Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)
schüttelt grinsend den Kopf.
»Wir wissen nicht, was uns erwartet, das weiß man nie«, sagt Joona und zeigt ihnen die Planskizze eines Wagens vom gleichen Modell wie Denniz.
»Wo gehen wir rein?«, erkundigt sich der Einsatzleiter.
»Die vordere Tür steht offen, wird aber von einer oder mehreren Gasflaschen blockiert«, erläutert Joona.
»Habt ihr gehört?«, fragt der Einsatzleiter und wendet sich an die anderen.
Joona legt die große Karte auf die Planskizze und zeigt ihnen die verschiedenen Seitengleise und die Position der einzelnen Wagen.
»Ich denke, bis zu diesem Punkt hier können wir kommen, ohne entdeckt zu werden. Es ist nicht ganz leicht abzuschätzen, aber zumindest bis hier.«
»Ja, das müsste hinkommen.«
»Der Abstand ist kurz, aber ich möchte trotzdem einen Scharfschützen auf dem Dach des nächststehenden Wagens haben.«
»Das übernehme ich«, sagt einer der Männer.
»Und ich kann mich hierhin legen«, ergänzt der jüngere Scharfschütze.
Mit großen Schritten folgen sie Joona zur Stahltür. Einer der Beamten überprüft ein letztes Mal seine Reservemagazine, und Joona zieht sich eine Schutzweste über.
»Unser wichtigstes Ziel ist es, den Jungen aus dem Wagen zu holen, das sekundäre Ziel besteht darin, die Verdächtige zu fassen«, erläutert Joona und öffnet die Tür. »Gezielte Schüsse sollten in erster Linie auf die Beine des Mädchens abgefeuert werden und erst danach auf Schultern und Arme.«
Eine lange, graubleiche Treppe führt zu den Gleisen unter dem Werkstattdepot hinunter, auf denen Züge abgestellt sind, bei denen größere Reparaturen anstehen.
Hinter Joona hört man nichts als das dumpfe Stampfen schwerer Stiefel und das Rascheln keramischer Schutzwesten.
105
ALS DIE GRUPPE IN DEN TUNNEL GELANGT , bewegen sich die Männer vorsichtiger, langsamer. Die Geräusche ihrer Schritte auf Schotter und rostigen Schienen prallen wispernd gegen die metallverkleideten Schachtwände.
Sie nähern sich einem verbeulten Zug, von dem ein seltsamer Gestank ausgeht. Die Wagen stehen da wie dunkle Überreste einer untergegangenen Zivilisation. Die Lichtkegel der Taschenlampen flackern über die rauen Wände.
Sie bewegen sich schnell und fast lautlos in einer Reihe. Die Gleise verzweigen sich an einer manuellen Weiche. Eine rote Lampe mit gesprungenem Schirm leuchtet schwach. Im schwarzen Kies liegt ein schmutziger Arbeitshandschuh.
Joona gibt der Gruppe das Zeichen, die Lampen auszuschalten, bevor sie in die schmale Lücke zwischen zwei abgestellten Wagen mit zerbrochenen Scheiben vorrücken.
Ein Karton mit öligen Bolzen steht an einer Wand mit lose herabhängenden Kabeln, Steckdosen und verstaubten Armaturen.
Sie sind jetzt ganz in der Nähe und rücken vorsichtig vor. Joona zeigt dem ersten Scharfschützen seinen Wagen. Der Rest der Gruppe montiert Waffenleuchten und verteilt sich, während der Schütze lautlos auf das Dach klettert, das Zweibein ausklappt und beginnt, das Hensoldt-Visier zu justieren.
Die restliche Gruppe nähert sich dem Wagen am hinteren Ende des Tunnels. Den Atemzügen der Männer hört man den unterdrückten Stress an. Einer von ihnen kontrolliert zwanghaft einums andere Mal den Kinnriemen seines Helms. Der Einsatzleiter wechselt Blicke mit dem jüngeren Scharfschützen und deutet mit Gesten eine Schusslinie an.
Jemand stolpert im Kies, und ein loser Stein stößt klirrend gegen die Schiene. Eine grauschimmernde Ratte läuft an der Wand entlang und verschwindet in einem Loch.
Joona rückt neben den Schienen alleine vor. Er sieht, dass der Wagen mit dem Namen Denniz auf dem Rangiergleis an der Wand steht. Kabel oder Taue hängen von der Decke herab. Er bewegt sich seitlich und sieht hinter den schmutzigen, braun gestreiften Scheiben ein schwaches Licht flackern. Wie ein gelber Schmetterling flattert das Licht umher und lässt die Schatten abwechselnd schrumpfen und wachsen.
Der Einsatzleiter löst eine Schockgranate von seinem Gürtel.
Joona steht still und lauscht einen Moment, ehe er mit dem mulmigen Gefühl im Bauch weitergeht, sich in der Schusslinie zu befinden. Die Waffen der Scharfschützen sind in diesem Moment auf seinen Rücken gerichtet, er wird durch ihre Visiere beobachtet.
In der offenen Tür steht eine große Gasflasche aus grünem Metall.
Joona nähert sich vorsichtig, erreicht den Wagen und duckt sich in der Dunkelheit. Er legt das Ohr ans Blech und hört sofort, dass jemand über den Boden schlurft.
Der Einsatzleiter gibt
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