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Flammenpferd

Flammenpferd

Titel: Flammenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Kronenberg
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wie eine gut geölte Maschine auf der Stelle piaffierte, während ihm der Schweiß über den Hals strömte, und beschwor den Hengst, sich zu beruhigen.
    Swantje wedelte mit dem Halstuch herum, hob den Fuß und trat Hella mit vollem Schwung in die Seite. „Also, wo ist das Zeug?“
    Der Schmerz war überwältigend. Hella rang nach Luft. Sie schloss die Augen, als Swantje nochmals den Fuß hob, und wappnete sich für einen weiteren Tritt.
    „Wo?“, fragte Swantje drohend.
    Hella öffnete die Augen und blickte zu Swantje empor. Sie musste sich eingestehen, dass sie nicht zur Heldin taugte, als der zweite Fußtritt folgte.
    „Es ist alles in meinem Zimmer“, keuchte sie.
    Swantje holte von neuem aus. „Und der Schlüssel?“
    Hella sagte es ihr, und Swantje kramte den Schlüssel aus Hellas Hosentasche. Dann beugte sie sich herunter, schlang das Halstuch um Hellas Mund und zog zu. Am Ende der Stallgasse begann es zu knistern. Bei einer Kerze, die einsam auf einer Strohinsel brannte, hatten die Halme Feuer gefangen. Swantje schaute hinüber. Hella versuchte, sich nicht um das eklige Tuch zu kümmern, das ihr die Mundwinkel aufriss, und nutzte die Ablenkung. Hastig bearbeitete sie die Fesseln. Die Schnüre gaben nach. Gleich, gleich wäre sie frei. Noch ein paar Millimeter.
    Der Brandherd breitete sich aus. Die braune Vollblüterin Libelle, die dem Feuer am nächsten war, stieß warnend die Luft durch die Nüstern. Das scharfe Blasen alarmierte die anderen Pferde. Sofort war es totenstill im Stall, bis auf das knisternde Feuerchen war nichts zu hören. Sogar Fadista unterbrach seine irrsinnige Piaffe und lauschte angespannt. Swantje verlor die Nerven. Sie sprang vor und riss den Benzinkanister an sich. Erregt schüttelte sie ihn, bis die Benzindämpfe heraus schwelten, und stellte ihn wieder auf der Stallgasse ab.
    „Mach es endlich, Kati!“, rief sie und rannte zur Tür. „Steck das Benzin an!“
    Fadista schnaubte erregt und schnorchelte scharf. Der Benzingeruch weckte die Erinnerungen und versetzte ihn in Panik. Er stieg und tobte. Er riss an den Stricken, und ein Karabinerhaken zersprang unter dem Gewicht des Hengstes, der herum schleuderte und dabei mit der Hinterhand den Kanister streifte. Der Kanister fiel um, und das Benzin ergoss sich auf die Stallgasse.
    Die Kerzen! war alles, was Hella in diesem Augenblick denken konnte. Wild riss sie an den Fesseln und konnte sich endlich befreien. Sie musste die Kerzen löschen, bevor der Stall in die Luft flog. Und das Feuer dort hinten ersticken, dessen Flammen immer höher schlugen. Dann sah sie Kati, die in mitten der sich ausbreitenden Benzinlache stand und das flackernde Feuerzeug wie eine Fackel in die Höhe hielt.
    „Jana!“, schrie Hella und verfiel in der Todesangst auf den vertrauten Namen. „Jana! Jana! Lösch das Feuerzeug! Tritt die Kerzen aus! Jana!“
    Swantje war fort. Das Mädchen betrachtete voller Hingabe die zarte Flamme in ihren Händen. Wenn sie das Feuerzeug fallen ließ, war alles aus. Hella stürzte sich auf das Mädchen. In dem Handgemenge prallten beide gegen den Hengst. Er bäumte sich auf und sprang über sie hinweg, noch immer von einem Strick am Halfter gehalten. Vor seinen Hufen wälzten sich Hella und das Mädchen im Stroh und kämpften um das Feuerzeug. Hella spürte, wie das Benzin ihre Hose durchtränkte.
    Du wirst brennen wie eine Fackel, schoss es ihr durch den Kopf.
    Jemand brüllte ihren Namen. Julian stürmte herein und hielt einen roten Feuerlöscher wie eine Waffe vor den Körper. Ein Schamane in Trance, so tanzte er über die Stallgasse und sprang von einem Licht zum anderen. Eine Kerze nach der anderen trat er aus, setzte den Feuerlöscher in Gang und erstickte die Flammen im Stroh. Hella gelang es endlich, dem Mädchen das Feuerzeug zu entwinden. Kati riss sich los und suchte Schutz unter dem Bauch des Hengstes.
    Fadista wölbte den Hals auf. Wie auf Zehenspitzen hielt er still und verharrte wie versteinert.
     

41
    Das Museumscafé war zur Mittagsstunde gut besetzt. Jette und Hella fanden einen freien Tisch neben der hohen Standuhr, die Hella stets an das eigene Familienerbstück und zwangsläufig an Nellis Vermächtnis erinnerte. Hella entschied sich nach einigem Zögern für ein Stück Rattenfängertorte zum Cappuccino. Sie konnte etwas Süßes vertragen. Jette schloss sich an. Als die Bestellung gebracht wurde, schob Hella das Kuchenstück lustlos mit der Gabel auf dem Teller herum. Sie hatte mit einem Mal, wie so

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