Flammendes Eis
geben.«
Mit einer beiläufigen Geste schickte er seine Leibwächter hinterher. Austin stieß einen leisen Pfiff aus. Die Wolfshunde spitzten die Ohren und rissen sich mit wedelnden Schwänzen von Razow los. Kurt lächelte und sah Razow tief in die Augen.
Der Russe starrte ihn mit unverhohlenem Hass an. Austin wandte sich ab und ging mit schnellen Schritten in Richtung Heck. Die Hunde folgten ihm durch die Menge. Er erkannte, dass er die Tiere loswerden musste, denn sie zogen die Aufmerksamkeit aller Umstehenden auf sich.
Er blieb stehen, tätschelte den Hunden die Köpfe und drückte ihre Leinen einer verblüfften jungen Frau in die Hand, die einen kastanienbraunen Blazer trug. Dann nahm Austin Perücke und Sonnenbrille ab und steckte sie der Frau in die Jackentaschen.
»Würden Sie die beiden bitte zu Mr. Razow zurückbringen?
Und bestellen Sie ihm einen schönen Gruß.«
Hastig verließ er den Salon, drängte sich an den Leuten vorbei und hätte beinahe Kaela umgerannt.
»Warum so eilig?«, fragte sie.
»Verschwinden Sie so schnell wie möglich von der Jacht.«
»Wohin gehe n Sie?«
»Keine Ahnung. Wir treffen uns in etwa einer Stunde in der Ritz Bar.«
Austin gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange und hielt auf die Stufen zu, die zum Bootsdeck führten. Er hoffte, sich auf einer der Barkassen absetzen zu können, änderte seine Absicht jedoch gleich wieder. Neben der Treppe standen zwei Wachposten und ließen ihre Blicke suchend über die Menge schweifen. Austin hatte fälschlicherweise angenommen, dass Razow vor so vielen Zeugen jedes Aufsehen vermeiden würde, aber dann hatte der Russe sich verplappert und war nun gewillt, das Risiko einzugehen. Austin wich zurück, um auf diese Weise einige Minuten zu gewinnen und sich einen anderen Fluchtweg überlegen zu können. Jemand packte ihn am Arm.
Austin fuhr kampfbereit herum. Petrow ließ ihn los. Der Russe lächelte, aber seine Augen waren todernst.
»Ich glaube, Sie sollten lieber nicht dort entlanggehen.«
Kurt folgte Petrows Blick. Ein Posten bahnte sich einen Weg durch die Menge. Er hatte Austin entdeckt und sprach in ein kleines Mikrofon am Aufschlag seines Jacketts. Austin ließ sich von Petrow durch eine Tür des Salons führen, vorbei an der Tanzfläche und auf der anderen Seite wieder hinaus aufs Deck.
Sie steuerten eine Treppe an, aber auch dort war ein hoch gewachsener Wächter stationiert. Der Mann hielt sich eine Hand ans Ohr und lauschte offenbar einer Funknachricht.
Petrow ging mit breitem Lächeln zu ihm und sagte etwas auf Russisch. Der Posten sah ihn misstrauisch an und griff nach der Waffe unter seiner Jacke. Petrow hieb ihm eine Faust in den Leib. Der Mann klappte keuchend zusammen, und als er sich wieder aufrichtete, wartete bereits Austin mit einem rechten Haken auf ihn. Der kräftige Kerl kippte um wie ein gefällter Baum.
Sie stiegen über den Bewusstlosen hinweg und liefen die Stufen hinunter. Austin entdeckte eine Tür, die genau wie der Einstieg auf der anderen Rumpfseite aussah, durch den sie an Bord gelangt waren. Petrow legte den Riegel um und stieß die Luke auf. Kurt befürchtete, sie würden schwimmen müssen, doch dann fiel das Licht aus dem Schiffsinnern auf ein Motorboot, dessen Maschine bereits im Leerlauf tuckerte. Der Mann am Steuer grinste und winkte, als er Petrow sah.
»Ich habe mir erlaubt, für ein zusätzliches Transportmittel zu sorgen«, sagte Petrow.
»Ich dachte, Sie wären allein hergekommen.«
»Trauen Sie nie einem früheren KGB-Mann.«
Austin war auf sich selbst wütend. Im Gegensatz zu Petrow hatte er die Entschlossenheit seines Feindes unterschätzt. Er war so wild darauf gewesen, Razow gegenüberzutreten, dass er keinen Gedanken an einen Fluchtplan verschwendet hatte. Er schwor sich, Iwan für dessen sorgfältige Vorkehrungen ausdrücklich zu danken, und stieg in das Boot. Petrow folgte ihm, und sein Mann schob den Gashebel mehrere Stufen nach vorn. Das Boot schoss mit dröhnendem Außenborder voran, so dass Austin und Petrow fast ins Wasser gefallen wären, weil der Bug sich sofort hob.
Kurt schaute zurück zu dem hell erleuchteten Schiff und kicherte, als er sich vorstellte, wie Razow und seine Halsabschneider wohl auf die Flucht reagieren würden. Das Hochgefühl hielt jedoch nur eine Sekunde an, denn eine Geschossgarbe traf das Boot, allerdings nicht von Bord der Jacht, sondern aus Richtung des Hafens. Obwohl kein Laut zu vernehmen war, konnte man das Mündungsfeuer in der
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