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Flammenopfer

Flammenopfer

Titel: Flammenopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Liemann
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Kai. Wir wollen nichts gegen dich unternehmen.«
    » Wunderbar! Da bin ich dir aber dankbar! Was heißt hier überhaupt wir? Du bist der, der mir ständig eintrichtert, ich soll es mit Ich-Botschaften versuchen! Mich nicht hinter einem imaginären Wir verschanzen. Und jetzt sprichst du im Plural? Was habt ihr denn beschlossen?«
    » Es hat zwei Sitzungen des Vorstands gegeben. Monikas Vorwürfe waren hart. Wir, das heißt ich und die anderen im Vorstand, haben weitgehend übereinstimmend festgestellt, dass wir dir vertrauen und uns nicht vorstellen können, dass die Vorwürfe in vollem Umfang zutreffen.«
    » Was hat sie denn noch behauptet?«
    » Sie hat dem Vorstand einen Brief geschrieben. Darin schreibt sie von so etwas wie einem Verhalten, das dem eines Polizisten gegenüber einem Verbrecher gleiche. Einem illegalen Verhalten.«
    » Aha. Und hat sie hoffentlich auch erwähnt, dass ich sie nach draußen auf den Hof geschleppt und mehrfach vergewaltigt habe?«
    Jetzt stand die Säule auf. Blieb aber bewegungslos stehen. » Du reagierst sehr sensibel, und sie tut das auch. Ich habe vorgeschlagen, dass wir das gemeinsam klären. Ich möchte dich bitten, dich für ein Gespräch mit ihr und einem Teil des Vorstands zur Verfügung zu stellen.«
    » Das könnt ihr gerne irgendwann haben. Aber nicht jetzt, in diesen Tagen.«
    » Gut, Kai, ich verstehe, dass du auch noch andere Probleme hast. Es wäre gut für dich, darüber mal zu reden. Und dann auch diesen Konflikt mit Monika aus dem Feld zu räumen.«
    » Was denn für einen Konflikt? Ich habe falsch reagiert, das habe ich zugegeben. Ich bin bereit, mich bei ihr wegen meiner heftigen Reaktion zu entschuldigen. Aber einen Konflikt sehe ich nicht. Sie soll sich noch eine Portion Schulung abholen!«
    Der Mann setzte sich und nahm die Brille zur Hand, legte sie aber sofort wieder zurück neben das Telefon. » Ich weiß nicht, ob es hilfreich ist, die Sache zu verdrängen.«
    Kai grinste und lehnte sich zum Schreibtisch vor. » Sigurd. Ich verdränge gar nichts. Ich habe meinen Gefühlen freie Bahn gelassen. Habe Monika ins Handwerk gepfuscht. Und spiele mich hier auf. Wenn sich einer von uns beiden was verdrückt, dann bist du es! Erzähl mir doch mal, was ihr Monika versprochen habt. Was wollt ihr mit mir machen, hm?«
    » Ich denke, wir geraten auf eine falsche Ebene.«
    » Was hast du Monika zugesagt? Dass du mit mir sprichst? Mich ermahnst? Mich zu einer Entschuldigung bringst? Mich rauswirfst?«
    » Ich bin nicht bereit, Kai, das auf dieser Stufe zu diskutieren. Ich denke, du bist sehr erregt.«
    » Da denkst du völlig richtig. Und zwar, weil du mir gegenüber nicht ehrlich bist. Was hast du ihr versprochen?«
    » Ich werde nicht auf deine Verhörmethoden eingehen.«
    Kai Sternenberg grinste, er fühlte, dass es ein schiefes Grinsen war. » Okay. Das war ehrlich. Selbst für dich bin ich nach all den Jahren nichts weiter als ein Bulle mit Verhörmethoden. Gut, dass ich das weiß.«
    » Ich habe mich im Ton vergriffen, Kai. Das macht dieser Stress mit mir. Und dieser Vorwurf gegen dich. Sie richtet sich ja gegen die ganze Telefonseelsorge. Wir würden einen aggressiven Polizisten beschäftigen. Wenn sie das mit dem Jungen, den du angeblich geschlagen hast, auch noch wüsste, wäre es ganz aus.«
    » Untersteh dich, ihr das zu sagen! Wenn sie so viel Druck gegen die Telefonseelsorge macht: Was habt ihr ihr versprochen?«
    » Nichts, außer einem klärenden Gespräch zwischen dir und ihr, unter Beteiligung eines Teils des Vorstands. Wie schon gesagt.«
    » Und wenn ich nicht mitmache? Wenn ich nichts klären will?«
    Sigurd lehnte sich erschöpft im Sessel zurück. » Ich finde, du solltest mal reflektieren, wie du mit dieser Angelegenheit umgehst.«
    » Hey, jetzt hör mal …«
    Zum ersten Mal nach 17 Jahren erlebte er, dass sein ehemaliger Ausbilder ihm ins Wort fuhr und zugleich auf die Tischplatte schlug. » Ich versuche hier, die Wogen glatt zu halten. Es gab Leute im Vorstand, die sofort für deinen Rauswurf waren. Ich habe dich verteidigt! Und, ja, wir haben die Konzession gemacht, dass ihr beide erst wieder anfangen solltet, wenn die Sache geklärt ist. Ich meine, das kann ja schon in ein, zwei Tagen erledigt sein. Wir müssen das schließlich nicht dramatisieren.«
    Kai Sternenberg stand auf und gab ihm die Hand. Seine Stimme war leise. » Danke. Du hast dich für mich eingesetzt. Trotzdem: Das ist ein Scheißverein geworden.« Als er durch den Gang gelaufen

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