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Flammenzorn

Flammenzorn

Titel: Flammenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bickle
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mit Stahlgittern gesichert, die einem Tritt nach wie vor standhalten würden. Das Glas dahinter war mit eingelegtem Draht verstärkt und hätte einem Einbruchsversuch standgehalten.
    Trotzdem. Dies war ein altes Gebäude - ein Gebäude, das nicht bewacht wurde und keine funktionierende Alarmanlage hatte. Anderenfalls wäre die Feuerwehr rechtzeitig durch den entsprechenden Sicherheitsdienst alarmiert worden, und nicht erst, wenn die Flammen so groß sind, dass man sie von der anderen Straßenseite aus sieht. Gebäudewartung dürfte im Kopf des Eigentümers keine große Rolle gespielt haben. Es musste einen Weg hinein geben.
    Da. Sie trat ein Stück Gitterrost beiseite. Das Fenster dahinter lag verborgen im Schatten der Gasse und war von der Straße aus nicht zu sehen. Früher war das verrußte Gitter an den Mauersteinen festgeschraubt gewesen, aber nun hatten sich die rostigen Schrauben gelöst. Anya konnte sich gut vorstellen, wie der Brandstifter hier ungesehen gekauert und so lange am Gitter gezerrt hatte, bis er es lösen konnte. Und als er gegangen war, hatte er es wieder vorgezogen. Das bedeutete, dass er nicht in Panik gewesen war und darauf geachtet hatte, seine Spuren zu verwischen. Er war vorsichtig und ging methodisch vor. Kein gutes Zeichen.
    Das Glas war herausgebrochen und das Drahtgitter sauber abgetrennt worden. Anya fotografierte sorgfältig die Ränder. Eine Draht- oder Blechschere dürfte kurzen Prozess damit gemacht haben. Sie nahm sich vor, die Forensikexperten herzuschicken, damit sie nach Fingerabdrücken suchten.
    Aber zuerst wollte sie sehen, was der Brandstifter gesehen und getan hatte, als er das Feuer legte. Anya ging zurück zum Haupteingang und schritt über die tentakelartigen Feuerwehrschläuche.
    Sie schaltete ihre Taschenlampe an und starrte in die feuchte Dunkelheit. Das Erdgeschoss war nur noch eine Ruine. Das Gewicht der ersten und zweiten Etage lastete auf den verbliebenen Wänden. Verkohlte Balken reichten hinauf bis zu dem zerstörten Dach. In Gebäuden aus jener Zeit war weniger Stahl verbaut worden als in modernen Bauwerken, dafür aber viel Holz. Anya konnte sehen, wo das Feuer über den abgenutzten Holzboden hinweggefegt war, genährt durch jahrzehntealten Lack und Schmutz. Trümmer der Trockenmauer lagen auf dem Boden - geborsten wie Eierschalen, zertrümmert vom Gewicht einstürzender Wände. Anya nahm an, dass diese Wände viel später errichtet worden waren, um einzelne Mietlagerräume abzuteilen, genau wie Marsh gesagt hatte. Der herumliegende Schutt bestand aus allerlei Gerümpel: zertrümmerte Aktenschränke, durchnässte schwarze Pappkisten und geschmolzene Abfallsäcke, die wie Geister von Balken herabhingen. Nasse Möbelstücke standen in Pfützen aus Wasser und Asche. Von oben fielen schmutzige Tropfen herunter wie ein schwarzer Regen. Anya konnte keine Sprinkleranlage an der Decke entdecken, als sie sich einen Weg durch das Trümmerfeld bahnte. Sie nahm an, dass das ganze Gebäude einfach abgerissen werden würde. Sie sah nichts, was es wert war, gerettet zu werden.
    Anya schwenkte ihre Taschenlampe und suchte nach einem Weg in den Keller. Neben dem Fahrstuhl entdeckte sie eine Tür zum Treppenhaus. Der Fahrstuhl war von altmodischer Art: mit einer Gittertür, die sich langsam aus den in der Hitze geschmolzenen Angeln löste. Sie konnte Rauch und Ruß in dem Fahrstuhlschacht sehen, und sie stellte sich vor, wie die Flammen aus dem Keller emporgeschlagen sein mussten. Als sie aufblickte, sah sie die Überreste der Kabine auf der Höhe des ersten Obergeschosses baumeln. Dieser offene Fahrstuhlschacht musste für einen perfekten Kamineffekt gesorgt und dem Feuer den Sauerstoff geboten haben, den es brauchte, um sich im gesamten Gebäude auszubreiten.
    Die Tür zum Treppenhaus war durch einen Haufen geschwärzter Lattenkisten blockiert. Anya schob sie zur Seite und fühlte die rissige Oberfläche versengten Holzes durch ihre Handschuhe. Der Brandstifter war vermutlich gar nicht bis ins Erdgeschoss gekommen. Er hatte im Keller seine Arbeit getan und war verschwunden. Wäre er mit dem Fahrstuhl wieder runtergefahren, hätte die Kabine im Keller sein müssen.
    Warum hatte es ihn überhaupt nicht interessiert, was in dem Lagerhaus war? Hätte er sich nicht umsehen müssen, um herauszufinden, ob es etwas gab, das sich zu stehlen lohnte? Er hatte die Zeit und die Gelegenheit gehabt - keine Alarmanlage, niemand, der ihn hätte beobachten können.
    Anya öffnete die

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