Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flammenopfer

Flammenopfer

Titel: Flammenopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Liemann
Vom Netzwerk:
und sie bedurfte einer neuen Flasche Rioja.
    » Hattest recht«, sagte Sternenberg, lehnte sich zurück und hielt sich den Bauch, » war wirklich nur ’ne lausige Notlösung.«
    Rolf hielt sein Glas wie einen Kognakschwenker. » Jetzt erzähl mir das mit euren Ermittlungen weiter. Was ich nicht verstehe, ist, warum ihr gegeneinander ermittelt. Du bist doch auf dieses andere Dezernat angesetzt?«
    » Nicht ich alleine. Und auch nicht offiziell.«
    » Das macht die Sache nicht vertrauenswürdiger für mich.«
    » So ungewöhnlich ist das auch wieder nicht«, sagte Sternenberg. » Es kommt vor, dass eine Einheit keinen Erfolg hat, und dann lässt man mal eine andere nachchecken. Auch ohne das offiziell zu machen. Gibt es das in Krankenhäusern nicht?«
    » Das kannst du nicht vergleichen. In Krankenhäusern gibt es alles. Aber wenn die Polizei sich gegenseitig beschattet, das erinnert mich an finsterste CIA-Geschichten.«
    » Schön, dass du nicht übertreibst. Ein bisschen interne Kontrolle kann nie schaden. Warst du es nicht, der mir erzählt hat, die Psyche von Gesetzesübertretern und Gesetzeshütern sei verwandt? Und dass die meisten im Grunde leicht von der einen zur anderen Seite wechseln könnten? Also ist es doch richtig, ab und zu nachzusehen, ob jeder noch auf der richtigen Seite steht. In Managementbüchern könnte man das PC nennen – Police Controlling.«
    Sie lachten.
    » Aber die Ermittlungen bringen dich in einen Konflikt, weil deine Mitarbeiterin und der Typ, den ihr ausspionieren sollt, zusammen sind? Das ist Zündstoff.«
    » Na gut«, sagte Sternenberg, » ich kann nicht zu meiner Chefin hingehen und ihr sagen: Frau Rixdorf, wir können nicht weiterermitteln, weil ein Teammitglied mit einem anderen Polizisten ein Verhältnis hat. Vielleicht sollte ich irgendetwas anderes vorschieben …«
    » Rixdorf? Hat die was mit der Kandidatin zu tun?«
    Sternenberg zuckte mit den Schultern und leerte sein Glas.
    Korbmann hakte nach: » Rixdorf. Wie heißt die weiter?«
    » Beate Rixdorf. Mehr nicht.«
    » Ich glaube, das ist sie. Die soll Präsidentin werden bei euch, oder?«
    » Bitte?«
    » War gestern in der Abendschau, glaube ich. Hab’s nur am Rande gesehen. Ich zappe ja nur noch durch die Kanäle. Sie haben es auch nur vorgelesen. Beate Rixdorf, ja, ja, das war der Name. Sie soll die erste Polizeipräsidentin werden – und hat wohl gute Chancen.«
    » Gieß mir mal was nach«, sagte Sternenberg. » Das höre ich zum ersten Mal. Kann auch eigentlich nicht sein.«
    » Meinst du, weil sie eine Frau ist – oder weil sie deine Chefin ist?«
    » Sie hat nichts gesagt. Und ich habe auch nichts über den Flurfunk gehört. Wahrscheinlich muss ich mir angewöhnen, den Lokalteil der Zeitungen zu lesen. Ich hasse das. Aber die Rixdorf?«
    » Ich kann mich auch irren, Kai.«
    » Na ja, ein bisschen passt es schon ins Bild. In Wirklichkeit heißt sie ja Königin Beatrix.«
    » Polizeihumor, was? Aber Königin und Präsidentin liegen dicht beieinander.« Korbmann beugte sich vor. » Und noch etwas anderes wäre klar: Wenn sie jetzt einen Durchbruch in der Brandstiftungsserie hätte – durch dich –, dann wäre ihr der neue Job bestimmt sicher. Sie könnte einen Ermittlungserfolg vorweisen und hätte bewiesen, dass sie besser ist als die anderen, die mit der Sache ursprünglich betraut waren.«
    » Hm. Kann sein. Und wenn ich was vermassle? Wenn das vorher rauskommt, dass wir gegen ein Nachbardezernat vorgehen? Dann kann sie sich solche Karrierepläne aus dem Kopf schlagen.«
    » Ich kenne sie ja nicht. Sie könnte das auf die Unfähigkeit ihrer Mitarbeiter schieben.«
    Sternenberg stand auf und schob die Gardinen beiseite, er blickte in eine dunkelblaue Nacht. » Das ist geradezu genial. Jetzt kann ich gleichzeitig einem entfernten Kollegen, meiner eigenen Mitarbeiterin und meiner Chefin misstrauen.«
    » Bevor du mich dafür verantwortlich machst«, lachte Korbmann, » prüf das lieber noch mal. Vielleicht habe ich den Namen verwechselt. Oder die Medien waren zu eifrig, und sie hat gar keine Absichten. Ist sie ein Machtmensch?«
    » Sie hat zwei Kollegen versetzt, ohne uns einen Grund zu nennen. Sie ist nicht gerade eine Frau, die einem Konflikt aus dem Weg geht. Insofern … Egal, schenk uns noch was nach.«
    » Du übernachtest heute hier, klar?«
    » Klar.«
    Korbmann verteilte den Rest der Flasche auf die beiden Gläser. » Sag mal, kriegen dich deine Frauen auch immer so schnell dazu, bei ihnen zu

Weitere Kostenlose Bücher