Flammenopfer

Rabein … Weißt du? Der andere Anwalt, der in seiner Wohnung abgefackelt wurde. In seiner Kanzlei hat die SpuSi große Mengen von dem Müll gefunden.«
    » Was meinst du mit Müll?«
    » Kinderpornos. Auf dem PC. Offensichtlich hat er das Zeug vertrieben.«
    Sternenberg pfiff durch die Zähne.
    » Was ist los? Da war so ein Pfeifen …?«
    » Ich war das. Gibt es eine Verbindung zwischen Rabein und Anselm Jarczynski?«
    » In Sachen Pornos war nichts zu finden. Aber es gibt E-Mail-Protokolle, denen zufolge Rabein mit einem anderen Anwalt kommuniziert hat. Theo Bürstner. Das ist einer von den drei Anwälten, die nach der Pleite der GeGeBau umgekommen sind. Er ist gegen einen Baum im Brandenburgischen gefahren. Im Übrigen hatte dieser Bürstner 1998 ein Ermittlungsverfahren wegen sexuellen Missbrauchs einer Minderjährigen.«
    » Hej, du warst richtig fleißig! Kommen wir da einem Kinderpornoring auf die Schliche?«
    » Die E-Mails zwischen Rabein und Bürstner waren belanglose Texte ohne Datenanhang. Jedenfalls konnte ich nichts Wichtiges erkennen. Entweder enthielten sie einen Code, oder sie haben sich wirklich nur über Fußball unterhalten.«
    » Na ja.«
    » Ansonsten hat Tarek mir gesagt, dass der Abschlussbericht zu Anselm Jarczynski vorliegt. Er ist am Rauch erstickt und war tot, als das Feuer den Alkohol in seinem Magen erreichte. Ob es dadurch eine Verpuffung gegeben hat, lässt sich nicht sagen. Vielleicht hatten die Magensäuren schon ihr Werk getan. Auf jeden Fall standen Whiskyflaschen um ihn herum und sind geplatzt, und der Whisky hat gebrannt. Jarczynski war kurz zuvor eingezogen. Deshalb waren viele Sachen noch in Kisten verpackt. Und deshalb standen auch die Flaschen neben dem Bett.«
    » Okay. Hilft uns aber nicht weiter, oder?«
    » Hmhm.«
    Sternenberg überlegte, ob er eine andere Straße nehmen könnte, um dem Morgenstau zu entgehen. Da er sowieso in Richtung Prenzlauer Berg fahren sollte, zu dem Kinderheim, wollte er kurz nach Hause, sich umziehen. Plötzlich umklammerte er das Lenkrad. » Isabel?«
    » Noch dran.«
    » Glaubst du, es gibt einen Zusammenhang zwischen den Kinderpornos und dem Kinderheim? – Isabel?«
    » Jaja, noch dran. Ich habe daran noch nicht gedacht. Was haben wir? Eventuell einige Anwälte, die nebenbei ein schmutziges Geschäft betreiben, mit Kindern. Sie selbst kommen um, Unfall oder Brand. Und in einem Kinderheim brennt ein Streichelzoo.«
    » Uns fehlt was. Aber es könnte eine Linie sein, oder?«
    » Kai, vielleicht ist das mit den Tieren eine Warnung?«
    » Wer soll gewarnt werden? Die Kinder? Oder meinst du, dass jemand den Pornoring warnen will?«
    Sie seufzte. » Ich meine, dass wir weiter recherchieren müssen. Unser Material reicht nicht.«
    » Kannst du Rabeins Witwe ausfindig machen?«
    » Ich war bei der spanischen Botschaft. Bei den Adressen, die ich habe, hat sich niemand gemeldet.«
    » Vielleicht ist sie mit ihren Kindern vor Rabein geflohen?«
    » Alles Spekulation, Kai.«
    Er ließ sich schildern, was Wolfgang Lichtenberg und Petra machten und was Tarek vorhatte. Dann bat er sie, ihnen die neuen Hypothesen vom Kinderpornoring zu unterbreiten und mit ihnen daran zu arbeiten.
    Der Stau löste sich in der Höhe des Spandauer Bahnhofs auf. Kai Sternenberg schaltete das Radio ein, in der Hoffnung, etwas über die Karrierepläne von Königin Beatrix zu erfahren. Stattdessen ging es um den Dax und um einen Orkan in Mecklenburg-Vorpommern und um die Auswirkungen des Orkans auf den Dax.
    Auf einem anderen Sender erklärten zwei Parteivorsitzende, was sie voneinander hielten. Einige Megahertz neben einem Orgelkonzert lachte sich ein Moderator schlapp darüber, dass er keinen Telefonkandidaten erreichen konnte, und dann hörte man, wie sich das ganze Studio darüber schlapplachte, dass er keinen Telefonkandidaten erreichen konnte. Sternenberg drehte ab.
    In seiner Wohnung schaltete er den Fernseher an und suchte nach einem gebügelten Hemd. Während er es anzog, überlegte er, ob er noch einmal duschen sollte. Das hatte er schon bei Rolf Korbmann getan, aber es schien ein heißer Tag zu werden. Im Frühstücksfernsehen ging es um den Dax, auf zwei anderen Stationen um die Börsenentwicklungen in Tokio. Anderswo grinste ein Moderatorenpärchen einen Hund an, der sich nicht rührte und auf keinen Zuruf reagierte. In einem der dritten Programme lief die Tagesschau von vor zwanzig Jahren. Da blieb er hängen, fühlte sich nach einer Weile alt und schaltete