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Flammenopfer

Flammenopfer

Titel: Flammenopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Liemann
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Lass mich jetzt nicht in der Luft hängen. Rede einfach, okay?«
    » Gut. Kai, ich habe seit Jahren ein gutes Verhältnis zu dir. Ich vertraue dir. Ich hoffe, dass du weiterhin und lange für uns arbeiten wirst. Im Moment höre ich allerdings von einem Problem, das dich betrifft.« Er wartete und sah Sternenberg unbewegt an.
    Der kannte seinen ehemaligen Ausbilder gut, schwieg und sagte nichts.
    Nach einer Weile fuhr er fort. » Du hattest Dienst mit Monika …«
    » Ach je, jetzt kommt das!« Er stand auf und ging im Zimmer herum, wusste aber sofort, dass er sich beherrschen sollte.
    Er setzte sich und sah in Sigurds beobachtende Augen. Der Atem verlangsamte sich wieder. » Ja, ich hatte Dienst mit Monika. Vor einiger Zeit, und es gab Differenzen.«
    » Es gab Differenzen?«
    » Ja. Das weißt du, Sigurd, deshalb sprichst du ja mit mir, nehme ich an.«
    » Diese Differenzen belasten dich?«
    Wieder sprang Sternenberg auf. » Hör mit dieser Dialogspiegelei auf, und sag mir, was du zu sagen hast! Das Einzige, was mich belastet, ist, dass du nur Andeutungen machst und nicht sagst, was du willst. Andeutungen, um zu testen, wie ich reagiere. Das akzeptiere ich nicht.«
    » Ich erlebe dich als ungewohnt aggressiv.«
    » Kann sein. Was hat diese Monika über mich gesagt?«
    » Sie hat uns berichtet, dass du dich in ihr Gespräch eingemischt hast. Sie sagt, du hättest ihren Hörer auf die Gabel geknallt und damit das Gespräch zu einem Anrufer abgebrochen.« Er wartete einen Moment und nahm die Brille von der Stirn. » Zu einem Anrufer, der sich in einer suizidalen Krise befand.«
    » Ich habe ihren Hörer nicht angefasst. Sie ist zu mir gekommen und hat mich nach der Telefonnummer des Arbeitsamtes gefragt. Die wusste ich nicht. Daraufhin ist sie in ihr Zimmer zurückgerannt. Als ich merkte, dass sie einem Mann, der nachts anruft, wirklich nur die Telefonnummer raussuchen wollte, anstatt ihm zuzuhören, habe ich versucht, ihr das klarzumachen. Sie war völlig blockiert und meinte offenbar, wenn sie ihm die Nummern gibt, bringt der sich nicht um. Sie ist neu hier. Deshalb habe ich mich erdreistet, ihr zu sagen, dass sie sich darauf konzentrieren soll, worauf du und alle hier uns immer wieder hinweisen: mit den Leuten zu sprechen, ihnen zuzuhören und sie nicht mit Ratschlägen oder gar Telefonnummern abzuspeisen. Du selbst hast mich damals in der Ausbildung aufgefordert, das Telefonbuch in der Ecke stehenzulassen und mich auf den Anrufer zu konzentrieren. Erinnerst du dich? Sie hier, Monika, hat zwei Fehler gemacht: Sie glaubte, dass der Mann sich wirklich gleich umbringt, wenn er die Nummer nicht bekommt. Ich weiß es nicht mit letzter Sicherheit, aber ich glaube nicht, dass das so gewesen ist. Und zum Zweiten hat sie ihm im Grunde das Gespräch verweigert. Sie hat sich einfach nicht einsichtig gezeigt, und um ihr irgendwie zu verdeutlichen, wie die Situation ist, habe ich – nicht den Hörer genommen, sondern meine Hand auf die Gabel gedrückt, sodass das Gespräch unterbrochen wurde. Natürlich ist das passiert, was ich erwartet habe: Der Mann hat wieder angerufen. Ich hab’s im Tagebuch gelesen. Allerdings hat sie nicht vermerkt, ob sie diesmal mit ihm gesprochen hat oder ob sie ihm nur die Nummer ins Ohr geblökt hat. Okay, mein Fehler war, dass ich mich eingemischt habe. Mein Fehler war, dass ich ihr Verhalten so abartig fand, dass ich eingegriffen und das Gespräch beendet habe. Das war falsch. Wahrscheinlich habe ich ihre Autonomie verletzt. Okay, sehe ich ein. Ich entschuldige mich bei ihr, wenn ich sie das nächste Mal sehe. Aber ich finde es fatal, dass wir solche Kolleginnen haben! So darf sich jemand am Telefon nicht verhalten. Ich mache ihr nicht den Vorwurf, ich will sie nicht anschwärzen. Aber offenbar ist die Ausbildung in ihrem Fall nicht ausreichend. Tut mir leid, wenn ich dir das sagen muss. Außerdem finde ich es schäbig, dass sie hingeht und sich bei allen über mich beschwert. Oder bei wem war sie damit?«
    » Beim Vorstand.«
    » Beim Vorstand? Will sie, dass ihr mich rauswerft, oder was?«
    » Kai. Ich merke, dass du verletzt bist.«
    » Klasse. Hast du gut gemerkt. Wie wäre es, wenn ihr Blitzmerker weniger beobachtet und mehr den Arsch hochkriegt? Ich erwarte, dass mich jemand verteidigt, wenn da so eine Tussi, die keine Ahnung hat, meinen Rauswurf verlangt. Und, bin ich schon raus?«
    » Kai. Du redest dich in Rage.«
    Sternenberg setzte sich und starrte sein haarloses Gegenüber an.
    »

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