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Flammenopfer

Flammenopfer

Titel: Flammenopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Liemann
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es eine Entdeckung.«
    Sternenberg sah die CD-Hüllen und all die selbstgemalten Cover. Wenige waren fast ganz schwarz. » Hätte ich nie gedacht, dass du in solch eine Richtung schwenkst.«
    » Nimm die, die du gerade in der Hand hast: Star Wars.«
    Sternenberg legte die CD schnell wieder zurück. » Ja?«
    » John Williams.«
    » Der spielt doch Klampfe, oder?«
    » Das ist ein anderer. Dieser John Williams ist Dirigent und Komponist. Er hat eine sehr einfache Formensprache. Ein Romantiker, pathetisch, verspielt … Und in vielen Punkten genial.«
    Sternenberg lehnte sich zurück und fühlte sich betrunken.
    Korbmann redete sich in Begeisterung. » Das Beste ist mir erst aufgefallen, nachdem ich die Musik der ersten drei Filme oft gehört hatte. Alle wichtigen Figuren haben ihr eigenes Motiv: die Prinzessin, der jugendliche Held, der Bösewicht, der … äh … kleine Zauberer. Für jeden dieser Typen, sogar für Nebenfiguren, hat Williams ein eigenes Motiv entwickelt. Und jetzt kommt’s: Die tragende Figur, also jedenfalls für mich ist es die Identifikationsrolle schlechthin – verkörpert von Harrison Ford – erinnerst du dich?«
    » Dunkel.«
    » Also, ausgerechnet der hat kein eigenes Motiv. Vielleicht kommt er in ein Liebesthema rein oder in eine Actionpassage, aber wenn eine Hauptperson ohne Motiv bleibt, ist das Absicht. Obwohl er ein so handfester, aktiver Charakter ist, hat Williams ihn in eine Art musikalisches Vakuum gebettet. Das nenne ich genial.«
    Sternenberg überlegte, ob er das Glas noch leeren sollte. Es könnte genau der eine Schluck zu viel sein, dachte er. Du fühlst dich gut. Bis jetzt. Du sitzt bei einem Freund, hast gut gegessen und getrunken. Und die Hauptfigur hat kein Motiv. Kein Motiv, obwohl es die Hauptfigur ist.
    » Soll ich mal auflegen?«
    » Nee, heute nicht mehr, Rolf. Ich glaube, ich bin zu müde. Ist bestimmt interessant mit der Filmmusik. Und dass der Dings kein Motiv hat.«
    » Vielleicht ist das bei eurem Brandstifter auch so.«
    Sternenberg sah ins Glas. Und trank den Rest.

15
    Der Hahneberg am Staakener Stadtrand lag im Morgendunst. Sternenberg stand im Stau. Er sah zu dem aufgeschütteten Hügel hinüber. In der Luft klebte ein Drachen. Welches Kind lässt noch vor der Schule einen Drachen steigen, fragte er sich. Und im Sommer. Er klemmte das Handy in die Freisprecheinrichtung und rief Isabel an.
    » Ich bin auf dem Weg ins Büro. Hast du was Neues?«
    » Hallo, Kai. Besser wäre, du fährst gleich ins Nordische Viertel zu den Glühwürmchen. Du erinnerst dich? Dieses Kinderheim. In dem es gebrannt hat.«
    » Was soll ich da? Mir tote Tiere ansehen?«
    Sie hielt hörbar an sich. » Tobias Traube war da. Hat sich den Tatort angesehen und die Betreuerinnen befragt. Deshalb will Königin Beatrix, dass du dir das auch mal ansiehst. Tarek hat mitbekommen, dass er wie besessen von da weggelaufen ist. Er vermutet, dass Traube die Sache in den Zusammenhang mit früheren Fällen stellt. Anselm Jarczynski und so.«
    » Gib mir noch mal die Adresse. Nordisches Viertel sagt mir nichts. Ist das nicht schon wieder bei mir in der Nähe?«
    » Ystader Straße.«
    » Sagt mir irgendwas. Kann es nicht genau zuordnen.«
    Er schrieb auf den Block, den er auf dem Armaturenbrett liegen hatte, was sie ihm durchgab. » Sonst noch was?« Er musste bremsen. » Tarek ist wieder zurück?«
    » Vorzeitig wieder da. Familienstreit, vermute ich. Aber er sagt nichts. Kniet sich in die Arbeit. Wir haben einige Informationen. Aber ob sie uns weiterhelfen, kann ich nicht einsortieren.«
    » Schieß los, Isabel.« Er hatte den Eindruck, sie würde sich anders hinsetzen und nicht mehr so laut sprechen.
    » Ich hatte mir doch Anselm Jarczynskis CD-Sammlung angesehen. Das, was davon nicht geschmolzen und verbrannt ist. Die Sängerinnen waren ausschließlich junge Frauen, erinnerst du dich? Die meisten haben so diesen Baby-Stil drauf. Das fand ich unangenehm. Daraufhin habe ich rumgestöbert. Was laut Tarek nicht in Traubes Bericht steht, was ich aber gefunden habe, das sind Schnipsel, die aus Magazinen stammen.«
    » Musikmagazinen?«
    » Nein, die Verbindung ist nicht die Musik, sondern der Baby-Stil.«
    » Kinderpornografie?«
    » Soweit ich das erkennen konnte, nicht. Aber es geht in die Richtung. Eine pädophile Neigung würde ich nicht ausschließen. Die Bildreste sind wirklich minimal.«
    » Noch was anderes in der Richtung gefunden?«
    » Nein, bei ihm nicht. Aber in der Kanzlei von Hans-Jürgen

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