Flandry 4: Ehrenwerte Feinde
würde einen schweren Schlag für das Imperium bedeuten. Direkt oder indirekt wird dieses Bravourstück viele Menschenleben kosten. Warum erzählst du mir von dem Arsenal?«
Flandry zuckte mit den Schultern. »Ich habe entschieden, dass es meinen Interessen am ehesten dient, wenn ich Euch diene, Herr.« Er setzte eine ernste Miene auf. »Ich fürchte nur, dass ich mir hier Feinde machen werde, ehe alles vorüber ist. Ich brauche einen starken Freund.«
»Den hast du«, erklärte der Barbar. »Du bist viel zu nützlich, um erschlagen zu werden. Und … und … die Götter sollen dich für deine Hinterlist verfluchen, du seelenloses Ungeheuer – aber irgendwie mag ich dich.«
In einem Zimmer, das weitaus eleganter und bequemer war, als es selbst die höchsten Standards gestatteten – es war geheizt; an den Wänden hingen farbenprächtige Strukturteppiche, und die Luft erfüllten Weihrauch und die Klänge einer Musikanlage –, torkelten klappernd die Würfel über den Tisch und blieben liegen. Prinz Torric fluchte gutmütig und schob Flandry den Münzstapel zu. »Du hast das Glück eines Verdammten«, lachte er.
Für einen Sklaven geht es mir gar nicht übel, sinnierte Flandry. Genauer gesagt, häufe ich ein hübsches Vermögen an, solange mein Herr und Meister nicht dahinterkommt und mir meinen Hort abnimmt. »Sagt lieber, das Glück lacht stets den Schwachen«, schnurrte er. »Die Starken brauchen es nicht, Königliche Hoheit.«
»Lass die Titel, wenn wir unter uns sind«, rief der junge Krieger. Er war betrunken, seine Wangen gerötet. Grünlicher scothanischer Wein lag in einer Lache um seinen Kelch. »Ja, zum Totenreich mit den Titeln. Wir sind doch Freunde, Dominic, gute Freunde, nicht wahr? Wir haben uns viele Geschichten erzählt, Lieder miteinander gesungen und gescherzt. Seit du meine Geldschwierigkeiten in Ordnung gebracht hast … Sie hätten Schande über meinen Namen gebracht, weißt du?«
»Das ist doch nicht der Erwähnung wert … Torric. Ich kann gut mit Zahlen umgehen, und eine terranische Schulbildung ist natürlich auch nicht verkehrt.« Flandry blickte auf die Münzen. »Ich fühle mich schuldig, wenn ich Euch auch nur diese Summe abnehme. Ihr braucht mehr Reichtum, als Ihr habt, wenn Ihr die Euch zustehende Stellung halten wollt.«
»Na, im Imperium winkt uns allen Reichtum. Mir ist ein ganzes Planetensystem versprochen worden, über das ich herrschen soll.«
Flandry täuschte Überraschung vor. »Nur ein System? Mehr nicht für einen Sohn König Pendas? Das verstehe ich nicht. Soviel ich weiß, erhalten Männer von geringerem Rang größere Beute.«
»Das ist Cerdics Werk.« Torric trank aus seinem Kelch, setzte ihn mit einem Klappern ab und blickte finster aus dem Fenster in die Nacht. »Er hat Vater beredet … Jeder Prinz außer ihm, der irgendwelche wirkliche Macht besitzt, könnte versucht sein, nach mehr zu streben, hat er gesagt … denn allein er dürfe ein Anrecht auf die Oberhoheit haben.«
»Das verstößt doch gegen die Tradition, oder? Ich habe gehört, dass in alter Zeit eine Adelsversammlung den neuen Herrscher unter den Söhnen des Königs erwählte.«
Allerdings hatte dieses System zu einer Reihe von Bürgerkriegen geführt. Deshalb hatte man schließlich beschlossen, dass der Thronfolger ernannt werden sollte, solange der Vater noch herrschte. Das Erstgeburtsrecht war üblich, aber rechtlich nicht verbindlich. Penda hatte das Adelsparlament praktisch gezwungen, Cerdic zu ernennen, offensichtlich um einen Präzedenzfall zu schaffen. Fortan sollte dem König immer der älteste Sohn nachfolgen, was einen großen Schritt zur absoluten Monarchie hin darstellte.
Torric schwenkte den Kopf. Er war politisch nicht sehr gewandt. »Ja, so war es. Sie wollten früher immer den Besten, egal wen.«
»Ist Cerdic das denn?«
»Na, jedenfalls sagt er das ständig. Jede Stunde einmal.«
»Ich nehme also an, Ihr stimmt ihm nicht zu. Es sind gefährliche Zeiten. Ist es nicht Eure Pflicht, zum Wohl Scothas zu handeln? Und wer verkörpert dieses Wohl mehr als der König?«
Der Prinz blinzelte. Er hatte entweder vergessen oder nie bemerkt, wie viel er in den letzten Wochen über sich verraten hatte. »Kannst du Gedanken lesen, Dominic? Ich muss mich über dich wundern …« Er riss sich zusammen. »Aber … Nein. Ich darf nicht. Ich kann nicht.«
Flandry hob die Zeigefinger an die Brauen. Die Gebärde war seine Version des scothanischen Berührens der Hörner, mit dem man sein
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