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Flandry 1: Im Dienst der Erde

Flandry 1: Im Dienst der Erde

Titel: Flandry 1: Im Dienst der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Abrams ihn eigenhändig den Wölfen vorwarf.
    Denn er durfte nicht zulassen, dass die Ereignisse so lange auf der Stelle traten, wie Brechdan es wollte. Die augenblickliche Situation umfasste Möglichkeiten, aus denen nur ein Verräter kein Kapital schlagen würde. Doch wie sich die Dinge entwickelt hatten – sodass die Gesandtschaft für unbestimmte Zeit auf Merseia festsaß –, konnte Abrams sie nicht in der Weise ausschlachten, die er ursprünglich geplant hatte. Aus der klassisch sauberen Operation, die er im Sinne gehabt hatte, musste eine Explosion werden.
    Mit Flandry als Zündschnur.
     
    Wie fast jede andere intelligente Spezies auch hatten die Merseianer in ihrer Vergangenheit Tausende von Kulturen und Sprachen entwickelt. Wie im Falle Terras ergab es sich am Ende, dass eine alle anderen mehr und mehr dominierte und langsam in sich absorbierte. Auf Merseia indes war der Prozess nicht so weit fortgeschritten wie auf Terra. Die Bräuche und Gesetze der Länder am Wilwidh-Ozean waren in einigen Teilen des Planeten noch immer reine Tünche. Eriau war die gemeinsame Sprache, doch es gab nach wie vor Merseianer, die mit ihr weniger vertraut waren als mit dem Idiom, das sie von ihren Müttern gelernt hatten.
    Vielleicht lag das daran, dass Lannawar Belgis nie über den Dienstgrad eines Yqan aufgestiegen war – eines Oberbootsmanns, übersetzte Flandry – und der Gruppe im Augenblick als eine Art Faktotum diente. Er konnte nicht einmal seine Rangbezeichnung fehlerfrei aussprechen. Ihm bereitete der Laut, der in der Transkription durch ein q wiedergegeben wird – annähernd ein kdh, wobei das dh wie das th im Englischen the klingen soll –, beinahe genauso große Schwierigkeiten wie einem anglischen Sprecher. Vielleicht aber fehlte ihm nur der Ehrgeiz. An Tüchtigkeit jedenfalls mangelte es ihm nicht, was sein großer Fundus an Geschichten von seinen Jahren im Weltraum bezeugte. Außerdem war er ein liebenswerter alter Knabe.
    Unbefangen saß er mit dem Terraner und Tachwyr dem Dunklen beisammen, dessen Rang eines Mei ungefähr dem terranischen Lieutenant Junior-Grade entsprach. Flandry gewöhnte sich allmählich an das Wechselspiel von Förmlichkeit und Ungezwungenheit zwischen Offizieren und Untergebenen im merseianischen Dienst. Statt der beiderseitigen Distanz auf terranischen Schiffen herrschte hier ein vertrauter Umgang, in dem die Vorgesetzten den Ton angaben, ohne ihn starr zu kontrollieren, eine Art immerwährender Tanz.
    »Ja, Weitblickenden«, polterte Lannawar, »ja, das war ein merkwürdiges Gestirn, und ich dankte dem Gott, dass ich es nie wiedersehen sollte. Dennoch, ich weiß nicht wieso, war unserem Schiff danach nie wieder Glück beschieden. Nichts gelang jemals mehr wirklich, versteht ihr, was ich meine? Ohne dass ich dem Kommandanten oder der Besatzung etwas nachsagen möchte, war ich doch froh, zur Bedh-Ivrich versetzt zu werden. Ihr Befehlshaber war Runei der Wanderer, und weit fort führte er uns wahrlich auf seinen Entdeckungsreisen.«
    Tachwyrs Schweifspitze zuckte, und er öffnete den Mund.
    Stets war jemand in der Nähe, der Lannawars Schwatzhaftigkeit Zügel anlegen sollte. Flandry, der halb eingenickt zugehört hatte, war schlagartig hellwach. Er kam Tachwyr um eine Millisekunde zuvor, indem er ausrief: »Runei? Der Gleiche, der jetzt Fodaich auf Starkad ist?«
    »Wieso … Ja, ich glaube schon, Weitblickender.« In dem tätowierten Gesicht auf der anderen Seite des Tisches wurden Augen zusammengekniffen. Eine grüne Hand kratzte den Wanst durch die offen stehende Jacke der Dienstuniform. »Nicht dass ich viel darüber wüsste. Ich habe kaum je von Starkad gehört, bevor ich gesagt bekommen habe, weshalb ihr Terraner hier seid.«
    Flandrys Geist nahm eine derart rasende Tätigkeit auf, dass er jede einzelne der verschiedenen Ebenen spürte, auf denen er arbeitete. Er musste jede Chance ergreifen, die sich ihm nach so vielen fruchtlosen Tagen bot; er musste Tachwyrs Bemühungen vereiteln, ihm den Fingerzeig wieder zu entringen, wenigstens eine oder zwei Minuten lang. Gleichzeitig musste er seine Rolle weiterspielen. (Den Dekadenten, wie Abrams vorgeschlagen hatte, was Flandry ziemlich genoss, wann immer seine Begleiter ihn irgendwohin brachten, wo man sich amüsieren konnte. Aber keinen dummen Menschen; er hatte rasch erkannt, dass er weiter kam, wenn man ihn ein wenig respektierte und sich in seiner Gesellschaft nicht langweilte. Er gab sich naiv, blauäugig; jemand, der

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