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Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)

Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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und zieht mit fahrigen Bewegungen den Schlüssel heraus. Sie eilt zurück und kippt dabei eine Glasskulptur um, die krachend auf dem Fußboden zerbirst. Ihre Hände zittern so sehr, dass sie Probleme hat, den Schlüssel ins Schloss zu stecken. Sie benutzt beide Hände, schafft es beim zweiten Versuch und reißt die Tür auf.
    »Oh, mein Gott«, haucht sie.
    Vicky hängt an einem zum Seil gezwirbelten Laken von einem weißen Leimholzbalken herab. Ihr Mund ist weit aufgerissen und das Gesicht leichenblass. Ihre Füße bewegen sich schwach. Sie lebt noch. Ihre Zehenspitzen tasten nach dem Fußboden einen halben Meter unter ihr, und sie hält die Finger unter die Schlinge.
    Elin denkt nicht. Sie rennt nur zu Vicky und hebt sie so hoch sie nur kann.
    »Versuch, dich freizumachen«, sagt sie weinend und hält Vickys schmale Beine umschlungen.
    Das Mädchen kämpft mit dem gezwirbelten Stoff, ihr Körper bewegt sich wie in Krämpfen, sie muss unbedingt Luft holen und ist in Panik, sie zieht und zerrt, um die Schlinge zu weiten.
    Plötzlich hört Elin, dass Vicky Luft holt und hustet. Sie keucht schwer und spannt ihren Körper an.
    »Ich bekomme sie nicht ab«, sagt Vicky hustend.
    Elin steht auf den Zehenspitzen und bietet all ihre Kraft auf, um sie noch höher zu heben.
    »Versuch zu klettern!«
    »Ich kann nicht …«
    Die Schlinge zieht sich wieder zu. Vicky bekommt nicht genug Luft und beginnt in panischen Konvulsionen zu zittern. Unter der Kraftanstrengung, Vicky hochzuhalten, beginnen Elins Arme zu zittern. Sie kann jetzt nicht aufgeben. Sie versucht, mit dem Fuß den umgekippten Stuhl zu erreichen, um auf ihn zu klettern, aber es gelingt ihr nicht. Vicky ist schweißnass und zittert krampfhaft am ganzen Leib. Elin versucht, den Griff zu ändern, aber auch das ist zu schwierig. Schleichend nähert sich eine betäubende Schwäche, aber es gelingt ihr dennoch, mit einer Hand etwas tiefer zu greifen und die Beine besser zu packen, damit sie Vicky noch etwas höher heben kann. Vicky kämpft mit letzter Kraft und zieht sich schließlich die Schlinge über den Kopf. Sie hustet, und die beiden sinken gemeinsam zu Boden.
    Vickys Hals ist blau angelaufen, sie atmet kurz und pfeifend, aber sie atmet, sie lebt. Elin küsst ihre Wangen, streicht zitternd Haare aus ihrem verschwitzten Gesicht und flüstert ihr zu, still zu sein.
    »Das war Daniel …«
    »Ich weiß, die Polizei ist unterwegs«, wispert Elin. »Du musst hierbleiben. Ich schließe die Tür ab, aber du musst ganz still sein.«

167
    ELIN SCHLIEßT DIE TÜR hinter Vicky ab und spürt, dass sie am ganzen Körper zittert, als sie die Treppe hinuntergeht. Arme und Beine sind vor Anstrengung taub. Ihr Handy surrt kurz, und sie sieht, dass sie eine SMS von Vickys Telefon bekommen hat:
    Entschuldige, aber ich kann einfach nicht mehr lügen. Sei nicht traurig. Kuss V
    Elin ist übel, und ihr Herz pocht vor Angst. Ihre Gedanken bewegen sich viel zu schnell. Sie versteht nicht, was vorgeht. Daniel muss ihr in diesem Moment von Vickys Handy aus gesimst haben. Vorsichtig geht sie in das Halbdunkel des Wohnzimmers. Im ganzen Haus sind die Jalousien heruntergelassen.
    Plötzlich fällt ein Schatten auf den Fußboden. Es ist Daniel. Er steht auf der Treppe zum Untergeschoss, muss aus der Garage heraufgekommen sein. Sie weiß, dass sie ihn aufhalten muss, bis die Polizei kommt.
    »Sie hat es getan«, sagt Elin. »Vicky hatte die Tür zu ihrem Zimmer abgeschlossen, es dauerte zu lange, ich begreife nicht …«
    »Was sagst du da?«, fragt er bedächtig und sieht sie mit blanken Augen an.
    »Sie lebt nicht mehr … können wir nicht einfach rausgehen? Wir müssen jemanden anrufen«, sagt sie leise.
    »Ja«, erwidert er und nähert sich ihr.
    »Daniel … Ich begreife das nicht.«
    »Tust du das nicht?«
    »Nein, ich …«
    »Nachdem sie dich getötet hatte … ging Vicky in ihr Zimmer und erhängte sich«, sagt er.
    »Warum sagst du …«
    »Du hättest nicht so schnell zurückkommen sollen.«
    Elin sieht auf einmal, dass er hinter seinem Rücken eine Axt verbirgt. Sie läuft Richtung Haustür, aber ihr bleibt nicht genug Zeit, er ist direkt hinter ihr. Also ändert sie plötzlich die Richtung und läuft nach rechts, wobei sie hinter sich einen Stuhl umreißt. Er stolpert, so dass sie sich ein Stück absetzen kann. Sie läuft an der Küche vorbei in den Flur. Seine Schritte kommen näher. Sie kann sich nirgendwo verstecken. Schnell rennt sie in Jacks altes Schlafzimmer,

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