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Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)

Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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erzählen.«
    Das Mädchen blickt zur Decke hinauf, und ihr Mund bewegt sich ein wenig, als suche sie nach Worten, und sagt dann fragend:
    »Ich habe getötet …«
    Sie verstummt und nestelt an dem Schlauch in ihrer Armbeuge.
    »Sprich weiter«, sagt Susanne Öst angespannt.
    Vicky befeuchtet ihren Mund und schüttelt den Kopf.
    »Es ist besser, du erzählst es«, sagt die Staatsanwältin. »Du hast gesagt, du hast getötet …«
    »Ja, genau … da war so eine lästige Fliege im Zimmer, die habe ich getötet und …«
    »Ach, verdammt … entschuldige, ich bitte um Entschuldigung …aber ist es nicht ein bisschen seltsam, dass du dich erinnern kannst, eine Fliege getötet zu haben, aber nicht mehr weißt, warum du mitten in der Nacht das Haus Birgitta verlassen hast?«

132
    DIE STAATSANWÄLTIN UND SIGNE RIDELMAN haben sich auf eine kurze Pause verständigt und das Zimmer für eine Weile verlassen. Graues Morgenlicht fällt durch das schmutzige Glas des Fensters herein, und der weiße Himmel spiegelt sich im Infusionsständer und dem Chrom der Bettstangen. Vicky Bennet sitzt in ihrem hohen Krankenhausbett und flucht leise vor sich hin.
    »Wohl wahr«, kommentiert Joona und setzt sich auf den Stuhl am Bett.
    Sie blickt zu ihm auf und lächelt kurz.
    »Ich muss die ganze Zeit an Dante denken«, sagt sie schwach.
    »Der wird wieder gesund.«
    Sie will noch etwas sagen, unterlässt es aber, als die Staatsanwältin und ihr Rechtsbeistand hereinkommen.
    »Du hast zugegeben, dass du mitten in der Nacht aus dem Haus Birgitta fortgelaufen bist«, sagt die Staatsanwältin energisch. »Schnurstracks in den Wald. Das macht man doch nicht einfach so. Du hattest einen Grund wegzulaufen – stimmt’s?«
    Vicky senkt den Blick, befeuchtet den Mund, sagt aber nichts.
    »Antworte jetzt«, sagt Susanne Öst mit erhobener Stimme. »Es ist besser so.«
    »Ja …«
    »Warum bist du weggelaufen?«
    Das Mädchen zuckt mit den Schultern.
    »Du hast etwas getan, worüber du lieber nicht sprechen willst – oder?«
    Vicky reibt sich fest über das Gesicht.
    »Ich muss dir diese Fragen stellen«, sagt die Staatsanwältin. »Du findest das vielleicht lästig, aber ich weiß, dass es dir guttun wird, wenn du gestehst.«
    »Wirklich?«
    »Ja.«
    Vicky zuckt mit den Schultern, schaut hoch, begegnet dem Blick der Staatsanwältin und fragt:
    »Und was soll ich gestehen?«
    »Was du an dem Abend getan hast.«
    »Ich habe eine Fliege getötet.«
    Die Staatsanwältin steht abrupt auf und verlässt wortlos den Raum.

133
    ES IST VIERTEL NACH ACHT , als Saga Bauer die Tür zum Büro des Oberstaatsanwalts bei der obersten Dienstaufsichtsbehörde öffnet. Mikael Båge, der für die internen Ermittlungen verantwortlich zeichnet, steht höflich aus einem der Lehnstühle auf.
    Sagas Haare sind nach dem Duschen noch ein wenig feucht, und ihre langen, blonden Locken voller bunter Bändchen fallen glänzend auf Schultern und Rücken. Sie hat ein Pflaster auf der Nasenwurzel, ist aber auch so noch verblüffend schön.
    Saga ist am Morgen zehn Kilometer gelaufen und trägt wie üblich ihre Kapuzenjacke vom Boxclub Narva, eine ausgeblichene Jeans und Turnschuhe.
    »Saga Bauer?«, fragt der interne Ermittler mit einem breiten und seltsamen Lächeln.
    »Ja«, bestätigt sie.
    Er geht zu ihr, streicht sich mit den Händen über das Jackett und begrüßt sie.
    »Entschuldigen Sie, bitte«, sagt er. »Aber ich … egal, das hören Sie sicher nicht zum ersten Mal … also wenn ich zwanzig Jahre jünger wäre …«
    Mikael Båge hat rote Wangen, setzt sich auf einen Stuhl und lockert seine Krawatte ein wenig, ehe er erneut zu Saga aufblickt.
    Die Tür geht auf, und Oberstaatsanwalt Sven Wiklund tritt ein. Er begrüßt beide, bleibt vor Saga stehen, überlegt, ob er etwas sagen soll, nickt ihr aber nur zu und stellt eine Wasserkaraffe und drei Gläser auf den Tisch, bevor er sich setzt.
    »Saga Bauer, Kommissarin beim Staatsschutz«, beginnt Mikael Båge und kann ein Lächeln nicht unterdrücken. »Sie sind hergebeten worden, um als Zeugin auszusagen«, fährt der interne Ermittler fort und klopft auf eine Mappe, »weil sie bei besagtem Einsatz dabei waren.«
    »Was wollen Sie wissen?«, fragt Saga ernst.
    »Bei der Anzeige gegen Joona Linna geht es um … also, er wird verdächtigt, die Zielobjekte der Razzia gewarnt zu haben und …«
    »Ach verdammt, Göran Stone hat doch wirklich nicht mehr alle Tassen im Schrank«, unterbricht sie ihn.
    »Sie

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