Flammendes Eis
»Gentlemen, Sie beide haben Ihre Standpunkte so engagiert wie immer vertreten, aber wir wollen die wertvolle Zeit des Präsidenten nicht unnötig in Anspruch nehmen. Ich bin sicher, der Admiral versteht die Bedenken des Außenministers, und Mr. Tingley lässt die Erklärung und Zusicherung der NUMA gelten.«
Tingley wollte etwas erwidern, aber Sandecker kam ihm geschickt zuvor und nutzte den Ausweg, den Sparkman ihm bot.
»Es freut mich, dass der Minister und ich unsere kleine Meinungsverschiedenheit gütlich beilegen konnten«, sagte er.
Der Präsident, der offenen Auseinandersetzungen am liebsten aus dem Weg ging, hatte den Streit mit gequälter Miene verfolgt. Jetzt lächelte er. »Danke, Gentlemen«, sagte er.
»Nachdem das also geregelt ist, möchte ich gern ein wichtigeres Thema ansprechen.«
»Das Verschwinden der
NR-I
?«, fragte Sandecker.
Der Präsident starrte ihn ungläubig an und brach dann in schallendes Gelächter aus. »Ich habe schon häufiger gehört, Sie hätten angeblich Augen im Hinterkopf, Admiral. Wie haben Sie davon erfahren? Man hat mir versichert, die Sache sei streng geheim.« Er warf seinem Stab einen tadelnden Blick zu.
»Absolut topsecret.«
»Das lässt sich leicht erklären, Mr. President. Viele unserer Leute stehen täglich in engem Kontakt zur Navy, der nun mal die
NR-I
gehört, und einige der Besatzungsmitglieder haben bereits mit der NUMA zusammengearbeitet. Kapitän Logans Vater ist ein Freund und früherer Kollege von mir. Mehrere besorgte Angehörige haben sich mit mir in Verbindung gesetzt und gefragt, was in diesem Fall unternommen wird. Sie haben angenommen, der Auftrag des U-Boots sei mir bekannt.«
»Wir müssen uns bei Ihnen entschuldigen«, sagte der Präsident. »Solange keine weiteren Erkenntnisse vorlagen, wollten wir die Sache unter Verschluss halten.«
»Ich verstehe«, sagte Sandecker. »Ist das Boot gesunken?«
»Es wurde eine gründliche Suche durchgeführt. Nein, das Boot ist nicht gesunken.«
»Wie seltsam. Was ist passiert?«
Wallace warf dem CIA-Direktor einen kurzen Blick zu. »Die Leute drüben in Langley glauben, dass die
NR-I
entführt wurde.«
»Gibt es einen Anhaltspunkt für diese Theorie? Zum Beispiel eine Lösegeldforderung?«
»Nein, nichts dergleichen.«
»Warum wurde das Verschwinden des Boots dann nicht öffentlich bekannt gemacht? Das könnte die Suche wesentlich erleichtern. Ich muss doch sicherlich niemanden in diesem Raum daran erinnern, dass eine Mannschaft an Bord war. Ganz zu schweigen von den vielen Millionen Entwicklungskosten.«
Der Vizepräsident schaltete sich ein. »Wir glauben nicht, dass eine öffentliche Bekanntmachung zurzeit im Interesse der Besatzung wäre«, behauptete er.
»Ich hingegen halte eine weltweite Suchmeldung für mehr als angebracht.«
»Unter normalen Umständen hätten Sie Recht. Aber das hier ist ziemlich kompliziert, Admiral«, sagte der Präsident. »Wir glauben, es könnte das Leben der Männer zusätzlich gefährden.«
»Vielleicht«, sagte Sandecker ohne jede Überzeugung. Er ließ Wallace nicht aus den Augen. »Wie lautet Ihr Plan?«
Der Präsident verlagerte unbehaglich sein Gewicht. »Sid, würden Sie dem Admiral bitte antworten?«
»Wir versuchen, optimistisch zu bleiben, aber es könnte sein, dass die gesamte Besatzung bereits nicht mehr am Leben ist«, sagte Sparkman.
»Welche Beweise haben Sie für diesen Verdacht?«
»Keine, aber es erscheint uns nicht unwahrscheinlich.«
»Eine ›Wahrscheinlichkeit‹ darf doch für uns kein Grund sein, die Hände in den Schoß zu legen!«
Der Außenminister hatte sich nur mühsam im Zaum gehalten.
Der vermeintliche Vorwurf brachte das Fass zum Überlaufen.
»Wir legen keineswegs die Hände in den Schoß, Admiral. Die russische Regierung hat darum gebeten, dass wir uns vorerst nicht einschalten. Man verfügt dort über die nötigen Kontakte, um die Sache zu regeln. Wir würden nur unnötig Unruhe stiften, vor allem in einer ohnehin angespannten Situation. Habe ich nicht Recht, Mr. President?«
»Wollen Sie etwa sagen, die
Russen
hätten das U-Boot gekapert?«, fragte Sandecker den Präsidenten, ohne sich weiter um den Außenminister zu kümmern.
Wallace spielte den Ball abermals an seinen Vizepräsidenten weiter. »Sid, Sie sind seit dem ersten Tag mit der Angelegenheit betraut. Geben Sie dem Admiral bitte eine kurze Zusammenfassung.«
»Natürlich, Mr. President. Sehr gern. Es hat mit unserem ersten Gesprächsthema zu tun, Admiral.
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