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Flammendes Eis

Flammendes Eis

Titel: Flammendes Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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rechne n. Die Wirtschaft befindet sich auf einem Tiefststand, und wie es scheint, wird Russland seinen weltweiten Verpflichtungen nicht mehr nachkommen können.«
    »Erzählen Sie, was Sie mir über die Armee berichtet haben«, schlug der Präsident vor.
    »Sehr gern, Mr. President. Das russische Militär ist bereit, dem Meistbietenden zu folgen. Die Öffentlichkeit will weder die Korruption der Behörden noch die Einflussnahme des organisierten Verbrechens länger dulden. Eine nationalistische Gesinnung macht sich breit, und der Hass auf die Vereinigten Staaten und Europa ist so stark wie nie zuvor. Kurz gesagt, Russland ist ein Pulverfass, das durch jeden
noch so kleinen
Zwischenfall in die Luft gehen könnte.« Er hielt inne, um die Worte wirken zu lassen, und schaute in Sandeckers Richtung.
    Der Admiral wusste von Tingleys berüchtigten Marathonreden und hatte nicht vor, einen endlos langen Vortrag über sich ergehen zu lassen. Er nutzte die kurze Pause, um dem Minister ins Wort zu fallen.
    »Ich vermute, Sie spielen auf den Vorfall im Schwarzen Meer an, in den die NUMA verwickelt war«, sagte Sandecker freundlich.
    Tingley wurde ein wenig aus dem Konzept gebracht, ließ sich aber nicht beirren. »Bei allem nötigen Respekt, Admiral, ich würde das Eindringen in den Luftraum und die Hoheitsgewässer eines Landes und die unerlaubte Invasion fremden Staatsgebiets schwerlich als einen
Vorfall
bezeichnen.«
    »Und ich würde nicht leichtfertig den Begriff
Invasion
gebrauchen, Mr. Secretary. Wie Sie wissen, habe ich die Begebenheit für wichtig genug gehalten, um dem Außenministerium unverzüglich einen umfassenden Bericht zukommen zu lassen, damit niemand dort überrascht sein würde, falls die russische Regierung protestieren sollte. Aber sehen wir uns doch lieber mal die Fakten an, einverstanden?« Sandecker wirkte so ruhig und gelassen wie ein Buddhist. »Einem amerikanischen Fernsehteam wurde das Boot unter dem Hintern weggeschossen, und ein von ihnen angeheuerter türkischer Fischer kam dabei ums Leben. Die Leute hatten keine andere Wahl, als an Land zu schwimmen. Dort wollte eine Horde Banditen sie angreifen, aber ein NUMA-Ingenieur, der nach den Amerikanern gesucht hatte, konnte ihnen rechtzeitig zu Hilfe kommen. Später wurden er und die Fernsehmitarbeiter von einem NUMA-Schiff gerettet.«
    »Und das alles, ohne den vorgeschriebenen Dienstweg einzuhalten«, hielt der Minister ihm entgegen.
    »Russlands heikle Situation ist mir durchaus bewusst, aber wir sollten aus einer Mücke keinen Elefanten machen. Der gesamte Zwischenfall hat ein paar Stunden gedauert. Das Fernsehteam hat fahrlässig fremde Hoheitsgewässer verletzt, aber es ist keinerlei Schaden entstanden.«
    Tingley klappte mit theatralischer Geste einen Aktenordner auf, dessen Umschlag das Emblem des Außenministeriums trug.
    »Das widerspricht Ihrem eigenen Bericht. Außer dem türkischen Fischer wurde bei diesem angeblichen Zwischenfall mindestens ein russischer Staatsbürger getötet und weitere womöglich verletzt.«
    »Hat die russische Regierung auf dem vorgeschriebenen Dienstwegs wie Sie es zu nennen belieben, etwa Protest eingelegt?«
    Der nationale Sicherheitsberater, ein Mann namens Rogers, beugte sich vor. »Bisher haben weder die Russen noch die Türken von sich hören lassen.«
    »Dann reden wir hier doch offensichtlich von einem Sturm im Wasserglas«, sagte Sandecker. »Falls die Russen sich über eine Verletzung ihrer nationalen Souveränität beschweren, werde ich gern alle Fakten darlegen, mich persönlich beim russischen Botschafter entschuldigen, den ich aufgrund diverser gemeinschaftlicher Projekte zwischen der NUMA und seinem Land recht gut kenne, und ihm versichern, dass es nicht wieder vorkommt.«
    Minister Tingley wandte sich zwar an Sandecker, sah bei den nächsten, vor Häme triefenden Worten jedoch den Präsidenten an. »Nehmen Sie’s mir nicht übel, Admiral, aber wir werden uns von einem Haufen Salzwasserfreaks doch nicht die Außenpolitik der Vereinigten Staaten diktieren lassen.«
    Die beißende Bemerkung sollte witzig sein, aber niemand lachte, am wenigsten Sandecker, dem es gar nicht passte, dass jemand die NUMA als »einen Haufen Salzwasserfreaks«
    bezeichnete.
    Er bleckte die Zähne zu einem Barrakuda-Lächeln, aber der Blick seiner strengen blauen Augen erstarrte zu Eis, während er sich anschickte, Tingley in Fetzen zu reißen.
    Der Vizepräsident erkannte die Gefahr und klopfte mit der Hand auf den Tisch.

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