Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)
schließt die Tür hinter sich ab und drückt auf den Knopf für die Jalousie.
Ich schaffe es nicht nach draußen, denkt sie. Das dauert viel zu lange.
Der Motor surrt, und es knackt, als die Aluminiumlamellen quer gestellt werden und durch schmale Schlitze Licht hereinsickert.
Als der erste Axthieb die Tür trifft, schreit Elin auf. Das Blatt durchschlägt das Holz neben dem Schloss, wird zur Seite gebogen und wieder herausgezogen.
Langsam und quietschend hebt sich die Jalousie. Zehn Zentimeter des Fensters sind sichtbar, als die Axt ein zweites Mal zuschlägt.
Sie kann nicht warten, muss weiter und rennt in Jacks Badezimmer, als Daniel die Schlafzimmertür eintritt. Es knallt und knirscht. Rings um das Schloss zersplittert das Holz in langen Spänen, und die Tür springt auf.
Elin sieht sich in dem großen Spiegel, als sie durchs Badezimmer läuft, an Badewanne, Dusche und Sauna vorbei, und durch die hintere Tür Jacks Büro betritt. Es ist so dunkel darin, dasssie über einen Schubladencontainer stolpert. Alte Aktenordner fallen zu Boden. Sie tastet suchend über den Schreibtisch, zieht eine Schublade heraus, kippt die Stifte aus und greift nach dem Briefmesser.
Als die Jalousien im Schlafzimmer ganz hochgezogen sind, verstummen sie. Sie hört etwas in die große Badewanne fallen. Daniel folgt ihr. Elin streift ihre Schuhe ab, schleicht barfuß in den Flur und schließt die Tür hinter sich.
Sie denkt, dass sie Daniel vielleicht folgen und durch die zerbrochene Tür erneut Jacks Schlafzimmer betreten und versuchen könnte, das Fenster zu öffnen.
Sie geht ein paar Schritte, überlegt es sich dann jedoch anders und läuft den Flur weiter hinunter.
»Elin«, brüllt er hinter ihr.
Die Tür zum großen Gästezimmer ist abgeschlossen. Sie dreht den Schlüssel, aber das Schloss klemmt. Sie schaut sich um und sieht Daniel näher kommen. Er läuft nicht, macht aber große Schritte. Sie zerrt an der Klinke und nimmt den Geruch seines Schweißes wahr. Ein Schatten huscht schnell über die Tür, und sie wirft sich zur Seite und schlägt mit der Wange gegen ein Bild.
Die Axt verfehlt ihren Kopf. Das Blatt dringt schräg in die Betonwand dahinter ein. Mit einem scharfen Klang ändert sie so jäh die Richtung, dass Daniel die Axt fallen lässt. Klappernd schlägt sie auf den Boden.
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DAS SCHLOSS KLICKT und Elin stößt die Tür mit der Schulter auf. Sie stolpert in das Zimmer. Daniel folgt ihr und versucht, sie zu packen. Sie dreht sich um und sticht mit dem Briefmesser zu, trifft seine Brust, verletzt ihn aber nur oberflächlich. Er packt ihre Haare und reißt sie mit solcher Kraft seitlich zu Boden, dass sie gegen den Fernsehschrank schlägt und die Tischlampe umkippt.
Er schiebt die Brille auf seiner Nase hoch, geht zurück und holt die Axt. Elin kriecht unter das breite Bett.
Elin hofft, dass Vicky sich weiterhin versteckt, dann schafft sie es vielleicht, bis die Polizei eintrifft.
Sie sieht Daniels Beine und Füße, die um das Bett herumgehen. Sie rutscht weg und spürt, dass er auf das Bett steigt. Es knirscht in Matratze und Latten. Sie weiß nicht, in welche Richtung sie sich bewegen soll und versucht deshalb, möglichst in der Mitte zu bleiben.
Auf einmal hat er ihren Fuß zu fassen bekommen. Sie schreit, aber er ist schon neben dem Bett und zieht sie heraus. Sie versucht, sich festzuhalten, aber es gelingt ihr nicht. Er hält ihren Knöchel fest und hebt die Axt. Sie tritt ihm mit dem anderen Fuß ins Gesicht. Er verliert die Brille und lässt sie los, taumelt zurück, stößt mit dem Rücken gegen das Bücherregal, hält sich ein Auge mit der Hand zu und sieht sie mit dem anderen an.
Sie springt auf und rennt zur Tür. Aus den Augenwinkeln sieht sie, dass er sich bückt und die Brille aufhebt. Sie läuft an JacksZimmer vorbei in die Küche und hört Daniels schwere Schritte im Flur.
Gedanken flimmern durch ihren Kopf. Die Polizei müsste jetzt eigentlich hier sein – Joona meinte doch, sie sei schon unterwegs.
Als sie an der Küchenzeile vorbeikommt, reißt Elin eine Stielkasserolle an sich, läuft durchs Wohnzimmer, öffnet die Tür zur Garage und wirft die Kasserolle die Treppe hinunter.
Sie hört sie scheppern, während sie selbst sich nach oben schleicht.
Daniel ist an der Tür zur Garage, lässt sich jedoch nicht täuschen. Er hat ihre Schritte in den oberen Stockwerken gehört. So langsam gehen ihr die Fluchtmöglichkeiten aus. Elin ist völlig außer Atem, sie eilt an der Etage
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