Flandry 3: Rebellenwelt
sein. Wir sind wider Willen gegangen. Wir leiden unter Fieber und sterben an den Giftpfeilen der Yanduvars.«
Und vernichten, was eine recht vielversprechende Kultur war, dachte Flandry.
»Wenn bestraft werden muss, was wir getan haben, so möge die Strafe allein mich treffen«, bat Ch’kessa. »Mir macht es nicht viel aus, seit ich zusehen musste, wie meine Jüngste gestorben ist.«
»Üben Sie sich bitte in Geduld«, sagte Flandry. »Der Kaiser hat viele Völker, die seiner Aufmerksamkeit bedürfen. Ihre Zeit wird kommen.«
Die Trägheitsnavigation hatte den Standort der Karawane gespeichert, und seither waren gerade zwei Stunden vergangen. Flandrys Pilot hatte sie rasch wiedergefunden; sie folgte einer Niederung, wo ein Hinterhalt weniger wahrscheinlich war als zwischen den Bäumen. Er landete die Gig einen Kilometer entfernt und öffnete die Luftschleuse.
»Leben Sie wohl, Mylord.« Der Shalmuaner kniete nieder, schlang Flandry den Schwanz um die Fußknöchel, kroch hinaus und war fort. Schlank und grün eilte er auf seine Artgenossen zu.
»Kehren Sie zum Schiff zurück«, befahl Flandry.
»Möchten Sie dem Statthalter keinen Besuch abstatten, Captain?«, fragte der Pilot sarkastisch. Er war noch ziemlich frisch von der Akademie. Seine Gesichtsfarbe wirkte recht fahl.
»Starten Sie, Bürger Willig«, entgegnete Flandry. »Sie wissen, dass wir Informationen zu sammeln und keine Zeit zu verlieren haben. Auf Starport oder New Indra haben wir außer der Navy auch niemanden von unserer Ankunft unterrichtet, richtig?«
Der Ensign ließ die Hände über die Instrumente tanzen. Die Gig stellte sich mit einer abrupten Gewalt aufs Heck, dass es ohne die Beschleunigungskompensatoren jeden nach hinten geschleudert hätte. »Verzeihen Sie, Sir«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen. »Nur eine Frage, wenn Sie gestatten. Sind wir nicht Zeuge einer offenkundigen Straftat geworden? Ich meine, die beiden anderen Planeten haben schwere Zeiten durchgemacht, aber das hier ist doch was ganz anderes. Weil die Shalmuaner doch keine Möglichkeit haben, sich außerhalb ihrer Welt zu beschweren. Ist es nicht unsere Pflicht zu melden, was wir gesehen haben, Sir?«
Der Schweiß glänzte auf seiner Stirn und befleckte unter den Armen seine Uniform. Flandry fing einen beißenden Hauch davon auf. Als er sich umsah, bemerkte er, wie gespannt die anderen vier Männer auf seine Antwort warteten, sich bemühten, sie durch das Wummern der Maschinen und das Pfeifen der aufbereiteten Atemluft zu hören. Soll ich antworten?, fragte er sich ein wenig panisch. Und wenn, was kann ich ihm sagen, ohne dass es der Disziplin schadet? Woher soll ich das wissen? Ich bin zu jung, um ›der Alte‹ zu sein!
Mit dem Entzünden einer Zigarette schindete er Zeit. Die Sterne zogen auf den Bildschirmen vorbei, als die Gig das All erreichte. Willig kontaktierte das Schiff, gab die Koordination für das Rendezvous ein und drehte sich mit dem Sessel herum, um ebenfalls seinen Kommandanten anzustarren.
Flandry zog Rauch ein, stieß ihn langsam wieder hervor und sagte vorsichtig: »Sie haben es schon oft genug gehört: Unser Einsatz besteht in erster Linie darin, Informationen zu beschaffen. Uns dem Kommando von Alpha Crucis zu unterstellen und es zu unterstützen steht erst an zweiter Stelle und erfolgt nur, solange wir dadurch unsere Hauptaufgabe nicht gefährden. Alles, was wir erfahren, wird ordnungsgemäß gemeldet. Wenn jemand zusätzliches Material einreichen und kommentieren möchte, so ist das sein Privileg. Sie sollten sich jedoch im Klaren darüber sein, dass es höchstwahrscheinlich nicht weit kommen wird, und das nicht etwa, weil unbequeme Tatsachen unter den Teppich gekehrt werden« – obwohl ich sagen würde, dass das gelegentlich geschieht. »Sondern das liegt schlicht an dem überwältigenden Umfang der Daten.«
Er deutete auf die Sterne. »Hunderttausend Planeten, meine Herren, ein paar mehr oder weniger. Jeder mit Millionen oder Milliarden von Bewohnern, eigenen Komplikationen und Rätseln, eigener Geografie und eigenen Zivilisationen mit Vergangenheit und Gegenwart und konkurrierenden Zielen für die Zukunft, sodass jeder eine eigene komplizierte, ständig in Veränderung begriffene, einzigartige Beziehung zum Imperium besitzt. Das können wir unmöglich kontrollieren, oder? Wir können nicht einmal hoffen, das alles zu verstehen. Bestenfalls können wir versuchen, die Pax aufrechtzuerhalten. Bestenfalls, Gentlemen.
Was an einer
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