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Flammenopfer

Flammenopfer

Titel: Flammenopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Liemann
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und fiel ihm um den Hals. » Klasse!«, sagte sie. » Das ging schnell.«
    Sie trug ein orangefarbenes seidenes T-Shirt, aber diesmal keine bunten Ketten. Ihre Haare waren offen und ungekämmt.
    » Ich habe hier einen Termin«, sagte Sternenberg. » Was machst du denn hier?« Zum ersten Mal fiel ihm auf, dass er den Namen des Mädchens nicht kannte, obwohl er mit ihr auf dem Dach vor seinem Balkon frühmorgens Wein getrunken hatte, obwohl er sie mit in sein Bett genommen hatte und obwohl er sie im Dämmerschlaf beim Aufwachen sogar mit seiner Tochter verwechselt hatte.
    Sie standen sich gegenüber.
    Er sah sie an. » Was meinst du damit, dass es schnell ging?«
    Ihr Lachen verschwand, sie ging zurück auf ihren Platz. » Es ist erst ein paar Stunden her, dass ich denen von dir erzählt habe. Und gleich bist du da.«
    Er setzte sich.
    » Du kannst ihnen erzählen, dass wir neulich zusammen bei dir auf dem Dach gesessen haben, das wird mich vielleicht entlasten.«
    » Du bist Julia Grau?«
    Sie sah ihn eine Weile an und schien nicht antworten zu wollen. Dann sagte sie: » Natürlich.«
    » Scheiße.«
    Sie saßen sich gegenüber. Draußen liefen Leute vorbei. Türen wurden geöffnet und geschlossen.
    » Was ist los?«, fragte sie. » Haben sie es dir nicht gesagt? Du bist doch gekommen.«
    » Ich bin hier, um eine Frau in Untersuchungshaft zu vernehmen.«
    » Zu vernehmen?« Sie lachte. Sie sah ihn an. » Du bist ein Bulle.« Ihre Stimme war kaum noch zu hören.
    » Ja.«
    » Die haben mich wegen Brandstiftung dran. Und du bist ein Bulle. Ich habe denen gesagt, dass du mich entlastest. Dass du berichtest, wie wir bei dir gesessen haben. Ich dachte, du holst mich raus. Dabei bist du ein Bulle.«
    » Ich habe nicht gewusst, dass du das Mädchen bist, von dem meine Chefin gesprochen hat. Eben dachte ich zuerst, du bist hier auf Besuch – oder sonst was.«
    » Aha.« Ihre Hände lagen links und rechts von ihr auf dem Tisch, unbeweglich. » Du hast mich neulich ausgehorcht, oder?«
    » Auf dem Dach? Quatsch! Ich habe dich da sitzen sehen, als ich von der Telefonseelsorge kam.«
    » Kannst du dich mal entscheiden, welchen Beruf du hast?«
    Er musste lachen. » Das ist ein anderes Problem. Nein, ich bin bei der Polizei. Das andere ist mein Freizeitvergnügen. Ich komme morgens in meine Wohnung und sehe dich da sitzen. Mehr nicht. Ich hatte keine Ahnung, wer du bist, wie du heißt und was du machst. Erinnerst du dich? Wir haben beide nicht drüber gesprochen.«
    » Ja.«
    » Wir haben über alles Mögliche gesprochen.« Er neigte sich vor, um eine ihrer Hände zu berühren, aber sie zog sie zurück. » Es war ein sehr schöner Morgen. Und es war wunderbar, mit dir einzuschlafen.«
    Sie sah ihn mit funkelnden Augen an. Sagte aber nichts.
    » Julia … Du hast mir das mit deinen Bewerbungen bei der Feuerwehr nicht erzählt. Das mit den Ablehnungen auch nicht. Das habe ich aus einer Akte vorgelesen bekommen. Meiner Vorgesetzten habe ich gesagt – noch ohne dich zu kennen, ich meine, ohne Julia Grau zu kennen –, dass du keinesfalls eine Brandstifterin bist.«
    » Das beeindruckt mich nicht. Ihr spielt böser Bulle – guter Bulle. Mit solchen Nazimethoden kommt ihr bei mir nicht sehr weit. Der eine will mich fertigmachen, dann kommt der andere und drückt auf die Tränendrüse, wie gut er es mit mir meint.«
    » Was heißt Nazimethoden? Wer hat dich fertigmachen wollen? Bist du verhört worden?«
    » Das weißt du alles.«
    » Nein. Ich schwöre dir, es ist gar nicht mein Fall. Ich wurde zusätzlich eingeschaltet und habe wenig Information.«
    Sie sah ihn spöttisch an, die Stimme blieb leise wie zuvor. » Hörst du dir mal selber zu? Ich bin nicht so blöd, wie ihr glaubt.«
    » Wie hieß der Mann, der dich verhört hat?«
    » Hat sich mir nicht vorgestellt.«
    » Brescher?«
    » Hat sich mir nicht vorgestellt.«
    » Traube?«
    Ihre Lider zuckten.
    » Traube? Kann das sein?«
    » Kann sein. Ich glaube, jemand hat ihn so genannt.«
    » Wann hat er dich verhört?«
    » Was soll das? Das wisst ihr alles. Ab jetzt sage ich nichts mehr.«
    » Julia, bitte. Wann hat er dich verhört?«
    » Viermal bisher. Ich weiß nicht, wann es war. Zweimal hat er mich aus dem Schlaf geweckt. Wie bei der Stasi, wie in einem Scheißkrimi. Immer wieder die gleiche Leier. Wie ich heiße, woher ich die Kids kenne, wie ich heiße, warum ich das gemacht hätte, immer und immer wieder.« Eine Träne rann die Wange herunter.
    Sternenberg nahm ein

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