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Flandry 3: Rebellenwelt

Flandry 3: Rebellenwelt

Titel: Flandry 3: Rebellenwelt
Autoren: Poul Anderson
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nicht weggeschaut hätte, als ich in den Wald geflohen bin.«
    Er konnte sie nicht mehr ansehen. »Du wirst gebraucht«, murmelte er.
    »Wofür? Damit man mir das bisschen, was ich weiß, herausquetscht? Damit man mich Hugh vor die Nase halten kann in der Hoffnung, dass er überstürzt handelt? Damit man an mir ein Exempel statuieren kann? Und dabei spielt es gar keine Rolle, ob es ein Exempel kaiserlicher Gerechtigkeit oder kaiserlicher Gnade ist – was immer ich bin, es stirbt, wenn sie Hugh töten.« Sie weinte nicht, machte ihm keinerlei Vorwürfe. Aus dem Augenwinkel heraus sah Flandry, wie sie langsam und fassungslos den Kopf schüttelte. »Ich begreife es einfach nicht.«
    »Ich glaube nicht, dass ich es dir jetzt schon sagen sollte«, beschwor er sie. »Es gibt noch viel zu viele Unbekannte in dieser Gleichung. Vieles ist noch zu improvisiert. Aber …«
    Sie unterbrach ihn: »Ich werde dein Spiel mitspielen, weil es der einzige Weg ist, wenigstens Snelund zu entkommen. Aber ich würde ihn lieber ohne dich gehen.« Sie fuhr ruhig fort: »Tu mir den Gefallen und sei nicht zugegen, wenn sie mich in diesen Sarg stecken.«
    Er nickte. Sie ging. Hinter ihr donnerte Wehes schwerer Schritt.
     
    Auch wenn er ansonsten viele Mängel hatte, der Gouverneur von Sektor Alpha Crucis führte eine hervorragende Küche. Darüber hinaus war er ein charmanter Gastgeber mit einem seltenen Talent zuzuhören und zugleich scharfsinnige, schlagfertige Kommentare abzugeben. Obwohl Flandry sich hinter seinem Lächeln größtenteils duckte wie ein Panther zum Sprung, genoss er ein wenig auch sein erstes zivilisiertes Essen seit Monaten.
    Er beendete seine Schilderung der Ereignisse auf Dido, während Diener geräuschlos die letzten goldenen Teller abräumten, Weinbrand und Zigarren servierten und wieder verschwanden. »Ungeheuer!«, rief Snelund und applaudierte. »Unsagbar faszinierend, diese Spezies. Sagten Sie, Sie haben ein Exemplar mitgebracht? Ich würde das Wesen gern kennenlernen.«
    »Das lässt sich leicht machen, Euer Exzellenz«, erwiderte Flandry. »Einfacher, als Sie vielleicht glauben.«
    Snelund zog leicht die Augenbrauen nach oben. Seine Finger versteiften sich eine Winzigkeit am Stiel des Kognakschwenkers. Flandry entspannte sich, sog das Bukett seines Branntweins ein, schwenkte ihn herum, um sich am Farbenspiel in der Flüssigkeit zu erfreuen, und schlürfte bewusst im Kontrapunkt zum Rhythmus der Hintergrundmusik.
    Sie saßen in einem höheren Stockwerk des Palastes. Der Raum war nicht groß, aber elegant proportioniert und in zarten Farben gehalten. Eine Wand hatte man zum Sommerabend hin geöffnet. Luft drang vom Garten herein und brachte den Duft von Rosen, Jasmin und weniger vertrauten Blumen mit. Am Fuß der Anhöhe funkelten die Lichter der Stadt wie Sternbilder und Springbrunnen; Türme reckten sich strahlend empor, und Flugwagen tanzten wie Glühwürmchen. Der Verkehrslärm war nur ein kaum hörbares Gemurmel. Man konnte nur schwer glauben, dass überall und bis zu den Sternen hin sich alles auf Krieg vorbereitete.
    Auch übte Snelund keinerlei Druck aus. Flandry mochte aus purer Frechheit Kathryn McCormac zur ›Sondervernehmung, die zur Maximierung der Erfolgswahrscheinlichkeit einer Erkundungsmission unerlässlich erscheint‹ entführt haben. Auch hatte er zuerst sein Schiff und zuletzt seine Gefangene aus reiner Nachlässigkeit verloren; doch nachdem er mit einer Beute zurückgekehrt war, die es Admiral Pickens höchstwahrscheinlich gestattete, der Rebellion einen einzigen spektakulären Todesstoß zu versetzen, ohne dass Hilfe von Terra angefordert werden musste, sodass die Vorgehensweise der Milizen demzufolge nicht im Einzelnen untersucht werden würde, konnte der Gouverneur kaum anders, als sehr höflich zu dem Mann zu sein, der ihm politisch die Haut gerettet hatte.
    Dennoch, als Flandry um ein Gespräch unter vier Augen gebeten hatte, hatte er nicht mit einem Abendessen tête-à-tête gerechnet.
    »Tatsächlich?«, hauchte Snelund.
    Flandry blickte ihn über den Tisch hinweg an: gewelltes, feuerrotes Haar, effeminierte Haltung, prächtige Robe in Purpur und Gold, funkelnder, glitzernder Schmuck. Dahinter, dachte Flandry, lagen Darm und Schädel.
    »Die Sache ist die, Sir«, sagte er. »Ich hatte eine heikle Entscheidung zu treffen.«
    Snelund nickte lächelnd, doch seine Augen waren ausdruckslos geworden und hart wie Stein. »Das habe ich schon vermutet, Commander. Bestimmte Aspekte Ihres
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