, deren Oberfläche mit Schnitzereien und Blattgold verziert war.
    Die Gäste stellten einen Querschnitt durch Bostons High Society dar. In der Mitte des Saals drängten sich dicke rotnasige Politiker, über deren Bäuchen sich Smokings spannten, um einen riesigen Tisch, der unter dem Gewicht aller nur erdenklichen russischen Delikatessen ächzte. Als anderes Extrem sah man unglaublich dünne Frauen an Rokoko-Tischen sitzen und in ihrem Essen herumstochern, als wäre es vergiftet.
    Gerissene Geschäftsleute diskutierten in mehreren Gruppen darüber, wie man dem wohlhabenden Razow wo hl am besten beim Geldausgeben behilflich sein konnte. Scharen von Anwälten, Finanziers, Lobbyisten und Angehörigen des Dienstpersonals liefen wie Bienen auf der Suche nach Nektar zwischen den Tischen umher. Am anderen Ende des Raums befand sich ein Podium, auf dem allerdings kein goldener Thron stand, sondern ein kleines Orchester, das eine flotte russische Volksweise spielte. Die Musiker waren wie Kosaken gekleidet, stellte Austin beunruhigt fest.
    Während er und Kaela noch nach einem geeigneten Platz suchten, spielte die Kapelle einen Trommelwirbel. Der PR-Mann mit dem Wappen auf dem Jackett erklomm die Bühne, bedankte sich überschwänglich bei allen Anwesenden für ihr Kommen und verkündete, dass der Gastgeber nun gern ein paar Worte an sie richten würde. Gleich darauf betrat ein Mann mittleren Alters, gekleidet in einen schlichten blauen Anzug, das Podest und nahm das Mikrofon. Dicht hinter ihm folgten zwei russische Wolfshunde – schlanke, prächtig aussehende Tiere mit schneeweißem Fell.
    Austin schob sich ein Stück vor, um Razow besser sehen zu können. Der Russe wirkte kein bisschen wie ein Erzschurke, sondern ziemlich durchschnittlich, mit Ausnahme seines scharf geschnittenen Gesichts und der leichenblassen Haut. Austin rief sich ins Gedächtnis, dass im Laufe der Geschichte das größte Leid sehr häufig von unscheinbaren Männern ausgegangen war.
    Hitler hatte zeitlebens wie der gescheiterte Künstler ausgesehen, der er tatsächlich einmal gewesen war. Roosevelt hatte Stalin stets »Onkel Joe« genannt, als wäre der Sowjetführer ein gütiger alter Verwandter und kein Massenmörder gewesen.
    Razow ergriff auf Englisch und mit kaum merklichem Akzent das Wort. »Ich freue mich sehr, Sie zur Feier Ihrer

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