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Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)

Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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Körperverletzung hin.
    Miranda hat die Schläge auf ihren Kopf erwartet, hat nicht versucht zu fliehen, keinen Widerstand geleistet.
    Joona denkt an das kahle Zimmer, in dem sie ihre letzten Augenblicke verbracht hat, und beobachtet gleichzeitig, dass die beiden Männer für Vergleichsproben Haare mit den Wurzeln ausreißen und EDTA-Röhrchen mit Blut füllen.
    Åhlén schabt unter ihren Fingernägeln, wendet sich Joona zu und räuspert sich schwach:
    »Keine Hautabschürfungen … sie hat sich nicht verteidigt.«
    »Ich weiß«, erwidert Joona.
    Als sie anschließend die Schädelverletzungen untersuchen, tritt Joona näher und stellt sich so, dass er alles sehen kann.
    »Die direkte Todesursache ist aller Wahrscheinlichkeit nach massive Gewalt mit einem stumpfen Gegenstand«, erklärt Åhlén, als er Joonas Aufmerksamkeit bemerkt.
    »Von vorn?«
    »Ja, von schräg vorn«, antwortet Åhlén und zeigt auf das blutige Haar. »Impressionsfrakturen des Schläfenbeins … Wir werden eine Computertomographie machen, aber ich gehe davon aus, dass auf der Innenseite des Schädels große Blutgefäße zerfetzt wurden und Knochensplitter ins Gehirn eingedrungen sind.«
    »Genau wie bei Elisabeth Grim werden wir Traumata an dem Cortex des Großhirns finden«, sagt Frippe.
    »Myelin im Haar«, zeigt Åhlén.
    »In Elisabeths Schädelhöhle gab es zerfetzte Gefäße, und Blut und Flüssigkeiten waren in die Nasenhöhle gelaufen«, berichtet Frippe.
    »Ihr meint also, dass sie ungefähr zur gleichen Zeit getötet wurden«, sagt Joona.
    »Kurz hintereinander«, bestätigt Frippe nickend.
    »Sie sind beide von vorn erschlagen worden, die Todesursache ist bei beiden dieselbe«, fährt Joona fort. »Dieselbe Mordwaffe und …«
    »Nein«, unterbricht Åhlén ihn. »Es handelt sich um unterschiedliche Mordwaffen.«
    »Aber der Hammer …«, sagt Joona fast lautlos.
    »Ja, Elisabeths Schädel wurde mit einem Hammer zertrümmert«, erklärt Åhlén. »Aber Miranda ist mit einem Stein getötet worden.«
    Joona starrt ihn an.
    »Sie wurde mit einem Stein ermordet?«

43
    JOONA BLIEB IN DER PATHOLOGIE , bis er Mirandas Gesicht hinter den Händen gesehen hatte. Der Gedanke, dass sie sich nach ihrem Tod nicht zeigen wollte, will ihm nicht aus dem Kopf. Als die beiden Pathologen ihre Hände fortzwangen, empfand er eine seltsame Unruhe.
    Nun sitzt er an Gunnarssons Schreibtisch im Polizeipräsidium von Sundsvall und liest den ersten Bericht der Spurensicherung. Durch die Lamellen der Jalousien fällt gelbes Licht herein. Etwas weiter entfernt sitzt eine Frau im Lichtschein eines Computerbildschirms. Das Telefon klingelt, und als sie auf das Nummerndisplay schaut, murmelt sie gereizt vor sich hin.
    Eine Wand hängt voller Karten und Bilder von dem kleinen Dante Abrahamsson. In den Bücherregalen entlang der anderen Wände liegen Aktenordner und Blätterstapel. Der Kopierer grollt fast ununterbrochen. Im Pausenraum steht ein Radio, und als die Popmusik verstummt, hört Joona zum dritten Mal, wie die Suchmeldung im Radio verlesen wird.
    »Die Polizei sucht ein fünfzehnjähriges Mädchen und einen vierjährigen Jungen, möglicherweise sind die beiden zusammen anzutreffen. Das Mädchen hat lange blonde Haare. Der Junge trägt eine Brille und ist mit einem dunkelblauen Pullover und einer dunklen Cordjeans bekleidet. Als die beiden zuletzt gesehen wurden, fuhren sie in einem roten Toyota Auris auf der Landstraße 86 in Richtung Sundsvall. Sollten Sie sachdienliche Hinweise geben können, melden Sie sich bitte unter der Rufnummer 114 14 bei der Polizei …«
    Joona steht auf, geht zum menschenleeren Pausenraum, wechselt den Sender und kehrt mit einer Tasse Kaffee zu seinem Tisch zurück. In einer rauschenden Tonaufnahme hört man einen eisig klaren Sopran. Es ist Birgit Nilsson, die in Wagners Ring die Rolle der Brünhilde singt.
    Joona hält die Kaffeetasse in der Hand und denkt an den kleinen Jungen, der von einem Mädchen entführt wurde, das möglicherweise psychotisch ist.
    Er sieht die beiden vor sich, wie sie sich in einer Garage verstecken und der Junge gezwungen wird, unter Decken auf dem Zementboden zu liegen, den Mund zugeklebt, gefesselt.
    Wenn er noch lebt, muss er furchtbare Angst haben.
    Joona liest weiter in dem Bericht der Spurensicherung.
    Inzwischen steht fest, dass es Elisabeth Grims Schlüssel waren, die im Schloss des Isolierzimmers steckten, und die Stiefel, die an den Tatorten blutige Fußspuren hinterlassen haben,

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