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Flammenzorn

Flammenzorn

Titel: Flammenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bickle
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öffnete mit dem Schlüssel den Kofferraum des Dart. Der Wagen hatte keinerlei Luxus zu bieten, sah man von der Servolenkung und dem Radio ab. Nicht einmal ein Automatikgetriebe gab es. Aber für Anya hieß es: je weniger Technik desto besser. Früher hatte sie einen Kleinwagen mit elektrischem Schiebedach, Zentralverriegelung, Automatikgetriebe und sogar einem Heckscheibenwischer besessen. Er hatte gerade drei Monate durchgehalten, in denen Sparky in all den Apparaturen herumgestochert und -gestöbert hatte. Den Dart, ein Fahrzeug mit wenig Kilometern auf dem Tacho und ohne eine einzige Roststelle, hatte sie bei einer Auktion lächerlich günstig von einem Sammler gekauft, der pleite gegangen war - was in Detroit dieser Tage nichts Ungewöhnliches war. In dem Dart, einem wahren Schlachtschiff von einem Wagen, fand Sparky wenig zum Kaputtmachen. Anya musste die Batterie zwar häufiger wechseln, als sie für normal hielt, aber sie erwischte Sparky nur selten unter der Haube - an den Anschlüssen herumkauend wie ein Hund an einem Stück Rohleder. Obendrein ließen sich die Ledersitze problemlos von Ruß und anderen ekligen Rückständen der Brandorte, die sie untersucht hatte, befreien. Der einzige Nachteil war der Kraftstoffverbrauch. Das und die Tatsache, dass es sich bei dem Zweitürer um das Modell »Swinger« handelte. Ein Name, auf den sie jeder beliebige Autofan aufmerksam zu machen pflegte - auch wenn sie gerade vor einem Supermarkt stand und ihre Einkäufe verstaute.
    Ihre Werkzeuge waren säuberlich in zwei schweren Segeltuchtaschen im Kofferraum verpackt. Anya zog Mantel und Schuhe aus, legte den Arbeitsoverall an und lehnte sich dann gegen die Stoßstange des Wagens, um auch noch den weißen Chemikalienschutzanzug überzustreifen. Egal, welche Größe sie bestellte, die Anzüge waren für sie immer zu groß. In den Dingern kam sie sich vor wie ein wandelndes Marshmallow. Schließlich zog sie die Feuerwehrstiefel über die Kunststofffüße des Schutzanzugs und warf sich die gelbe Feuerwehrjacke über. Die weißen Buchstaben ihres Namens reichten von einem Arm zum anderen. Zur Sicherheit hängte sie sich eine Atemmaske um den Hals, ehe sie den Feuerwehrhelm aufsetzte, ihre Taschen schnappte und sich auf den Weg zur Einsatzleitstelle machte.
    Es war jetzt drei Jahre her, dass Anya in voller Montur auf Löschfahrzeugen mitgefahren war und den Adrenalinstoß gespürt hatte, den das Sirenengeheul hervorrief. Dieser Teil des Jobs hatte seinen Reiz, war aber auch eine besondere Herausforderung. Im Department gab es weniger Frauen als Männer, und sie hatte hart dafür gearbeitet, um sich als fähige und verlässliche Brandbekämpferin zu beweisen. Sie war rasch befördert worden, und ihre Vorgesetzten vertrauten darauf, dass sie ihre Arbeit unauffällig, effizient und ohne große Aufregung erledigte.
    Die geforderte Sachlichkeit hatte sich im Umgang mit den Kollegen schon manches Mal als Nachteil erwiesen. Feuerwehrleute bildeten von Natur aus eine enge, geradezu familiäre Gemeinschaft. Wenn sie ehrlich zu sich war, dann war das einer der Gründe, warum Anya sich ihnen angeschlossen hatte: Sie wollte sich irgendwo zugehörig fühlen. Früher hatte auch sie ihren Teil an Vierundzwanzig-Stunden-Schichten in der Feuerwache abgeleistet. Es war, als lebte man in einem Aquarium - das war ihr nicht leichtgefallen. Obwohl sich viele Männer mit ihr verabreden wollten, hatte Anya sie stets abgewiesen. Meist war sie die einzige Frau in der Schicht gewesen und konnte allein in einem Zimmer schlafen, sodass niemand etwas davon merkte, wenn Sparky die Decke aufwühlte.
    Sparky hatte die Feuerwachen geliebt. Dort gab es stets Dinge zum Hineinkriechen und darin Herumwühlen, Dinge, die köstlich nach Feuer dufteten. Auf einer Wache hatte Sparky eine Vorliebe dafür entwickelt, Lichtschalter und elektrische Schaltpulte abzulecken. Der Captain kam schließlich zu der Überzeugung, die Elektroinstallation sei derart mangelhaft, dass sie komplett erneuert werden musste. Als Sparky dann auch noch Geschmack an einer Bier-Neonreklame von einem der Feuerwehrmänner fand, hätte er beinahe die ganze Wache niedergebrannt. Ein gelangweilter Salamander, der nichts zu tun hatte, war eine gefährliche Angelegenheit.
    Als die Stelle als Brandermittler frei wurde, war Anya nur allzu bereit, einen Job anzutreten, der es ihr erlauben würde, in ihrem eigenen Bett zu schlafen und Sparky von all den schmackhaften Geräten fernzuhalten. Und bald

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