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Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)

Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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Leichen in dem Wagen«, fuhr Joona fort und stöhnte vor Schmerz.
    »Sieh dir mal den Arm an«, sagte der Kollege.
    »Shit«, flüsterte der andere.
    Blut lief Joonas nasses Hemd herab, und sein Arm war seltsam verdreht und hing anscheinend lose im Muskelgewebe.
    Vorsichtig zogen sie die Brille aus seiner Hand und legten sie in eine Plastiktüte.
    Einer der Polizisten fuhr ihn zum Krankenhaus in Sundsvall. Joona saß schweigend im Auto, schloss die Augen und presste den Arm fest an seinen Körper. Trotz seiner großen Schmerzen versuchte er zu erklären, wie der Wagen über den Grund gerutscht war und dass Wasser durch die eingeschlagenen Fenster strömte.
    »Die Kinder waren nicht da«, flüsterte er fast.
    »Im Fluss können Leichen unheimlich weit abtreiben«, meinte der Polizist. »Es ist sinnlos, Taucher hinunterzuschicken, dennentweder verkeilen sie sich an etwas und dann erfährt man es nie … Oder sie landen wie der Kindersitz unten am Kraftwerk.«
    Im Krankenhaus kümmerten sich zwei munter plaudernde Krankenschwestern um Joona. Sie waren blond und sahen aus wie Mutter und Tochter. Schnell und sachlich schälten sie ihn aus den nassen Kleidern. Als sie jedoch anfingen, ihn abzutrocknen und seinen Arm sahen, wurden sie auf einmal sehr still. Sie säuberten und verbanden die Wunde, ehe sie ihn anschließend zum Röntgen brachten. Zwanzig Minuten später betrat ein Arzt das Behandlungszimmer und meinte, er habe sich die Röntgenaufnahmen angesehen. Schnell erklärte er, dass nichts gebrochen sei und es sich lediglich um eine Schulterluxation handele. Die schlechte Nachricht lautete, dass Joona sich die Schulter ausgekugelt hatte, die gute dagegen, dass keine Schädigung des Knorpels vorzuliegen schien. Er musste sich bäuchlings auf die Pritsche legen und den Arm herunterhängen lassen. Daraufhin injizierte der Arzt 20 Milligramm Lidocain direkt in das Gelenk, um den Arm in die richtige Position ziehen zu können. Er saß auf dem Fußboden und zog nach unten, während die eine Krankenschwester das Schulterblatt Richtung Rückgrat presste und die andere das Kugelgelenk des Oberarms in die richtige Position drückte. Es knackte, und Joona biss die Zähne zusammen und atmete langsam auf.
    Das Auto mit Vicky Bennet und Dante Abrahamsson verschwand auf einem Straßenabschnitt, von dem es praktisch keine Abfahrten gab. Die Polizei behauptete, alle denkbaren Verstecke überprüft zu haben, und die Kritik der Massenmedien wurde immer schärfer.
    Als Joona den Kindersitz im Wasser sah, begriff er, was sie alle übersehen hatten. Wenn das Auto im Wasser gelandet und vom Fluss verschluckt worden war, gab es nur eine Stelle, an der dies nicht von Polizei und Rettungsdienst entdeckt worden wäre.
    Hinter Indal führt die Landstraße 86 abrupt nach rechts auf die Brücke über den Fluss, aber der Wagen war weiter geradeausgefahren – die kleine Grasböschung hinunter, über das sandige Ufer und ins Wasser.
    Wegen der fehlenden Fensterscheiben war das Auto binnen kürzester Zeit vollgelaufen, und der strömende Regen hatte die Reifenspuren auf dem sandigen Ufer schnell verwischt. Innerhalb weniger Sekunden war das Auto verschwunden gewesen.

60
    JOONA IST AUF DEM WEG in eine Garage der Polizei. Die Luft ist kühl. Sein Arm wurde fixiert und wird von einer dunkelblauen Armbinde geschützt.
    In einem großen Plastikzelt steht das von Vicky Bennet gestohlene Auto. Es wurde mit einem Hebekran aus dem Indalsälven geborgen, in Plastik verpackt und hierhertransportiert. Sämtliche Sitze wurden ausgebaut und neben das Auto gestellt. Auf einer langen Bank liegen zahlreiche, in dunkle Plastiktüten verpackte Gegenstände. Joona betrachtet die gesicherten Spuren. Fingerabdrücke von Vicky und Dante. Tüten mit Glassplittern, eine leere Wasserflasche, ein Turnschuh, der mit Sicherheit Vicky gehört hat, sowie die kleine Brille des Jungen.
    Die Tür zum angrenzenden Büro geht auf, und Holger Jalmert betritt mit einer Mappe in der Hand die Garage.
    »Sie wollten mir etwas zeigen«, sagt Joona.
    »Ja, es nützt ja nichts«, seufzt Holger Jalmert und macht eine Geste zum Auto hin. »Die gesamte Windschutzscheibe war fort, das haben Sie ja selbst gesehen, als sie getaucht sind, sie wurde offenbar bei dem Zusammenprall mit der Ampel herausgeschlagen … Aber ich habe leider auch Haare von dem Jungen am Rahmen gefunden.«
    »Es tut mir leid, das zu hören«, sagt Joona und wird von einer Welle großer Einsamkeit übermannt.
    »Ja, aber

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