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Flammendes Eis

Flammendes Eis

Titel: Flammendes Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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draußen gewesen, denn die
Constitution
lichtet für gewöhnlich nur einmal jährlich am Nationalfeiertag den Anker. Heute soll es allerdings eine Mitternachtsfahrt geben, und es sind sogar Kanoniere an Bord, um einundzwanzig Schuss Salut zu feuern. Der Gouverneur und der Bürgermeister haben dafür eine Sondererlaubnis beim Marineministerium erwirkt. Was ist denn geschehen? Wir sahen Sie übers Wasser flitzen, und dann schien plötzlich das Boot unter Ihren Füßen wegzusacken.«
    Austin hatte nicht vor, um den heißen Brei herumzureden.
    »Wir waren auf dem Rückweg von der Party-Jacht. Diese anderen Boote haben uns unter Feuer genommen und unseren Steuermann getötet.«
    Slade sah Austin an, als würde er an dessen Zurechnungsfähigkeit zweifeln. »Wir haben keine Schüsse gehört.«
    »Die Kerle hatten Schalldämpfer auf den Waffen.«
    »Dabei fällt mir ein, wir haben Lichtblitze gesehen und sie für Fotoapparate gehalten, aber es hätte auch Mündungsfeuer sein können. Wer
waren
diese Leute?… Hoppla!«, sagte er, ohne auf eine Antwort zu warten. »Bitte entschuldigen Sie mich für eine Minute.«
    Slade steuerte sie um das Heck der
Constitution
herum, auf dem der weiße Adler und der Name des Schiffs prangten, und manövrierte das Boot unter die Davits, die wie ausgestreckte hölzerne Arme über die Bordwand ragten. Die Ruderer hoben die Riemen aus den Dollen und stellten sie senkrecht. Dann wurde das Boot an den Seilen der Davits befestigt und mit vereinten Kräften auf Deckhöhe gehievt.
    Zwei Matrosen nahmen Petrow in Empfang, der das Bewusstsein wiedererlangt hatte und beidseitig gestützt ein paar wacklige Schritte zustande brachte. Jemand breitete ein paar Rettungswesten aus, damit der Russe sich nicht direkt auf das harte Holzdeck legen musste. Ein anderer Mann brachte Austin eine Jacke im Austausch für sein tropfnasses Sakko.
    Slade nahm den Hut ab und steckte ihn sich unter den Arm. Er war ein dunkelhaariger junger Mann Ende zwanzig und überragte Austin um einige Zentimeter. Mit seinem markanten Gesicht und der straffen Haltung hätte er jedem Werbeposter der Navy zur Ehre gereicht.
    »Willkommen auf der
Old Ironsides
, dem ältesten in Dienst befindlichen Kriegsschiff der Welt, noch immer bemannt von einer Kampfbesatzung der US Navy.« Der Stolz in seiner Stimme war unüberhörbar.
    »›So holt denn ihre Flagge ein! Lang hing sie stolz am Mast‹«, sagte Austin und zitierte damit die erste Zeile von Oliver Wendell Holmes Gedicht »Old Ironsides«, das die amerikanische Nation dazu bewogen hatte, dieses Schiff vor der Abtakelung zu bewahren.
    Slade grinste und fuhr mit der zweiten Zeile fort. »›Und jeder Mann, der sie dort sah, hat neuen Mut gefasst…‹ Das klingt, als würden Sie sich mit unserer Seefahrtgeschichte auskennen, Sir.«
    »Ich weiß, dass die
Constitution
gegen Piraten gekämpft und den Briten im Krieg von 1812 ziemliches Kopfzerbrechen bereitet hat. Dass sie keine Schlacht verloren hat. Und dass während des Gefechts mit der britischen Fregatte
H.M.S. Guerriere
die Kanonenkugeln von ihr abgeprallt sind, als wäre sie aus Eisen.« Sein Blick wanderte liebevoll über die zweiundsechzig Meter lange Fregatte, bewunderte den stolzen Bugspriet, den siebenundsechzig Meter hohen Hauptmast und das große Oberdeck mit den sorgfältig ausgerichteten Kanonenreihen. »Ich wäre froh, in diesem Alter auch nur halb so gut auszusehen.«
    »Vielen Dank. Wir achten sehr darauf, sie tadellos in Schuss zu halten. Sie wurde nicht weit von hier gebaut und 1797 vom Stapel gelassen. Ihr Rumpf besteht aus starkem Eichenholz und erreicht an der Wasserlinie eine Dicke von dreiundsechzig Zentimetern. Die Kupferbeschläge und die Schiffsglocke hat Paul Revere gefertigt. Ich möchte Sie nicht langweilen«, entschuldigte er sich, »aber wir sind unglaublich stolz auf die alte Dame.« Er wurde ernst. »Anstatt hier einen Geschichtsvortrag zu halten, sollte ich lieber die Küstenwache verständigen und Bescheid geben, dass wir einen Verwundeten an Bord haben.« Er klopfte die Taschen seines Waffenrocks ab und runzelte die Stirn. »Verdammt. Mein Mobiltelefon muss herausgefallen sein, als ich ins Beiboot gestiegen bin. Wir haben ein Walkie-Talkie, um Verbindung zu dem Schlepper zu halten, der uns üblicherweise zieht. Ich werde die Crew bitten, eine Nachricht an die Küstenwache weiterzuleiten.«
    Während Slade das Funkgerät holte, ging Austin zu Petrow, der ausgestreckt an Deck lag. Jemand hatte ihn mit

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