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Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)

Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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hatte, als Joona ihm den Fuß abschoss, lebte noch. Er hatte sich vor dem Tod durch Verbluten gerettet, indem er sein Bein mit seinem Schal kurz unter dem Knie abband. Als die Beamten mit erhobenen Pistolen zu ihm kamen, zeigte er nur mit einer schwachen Hand auf den abgeschossenen Fuß, der in einer Blutlache unter der Schlachtbank lag.
    Als Letzter wurde Tobias Lundhagen gefunden, der sich mit zerschnittenem Gesicht zwischen den Müllsäcken in dem dunklen Lager versteckt hatte. Er blutete stark, aber seine Wunden waren nicht lebensgefährlich, nur entstellend. Er versuchte, tiefer zwischen den Müll zu kriechen, und als die Polizisten ihn an den Beinen herauszogen, zitterte er vor Angst.

    Carlos Eliasson, der Leiter der Landeskriminalpolizei, ist über die Ereignisse auf dem Schlachthofgelände bereits unterrichtet worden, als Joona ihn aus dem Krankenwagen anruft.
    »Ein Toter, zwei Schwerverletzte und drei leicht Verletzte«, liest Carlos ihm vor.
    »Aber die Kinder leben, sie haben es geschafft …«
    »Joona«, erwidert Carlos seufzend.
    »Alle haben gesagt, dass sie ertrunken sind, aber ich …«
    »Ich weiß. Du hattest recht, das steht außer Frage«, unterbricht Carlos ihn. »Aber gegen dich laufen interne Ermittlungen, und du hattest andere Anweisungen bekommen.«
    »Dann hätte ich es einfach geschehen lassen sollen?«, fragt Joona.
    »Ja.«
    »Das konnte ich nicht.«
    Die Sirenen verstummen, und der Krankenwagen biegt rechts ab und fährt durch das Tor der Notfallambulanz im Söder-Krankenhaus.
    »Die Staatsanwältin und ihre Leute werden die Vernehmungen durchführen, und du bist hiermit krankgeschrieben und von allen Dienstangelegenheiten suspendiert.«
    Joona nimmt an, dass sich die internen Ermittlungen verschärfen werden und man vielleicht sogar Anklage gegen ihn erheben wird, aber in diesem Augenblick ist er einfach nur erleichtert, dass der kleine Junge den Fängen der Wölfe entrissen wurde.
    Als sie das Krankenhaus erreichen, steigt er ohne Hilfe aus dem Krankenwagen, wird dann jedoch gebeten, sich auf ein Bett zu legen. Die Sanitäter klappen die Seitenteile hoch und rollen ihn unverzüglich in ein Behandlungszimmer.
    Während er untersucht und seine Wunden versorgt werden, versucht er, etwas über Vicky Bennets Zustand zu erfahren, und anstatt auf seine Röntgenuntersuchung zu warten, sucht er die behandelnde Ärztin auf. Doktor Lindgren ist eine sehr kleine Frau, die mit gerunzelter Stirn einen Kaffeeautomaten mustert.
    Joona erklärt, dass er wissen muss, ob Vicky noch am selben Tag vernommen werden kann.
    Die kleine Frau hört ihm zu, ohne seinem Blick zu begegnen. Sie drückt auf den Knopf, neben dem »Mokka« steht, wartet darauf, dass ihr Becher gefüllt wird, und sagt, dass sie eine Computertomographie von Vickys Gehirn veranlasst hat, um eventuelle intrakranielle Blutungen zu diagnostizieren. Vicky hat eine schwere Gehirnerschütterung erlitten, aber die Brückenvenen sind zum Glück intakt.
    »Vicky Bennet muss zur Beobachtung im Krankenhaus bleiben, aber es spricht im Grunde nichts dagegen, dass sie schon morgen früh vernommen wird, wenn es wirklich wichtig ist«, erläutert die Frau und geht mit ihrem Becher davon.

    Staatsanwältin Susanne Öst reist aus Sundsvall an. Sie hat beschlossen, einen Haftbefehl für das gefasste Mädchen auszustellen. Um acht Uhr am nächsten Morgen möchte sie mit der Vernehmung Vicky Bennets beginnen, der Fünfzehnjährigen, die bei zwei Morden und einem Fall von Menschenraub unter dringendem Tatverdacht steht.

130
    JOONA LINNA GEHT DEN FLUR HINAB , weist sich aus und grüßt den jungen Polizeibeamten, der vor Zimmer 703 im Söder-Krankenhaus in Stockholm Wache hält.
    Vicky sitzt in ihrem Krankenhausbett. Die Vorhänge sind aufgezogen worden, und ihr Gesicht ist von dunklen Wunden und blauen Flecken übersät. Ihr Kopf ist bandagiert, und die Hand mit dem gebrochenen Daumen hat man mit einem Gips fixiert. Am Fenster steht Susanne Öst, die Staatsanwältin aus Sundsvall, mit einer anderen Frau. Ohne die beiden zu begrüßen geht Joona direkt zu Vicky und setzt sich auf den Stuhl vor ihrem Bett.
    »Wir geht es dir?«, fragt er.
    Sie wirf ihm einen trüben Blick zu und fragt:
    »Ist Dante jetzt bei seiner Mutter?«
    »Er ist noch im Krankenhaus, aber seine Mutter ist bei ihm, sie sitzt die ganze Zeit an seinem Bett.«
    »Ist er verletzt?«
    »Nein.«
    Vicky nickt und starrt dann vor sich hin.
    »Aber wie geht es dir?«, fragt Joona erneut.
    Sie

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