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Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)

Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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Gespräch zu führen. Ihr Gesicht ist unverändert ernst.
    Die Bettgitter sind hochgeklappt, aber alle Gurte liegen lose.
    Bevor die Krankenschwestern den Raum verlassen und die Tür geschlossen wird, sieht Saga, dass inzwischen zwei Beamte im Flur Wache halten.
    Saga geht erst zum Bett, als das Mädchen Augenkontakt zu ihr sucht.
    »Ich heiße Saga Bauer und bin hier, um dir zu helfen, dich an die letzten Tage zu erinnern.«
    »Sind Sie Psychologin oder so was?«
    »Kommissarin.«
    »Polizei?«
    »Ja, beim Staatsschutz«, antwortet Saga.
    »Sie sind der schönste Mensch, den ich jemals gesehen habe.«
    »Nett, dass du das sagst.«
    »Ich habe schöne Gesichter zerschnitten«, erwidert Vicky lächelnd.
    »Das weiß ich«, sagt Saga ruhig.
    Sie zieht ihr Handy heraus, aktiviert die Aufnahmefunktion und gibt schnell Datum, Zeit und Ort an. Sie nennt die Anwesenden, wendet sich anschließend Vicky zu und sieht sie eine Weile an, ehe sie spricht:
    »Du hast furchtbare Dinge durchgemacht«, sagt sie ganz ehrlich.
    »Ich habe in den Zeitungen gesehen …«, erwidert Vicky und schluckt zwei Mal. »Ich habe mein Gesicht und Dantes gesehen … und ich habe Dinge über mich gelesen.«
    »Erkennst du dich darin wieder, was sie schreiben?«
    »Nein.«
    »Dann erzähl mir mit deinen eigenen Worten, wie es gewesen ist.«
    »Ich bin gelaufen und gegangen und habe gefriert … gefroren.«
    Vicky schaut Saga fragend in die Augen, befeuchtet ihren Mund und scheint in ihrem Inneren nach Erinnerungen zu suchen, die mit dem übereinstimmen, was sie gesagt hat, oder aber nach Lügen, mit denen sie sich herausreden kann.
    »Ich habe keine Ahnung, warum du gelaufen bist, aber ich höre dir gerne zu, wenn du bereit bist, es zu erzählen«, sagt Saga langsam.
    »Ich will nicht«, murmelt Vicky.
    »Dann lass uns doch mal mit dem Tag davor beginnen«, fährt Saga fort. »Ich weiß das eine oder andere, zum Beispiel, dass ihr am Vormittag Unterricht hattet, aber ansonsten …«
    Vicky schließt die Augen und antwortet:
    »Es war wie immer, das übliche Einerlei und langweilige Aufgaben.«
    »Unternehmt ihr nachmittags nicht immer etwas zusammen?«
    »Elisabeth ist mit uns allen zum See gegangen … Lu Chu und Almira sind nackt schwimmen gegangen, das darf man zwar nicht, aber die beiden sind nun einmal, wie sie sind«, erzählt Vicky plötzlich schmunzelnd. »Elisabeth wurde sauer auf sie, und daraufhin fingen alle an, sich auszuziehen.«
    »Aber du nicht?«
    »Nein … und Miranda und Tuula auch nicht«, antwortet Vicky.
    »Was habt ihr gemacht?«
    »Ich habe kurz gefühlt, wie kalt das Wasser ist, und den Mädels beim Spielen zugesehen.«
    »Was hat Elisabeth getan?«
    »Sie hat sich auch ausgezogen und ist ins Wasser gegangen«, sagt Vicky lächelnd.
    »Was haben Tuula und Miranda gemacht?«
    »Sich mit Tannenzapfen beworfen.«
    »Und Elisabeth war mit den Mädchen baden.«
    »Sie ist so geschwommen, wie ältere Frauen es immer machen.«
    »Und was ist mit dir? Was hast du getan?«
    »Ich bin zum Haus zurückgegangen«, antwortet Vicky.
    »Wie ging es dir an dem Abend?«
    »Gut.«
    »Dir ging es gut? Aber warum hast du dich dann selbst verletzt? Du hast dich an den Armen und am Bauch geritzt.«

137
    DIE STAATSANWÄLTIN hat sich auf einen Stuhl gesetzt und lauscht konzentriert der Vernehmung. Saga betrachtet Vickys Gesicht, das sich für eine Weile verfinstert und hart wird. Sie sieht, wie sie die Mundwinkel ein wenig nach unten zieht und ihr Blick kühl wird.
    »Es gibt eine Eintragung darüber, dass du dir die Arme geritzt hast«, erläutert Saga.
    »Ja, aber das war gar nichts … Wir haben ferngesehen, und ich tat mir ein bisschen leid und habe mich mit einer scharfen Porzellanscherbe geritzt … Ich durfte mitkommen und mich verbinden lassen. Das gefällt mir, denn Elisabeth bleibt ruhig und weiß, dass ich weiche Mullbinden um die Hände brauche, ich meine die Handgelenke … Hinterher ekle ich mich nämlich immer, wenn ich an die offenen Adern denke …«
    »Warum hast du dir denn leidgetan?«
    »Ich sollte eigentlich mit Elisabeth sprechen dürfen, aber sie meinte, sie hätte keine Zeit.«
    »Worüber wolltest du mit ihr sprechen?«
    »Ich weiß nicht, nichts Bestimmtes, ich war einfach an der Reihe für ein Gespräch, aber die Zeit ging drauf, weil Miranda und Tuula sich gestritten haben.«
    »Das klingt ungerecht«, sagt Saga.
    »Jedenfalls habe ich mir leidgetan und mich geritzt und bin verbunden worden.«
    »So

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